Wo kommt der aktuelle Antisemitismus her?

10 Antworten

Eine bedeutende Rolle spielt die Beziehung zwischen Israel und Palästina. Viele Menschen aus muslimischen Ländern, besonders aus arabischen Staaten, sind mit negativen Vorstellungen über Israel und Juden aufgewachsen. Diese Propaganda, oft durch politische Bewegungen wie Hamas oder die Hisbollah verstärkt, verbindet den Konflikt in Palästina direkt mit einer Abneigung gegenüber dem Judentum und Israel im Allgemeinen. Diese Gruppen fördern ein Narrativ, das Israel als feindliche, besetzende Macht darstellt, was zu Hass und Misstrauen führt. Für viele, die ihre Heimat verlassen mussten, bleibt die palästinensische Sache ein emotionaler Ankerpunkt, und ihre Kritik an Israel kann in Antisemitismus umschlagen, wenn sie die jüdische Bevölkerung pauschal einbezieht.

Zusätzlich gibt es seit dem 19. Jahrhundert westliche antisemitische Schriften, die auch in den arabischen Raum gelangt sind. Leider haben sich einige dieser negativen Bilder über Juden verfestigt und werden noch heute von politischen und religiösen Führern weiterverbreitet. In Europa wird diese Art von Antisemitismus manchmal instrumentalisiert und vermischt mit den Verschwörungstheorien, die auch in westlichen rechtsextremen Kreisen zu finden sind. Ich verstehe die Notwendigkeit, Israel für bestimmte politische Entscheidungen zu kritisieren. Auch ich finde, dass es Gründe gibt, gewisse militärische Maßnahmen zu diskutieren. Dennoch sehe ich, dass Hass auf eine ganze Religion oder Ethnie kein angemessener Weg ist. Leider dominiert für viele das Narrativ, dass "Israel" und "Juden" gleichzusetzen seien, was eine Welle des Hasses auslösen kann, die mit den eigentlichen politischen Konflikten wenig zu tun hat.

LG aus Tel Aviv

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ein Teil davon wurde sicher "weitervererbt" und krude Verschwöhrungstheorien mit bezug auf Juden waren schon immer hoch im Kurs und werden es wohl auch bleiben.

Gerade die arme Landbevölkerung war bei uns hier nicht gerade Judenfreundlich.

Der größte Teil davon dürfte allerdings importiert worden sein, woher weis ja jeder.

Abgesehen davon sehe ich aber relativ wenig echten Antisemitismus von Europäern oder Amerikanern.


tanztrainer1  14.11.2024, 10:54

Das sehe ich eher so, dass die Rechten mit der Behauptung, dass die Muslime schlimmer wären, nur von sich selbst ablenken wollen.

Wenn man sich nämlich die Statistik der PMK genau ansieht, sind die Rechten, auch bei antisemitisch motivierten Straftaten, immer noch am meisten vertreten. Muslime tauchen in der Statistik nämlich eher marginal auf.

Es wird über Straftaten von Muslimen nur häufiger berichtet.

Zum Beispiel wurde der Anschlag im OEZ in München erst später als rechtsradikal eingestuft. Die Opfer waren zum größten Teil Muslime. Zwei der Opfer waren ein Sinti und ein Roma.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Anschlag_in_M%C3%BCnchen_2016

Rjinswand  14.11.2024, 11:36
@tanztrainer1

Nun, Gewalt gegen Juden wird ja bei uns als rechtsextremistisch eingestuft, egal ob die Täter nun Nazis oder IS Anhänger sind.

Desweiteren wird bei nicht Deutschen die Nationalität auch gern mal verschwiegen wenns irgendwie geht, gerade was Flüchtlinge anbelangt. Zumindest war es bis vor kurzem so, mittlerweile ist es wohl anders.

Wirklich Angriffe auf Juden oder jüdische Einrichtungen kommen dann schon öfters von radikalen Muslimen als von den Glatzköpfen.

