Wo haben wir in Deutschland einen Überschuss an Arbeitskräften?
Man hört ja immer nur davon dass überall ein Arbeitskräftemangel herrscht. Wenn die Stellen an der einen Stelle fehlen muss es doch irgendwo einen Überschuss geben.
7 Antworten
Eben gerade nicht! Die Generation der "Babyboomer" waren sehr geburtenreiche Jahrgänge, also viel mehr Menschen als in den Generationen davor und danach. Diese Generation geht gerade nach und nach in Rente. Dadurch werden deren Stellen frei. Und da in den nachrückenden Generationen schlichtweg Menschen "fehlen", kann man diese Stellen derzeit eben nicht alle nachbesetzen.
Es fehlt halt beides. Selbst Stellen für ungelernte Hilfskräfte bekommt man immer schwerer besetzt. Und dass so viele Ausbilduingsplätze in den letzten Jahren unbesetzt bleiben, hat auch echt nicht nur mit den hohen Abiturientenquoten zu tun, sondern auch da einfach mit fehlenden jungen Menschen. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt ja nicht ohne Grund sogar noch unter der aktuell niedrigen Gesamtarbeitslosenquote.
Und ja, dass Deutschland sich immer noch so arrogant bei der Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse anstellt und sich so gegen Zuwanderung sträubt, macht absolut nix besser dabei! Wir brauchen ganz dringend Zuwanderung, denn selbst bei sofort massiv steigenden Geburtenraten hätten wir ja frühstens in so ca. 20 Jahren auf diesem Weg neue Fachkräfte...
Die Babyboomer haben auch mehrheitlich auch noch 80 bis 100 Stunden in der Woche gearbeitet, während die heutige Jugend über work-life-balance faselt und nicht einmal 40 Stunden arbeiten will
Ich habe auch viel gearbeitet - 60 Stunden-Wochen waren die Regel, bei Abschlüssen auch gerne mehr.
2015 bin ich dann zusammen geklappt - Depressionen, Burnout, massive körperliche Probleme. Ich war über ein Jahr krank geschrieben. Seitdem arbeite ich "nur" noch Teilzeit. Es geht mir damit wesentlich besser.
So falsch ist das mit der Work-Life-Balance also nicht.
Du hast ja Recht, aber irgendjemand muss die Arbeit ja machen. Ich bin inzwischen Rentner und arbeite immer noch, obwohl gesundheitlich nicht gut drauf.
Schon mal überlegt, dass wir jüngeren Generationen kürzer treten, gerade WEIL wir erlebt haben, was es bedeutet, nur noch für den Job zu leben?
Ich bin (frühe) Gen Y, meine Eltern somit Babyboomer. Mein Vater hat eine kometenhafte Karriere hingelegt - Chefarztposten schon mit Ende 30. Für uns Kinder bedeutete das, dass wir ihn morgens nicht sahen, weil er da schon weg war bevor wir aufstanden und abends ebenfalls nicht, weil wir schon im Bett waren, wenn er heim kam. Am Wochenende war Familienzeit - sofern er nicht gerade Dienst hatte.
Als ich 16 war und mein Vater nicht mal Mitte 40, nahm er sich das Leben. Vermutlich BurnOut / Depression, natürlich ohne sich Hilfe zu suchen, weil das wäre ja "Schwäche" und so.
Ist es da verwunderlich, dass meine Schwester und ich unser Arbeitsleben anders angehen? Übrigens durchaus erfolgreich und sehr gut qualifiziert, mit guter Arbeit! Aber eben nur in dem Rahmen, der vertraglich vereinbart ist und bezahlt wird. Und auch nur in dem Rahmen, der das Leben an sich, also abseits des Jobs, noch ermöglicht, als Ausgleich, als Schutz davor, so wie er zu enden!
Zu viele in der Bürokratie und zu wenige, die wirklich arbeiten, also Werte produzieren.
