21. November 2023

Sex, Lust & Liebe mit Julia Henchen Teil 2

Über kaum einen Themenbereich wird so viel und wenig gesprochen zugleich: Liebe, Lust und Sexualität. Und vor allem herrscht eines - viel Unsicherheit. Das führt natürlich zu vielen Fragen. Deswegen freuen wir uns sehr, dass wir die bekannte Paar- und Sexualtherapeutin Julia Henchen erneut für ein Themenspecial gewinnen konnten. In ihrem neuen Buch, das im November erscheint, beschäftigt sie sich einmal mehr mit dem Thema Lustlosigkeit. Sie beantwortet am Dienstag, 21. November, allerdings auch alle anderen Fragen rund um das Thema Sex, Lust und Liebe.
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39 Fragen

Wie sinnvoll ist verbannen von Sex, Geschlecht und Sexualität in Medien durch den "Jugendschutz" wirklich, oder ist er gar eher Kontraproduktiv?

Hallo Julia Henchen,

gerade das Thema Jungend und Sexualität und Sex ist Stoff vieler Diskussionen und Streits, auch wegen dem Jugendschutz. Einerseits gut um Kinder und Jugendliche vor negativen zu schützen andererseits, verursacht wiederum die Zensur laut Wiki bei Filmreihen wie damals "Schulmädchenreport", das Material wegen dem entfernten Kontext erst recht sexistisch wurde. In Filmen und Serien für Kinder und Jugendliche sind mal abgesehen von Namen und optische Merkmale wie Kleidung und haare Geschlechter faktisch nicht existent weil Busen = böse, sichtbare Geschlechter, selbst bei Tierischen Charakteren = böse, Anus = böse. Kurz gesagt Sexualität und Geschlechter werden im Grunde verleugnet. In Japan hat die Zensur von zb. Schamhaaren dazu geführt das weibliche Charaktere meist sehr Jung aussehen. Um die Kinder vor "Pornographie" zu schützen ist eine Altersverifikation im Internet verlangt welche Datenschutz ad absurdum führt und zudem im Nutzen Fragwürdig ist.

Naturvölker in Afrika oder auch Amazonas sind teils halb nackt und der Busen oder gar Geschlechter teils offen sichtbar und somit ein alltäglicher Anblick. Bei Muslimen hingegen kann im extrem Fall ein nackter Finger der Frau schon das leben Kosten weil unzüchtig und die Verhüllung soll wenn ich mich recht erinnere das reizen des Mannes vermeiden. Nicht nur die Jugend tut sich im Umgang mit dem anderen Geschlecht eher schwer, 30% der Frauen fühlen sich laut einer Umfrage beziehungsunfähig. Frauenbewegungen, wahrscheinlich Ultras haben den umgangen zwischen Frauen und Männer mit extremen immer mehr erschwert, da immer mehr sexistisch ist.

Diese und andere Dinge wecken Zweifel am Geschlechtertabu und dem verbot von Sexualität und Sex für Jugendliche in Medien. Ich will damit nicht sagen das man in Kinderfilmen Sex zeigen sollte, doch erscheint mir das verbannen des Themas bis zum 18 Lebensjahr nicht wirklich zielführend.

Zusätzliche Fragen:

  1. Wäre es nicht auch besser bei Kontrollgremien wie USK, FSK und Co. auf die hohen Gebühren für Kontrollen von Medien zu verzichten, damit mehr ihre Werke auch prüfen lassen und lassen können?
  2. Sind die Regeln der USK und Co. überhaupt Zielführend für den Auftrag den sie haben?
  3. Ist der Umgang mit dem Thema nicht inzwischen zu sehr tabuisiert?

MfG

Warum herrscht im Punkt "Ausleben von Sexualität" noch immer ein so krasses Ungleichgewicht bzw. keine gesellschaftliche Gleichstellung?