Die Gesamtzahl der antisemitischen Straftaten insgesamt mag zum größeren Teil von Deutschen Rechten ausgehen, die wirklich schlimmen Straftaten (Körperverletzung usw) außerhalb von Beleidigungen und Drohungen sind aber eher bei Muslimen, gerade Palestinänsern, Iranern, Afgahnen usw zu suchen.

tanztrainer1  14.11.2024, 11:51
@Rjinswand

Da unterschätz Du wohl unsere Polizei.

Man kann normalerweise an Hand der Optik sehen, ob jemand Deutscher ist, oder aus dem Nahen Osten bzw. dem Maghreb stammt.

Oder würdest Du Anis Amri als Nazi einschätzen? (Dessen Straftaten wurden garantiert nicht den Rechtsradikalen zugeordnet!)

Dass Muslime in dem Zusammenhang mit Antisemitismus mehr Straftaten begehen würden, wage ich zu bezweifeln.

Eine Demo ist eben immer noch etwas anderes.

Rjinswand  14.11.2024, 12:10
@tanztrainer1

Soweit ich weis werden ALLE religös motivierten Straftaten dem Rechtsextremismus zugeordnet.

Das unter Muslimen Antisemitismus mehr verbreitet ist als unter Christen würde ich jetzt schon annehmen.

Natürlich muss man hier auch nach Nationalität unterscheiden.

Die eher Pro-Westlichen orientierten Muslimischen Staaten (Türkei, Ägypten, Saudi Arabien, Jordanien) dürften da natürlich weniger feindselig sein als etwa der Iran, Lybien, Libanon, Syrien, Pakistan oder der Yemen, da dürfte es relativ wenige nicht Judenhasser geben.

Rjinswand  14.11.2024, 14:41
@tanztrainer1

Das religiös motivierte Straftaten unter Rechtsextremismus fallen oder das es bei den von mir genannten muslimischen Ländern viel Antisemitismus geben dürfte ?

Ok, hab grad nochmal intensiv gegoogelt, politisch motivierte Straftaten werden generell dem Rechtsextremismus zugeordnet, darunter auch terroristische Straftaten z.b durch I.S oder ähnlichem, das mit den religös motivierten ist extra.

Als ich in der 7. oder 8. Klasse war, hab ich Bücher wie "Der internationale Jude" von Henry Ford, "Die Protokolle der Weisen von Zion" und "Die Banker Satans" von Carrington Hitchcock gelesen. Das hat bis heute mein Weltbild geprägt.

"das kann doch nicht mehr durch die Prägung der Vergangenheit sein" Na klar, schon. Rassismus ist auch eine Erfindung der Vergangenheit und heute noch aktuell. Menschen wollen sich in Grüppchen bilden und sich anderen überlegen fühlen. Das hast du überall mal mehr, mal weniger schlimm.

Ich sehe es so:

Solange genug Leute sich den Antisemitismus der Vergangenheit bewahren (was ja leider der Fall ist), wofür bestimmt schon ein sehr geringer Prozentsatz der Bevölkerung von vielleicht 1 % ausreichend ist, lebt der Antisemitismus unvermindert fort.

Er tritt dabei zunächst in den Hintergrund. Er bricht hervor und verbreitet sich, sobald Krisen entstehen, die einen breiten Teil der Bevölkerung betrifft und bei diesen Verlustängste und Zukunftssorgen auslöst. Das ist der Nährboden, auf den die Bewahrer des Antisemitismus aufbauen können.

Und da besonders in Krisenzeiten die Leute nach einfachen und zugleich bequemen antworten suchen (was bedeutet, jemand anders musse Schild sein), werden die Juden bereitwillig wieder als Sündenbock akzeptiert.

Und so zieht sich das über die Jahre und Jahrhunderte.

Ich vermute, du hast Schwierigkeiten das nachzuvollziehen, weil du ein rational denkender und empatischer Mensch bist. Der erschließt sich nicht, warum man Hass auf eine bestimmte Gruppe haben kann ohne, dass m6etwas mit dieser Gruppe negativ oder überhaupt zu tun hat (mir übrigens auch nicht).

Das ganze hat aber wenig mit rationalem denken zu tun. Es geht hier um irrationale Gefühle, bei denen diejenigen eben nicht genauer nachdenken und dich selbst oder andere auch nicht hinterfragen.