Einfaches zahlenbeispiel: In der nächsten Dekade gehen jährlich etwa 1 Million Arbeitnehmer in dn Altersruhestand. Es rücken aber nur etwa 200000 bis 250000 junge Leute in die Arbeitswelt nach...mit Migranten sind es dann etwa 250000 im Jahr. Fehlen jährlich an die 750000 Arbeitskräfte...und das über eine Dekade....sind wir bei über 7 Millionen weniger.
WO soll es da einen Überschuss geben?
Das Problem ist weniger, dass es keine Arbeitskräfte gäbe. Man muss sich nur die Zahl der Arbeitslosen anschauen - die ist hoch genug.
Diese Arbeitskräfte sind nur eben nicht für jeden Job qualifiziert. (Und ich möchte nicht wissen, wie Viele darunter sind, die gar nicht arbeiten wollen oder sich selbst wegen der mangelnden Qualifizierung bereits aufgegeben haben.)
BWL + WiWi Studenten :´D Da gähnt die Personalabteilung inzwischen nur noch
Nope, nicht mal mehr da ;). Wir mussten Anfang des Jahres zwei Stellen in der Buchhaltung nachbesetzen. Für beide haben wir mehrere Monate lang gesucht, hatten am Ende insgesamt für beide Stellen nur 4 Bewerbungen auf dem Tisch - und glücklicherweise darunter 2 Treffer! Selbst in diesem Bereich macht sich also gerade zunehmend der demografische Wandel bemerkbar. Und wenn ein Mangel an Verwaltungsmenschen herrscht, dann ist das ungefähr so ein Alarmsignal, dass irgendwas gar nicht rund läuft, wie wenn die Lieferketten in der Autoindustrie nicht mehr funktionieren ;).
Ich habe 2021 kurz vor meinem 59. Geburtstag die Stelle gewechselt. Das Unternehmen hat zwei Jahre lang einen Teilzeitbuchhalter gesucht. Noch Fragen?
Ja, die eine neue Kollegin, eine der beiden "Treffer", ist ebenfalls Mitte 50 - und wir haben sie mit Kusshand genommen :)! Es macht einfach Spaß, mit jemandem zusammenzuarbeiten, der so viel Erfahrung und Fachwissen mitbringt :).
Ich habe etwas mit Wirtschadft studiert und habe dann 30 Bewerbungen geschrieben.
Liegt vielleicht auch an den übertriebenen Anforderungen der Arbeitgeber.
"Was mit Wirtschaft" klingt nach "Ich habe keine Ahnung, was ich mal machen will". Ich habe BWL mit Schwerpunkt Rechnungswesen studiert und in der Buchhaltung gearbeitet. Es war also klar, in welche Richtung ich gehen wollte.
Du solltest Dir klar werden, was Du willst und Dich dann gezielt in diese Richtung orientieren.
Joa. Hab jedenfalls falsch gewählt. Falsche Branche, die mir kein Spaß macht.
BWL und WiWi sind aber halt nicht zwangsläufig mit Steuerlehre oder Steuerrecht verbunden ;)
Die Basics der Buchführung und den damit verbundenen steuer- und handelsrechtlichen Aspekte sind Teil jeder kaufmännischen Ausbildung und jedes BWL-Studiums. Zudem kann man im BWL-Studium auch einen entsprechenden Schwerpunkt wählen. Oder eben über Umwege nach dem Studium in diesen Bereich "rutschen", wie es zum Beispiel mein einer Kollege getan hat, der nach einem dualen BWL-Studium jetzt auch seit einigen Jahren in der Buchhaltung tätig ist.
Es fehlen keine Menschen, sondern ausgebildete Fachkräfte. Dass gefühlt jeder durchs Abi und Studium geprügelt wird oder Influenzer, DSDS-Star o.ä. werden soll, ist da nicht hilfreich. Auch nicht, dass man Flüchtlingen Deutschkurse und Arbeitsplätze verwehrt, bis auch der letzte Beamte seinen Stempel gesetzt hat. Mir würde kein Grund einfallen, warum ein syrischer Arzt hier nicht zumindest als Pfleger arbeiten könnte bis die Qualifikationen geklärt sind.