Hey Hey,

ja, ein Thema, dass mir in den letzten Monaten oft begegnet ist und das ich persönlich für ein Unding halte. Und ich frag mich, warum in einer Zeit, wo an allen Ecken Gleichheit und Gleichberechtigung gefordert wird, um dieses Thema, dass den Menschen ja sehr nahe ist, ein Bogen gemacht wird.

Männer und Frauen werden gesellschaftlich nicht gleich behandelt, wenn es um die Auslebung der Sexualität geht. Beispiele gefällig?

Ein Mann, der viele Frauen hat, der ist ein toller Stecher. Eine Frau, die viele Männer hat, die ist eine Schl*mpe.

Ein Mann, der Sex will, ist ein perverses Lustschwein. Eine Frau, die Sex will, die hat halt Bedürfnisse.

Ein Mann, der keinen Sex will, mit dem stimmt irgendwas nicht. Eine Frau, die keinen Sex will, die will halt nicht - sie muss ja nicht.

Einem Mann wird pauschal unterstellt, dass er nur Sex will. Einer Frau würde das niemand jemals unterstellen.

Ein Mann der noch keine Frau hatte mit 20, mit dem stimmt was nicht oder er ist sogar ein Weichei. Eine Frau, die mit 20 noch keinen Sex hatte, die hat sich aufgehoben und wartet auf den Richtigen.

Also sorry, aber in einem Land, wo jeden Tag mehr Regenbogenflaggen aufgehängt werden und wir über immer seltsamere Dinge diskutieren bzgl. der Gleichheit und Gerechtigkeit ... in einem solchen Land macht man um das Thema einen riesen Bogen, als ob es das nicht gäbe. Und Sexualität ist ja nur eine Facette davon. Das archaische Prinzip "Der Mann muss als erstrer machen" ist auch unangetastet geblieben von dieser Gesellschaft. Gesprochen wird hier zu Lande ja leider nur über den ersten Punkt ... über alle anderen kaum, was ja irgendwie den Schluss nahe legt, dass nur dann über das Ungleichgewicht oder solche Missstände geredet wird, wenn die Frau dabei schlechter weg kommt.

Liebe, Sex und Spiritualität?

Wie spirituell denkst du über Liebe und Sex nach?

Ist es ein reiner Akt der Fortpflanzung bei dem tolle Hormone ausgeschüttet werden damit wir es als Erstrebenswert finden uns Fortzupflanzen? Oder ist es der Versuch "Eins" zu werden?

Je mehr "Anziehung" wir spüren, desto mehr wollen wir uns dem/der anderen Nähern. Wie eine Elektrische Spannung die sich entladen will.

Nicht nur nähern, wir wollen nah bei ihnen sein, dann sich berühren, dann sich spüren, dann sich küssen, und dann sogar "im Körper" sein, welches dann das "finale" ist, wo die Spannung nun endlich erlischt, und nach dem Sex, merkt man innerhalb von Sekunden, wie die "Attraktivitäts-Spannung" weg ist, die sich teilweise über Tage, Wochen, Monate aufgebaut hat, und das transformiert sich in ein tiefes gefühl von zufriedenheit und Liebe.

Ist alles das nur "Evolutionär bedingt"? Oder siehst du 2 Seiten dieser Münze?

Physisch können wir nicht weiter "Eins" werden als Sex. Wenn wir einen Boost von Liebe erfahren, haben wir den Drang den Partner ganz doll und stark an uns ranzuziehen. Ist das ein Versuch noch mehr "Eins" zu werden? Auf vielen Eben werden wir in der Liebe eine harmonische "Einigkeit". Ob es der Samen und die Eizelle ist die "Eins" werden, ob es die Körper sind, die versuchen "eins" zu werden, und selbst unsere Interessen, motive und lebenswege nähern sich der "einigkeit" langsam an.
Jedoch, scheint es mir wie eine Asymptote, sodass wir die eigentliche Einigkeit nie erreichen, oder dessen Produkt eventuell dann neues Lebens ist.

Wie denkst du über diese Ebene der Liebe und Beziehung nach?

Ich bin gespannt auf deine Meinung!
Alles gute,
Marcel