Wird Teamarbeit überschätzt?

6 Antworten

Also schulisch gesehen stimme ich dir vollkommen zu. Die meisten tun wirklich gar nichts und trödeln einfach so herum. Statt dich dann einfach arbeiten zu lassen lenken sie dich noch ab. Schlimmer geht’s nd. Dann fragt uns der Lehrer auch noch warum wir nicht fertig geworden sind. Alleine arbeiten nach deiner Präferenz ist für dich ja immer besser. Ein paar Ideen anderer schadet nicht solange sie mithelfen.

Wenn mehrere Menschen an einem mathematischen Beweis arbeiten sollen, dann ist das eine extrem hohe Anforderung an Teamfähigkeit. Aber das gibt es.

In der Schule habe ich nur einmal im Fach Informatik in einem freiwilligen Wahlkurs echte Teamarbeit gefordert. Ich habe eine größeres Programm in mehrere Teilprogramme zerlegt und den einzelnen Schülern die Lösung der Teilprogramme zugewiesen. Dabei war vorgesehen, dass sich die Teilprogramme gegenseitig aufrufen können. Wenn nur ein Teilprogramm nicht funktionieren würde, dann würde das Gesamtprogramm nicht funktionieren und es wäre nicht so einfach herauszufinden in welchem Teilprogramm der Fehler stecken würde. Um das Ganze nicht ausufern zu lassen habe ich selbst das Rahmenprogrmm vorgegeben und auch alle Teilprogramme erstellt so dass zur Kontrolle der Richtigkeit eines Teilprogramms nur mein Teilprogramm gegen das Teilprogramm des Schülers ausgetauscht werden mußte. Das hat relativ gut funktioniert. In der Realtät wäre es viel schwieriger gewesen.

Alle anderen Aufgaben wie ein Referat über ein Thema, das von mehr als einem Schüler erarbeitet werden sollte, wurde dann in Wirklichkeit praktisch immer nur von einem einzelnen Schüler erstellt. Deshalb habe ich eine Bewertung solcher Arbeiten abgelehnt.

Auch meine Unterrichtskonzepte, die ich in digitaler Form den Kollegen (und jetzt auch hier im Forum den Schülern) zur Verfügung gestellt hatte wurden anfänglich praktisch nicht verwendet. Der Aufwand sich in die Gedanken eines anderen einzufinden wurde als höher angesehen als der Aufwand die Arbeit gleich ganz selber zu machen. Erst nachdem einige Fachbetreuer mit meinen Unterrichtskonzepten gearbeitet hatten wurde der entsprechende Vorteil akzeptiert und die Konzepte verwendet.

Resumee: Teamarbeit erfordert die Fähigkeit mit den Gedanken eines anderen zu arbeiten. Das stellt eine spezielle Art der Anforderung dar. Der Vorteil ist, dass nicht einer alles machen muß und im Extremfall bei echter Teamarbeit, dass die Gedanken der einzelnen Teamplayer sich gegenseitig fördern oder ergänzen. Mir selbst ist das nur in Teilbereichen mit einer Handvoll von Kollegen meiner Fachschaft Physik gelungen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Lehrer u. Fachbetreuer für Mathematik und Physik i.R.

mein Mann sagt immer, das einzig Gute an Teamarbeit ist, dass man den Fehler immer auf den anderen abschieben kann.

Nein, ich bin auch kein Freund von Teamarbeit. Einige arbeiten konsequent und andere ruhen sich auf dem Erfolg aus.


Littlethought  16.12.2024, 00:08

Bei gut strukturierter Teamarbeit wäre das nicht möglich. Allerdings kann es sehr aufwendig sein nachzuweisen wer den Fehler gemacht hat. Und dieser Aufwand scheitert dann möglicherweise an der Rentabilität.

Ich habe über 10 Jahre mit einem Kollegen den Stundenplan unseres Gymnasiums gemacht. Keiner hat je versucht dem anderen einen Fehler vorzuwerfen. Auch Fehler waren für uns immer ein Ergebnis gemeinsamer Arbeit.

Kommt darauf an.

Teamarbeit im Unterricht / Schulungen fand ich immer eher kontraproduktiv. Viele Köche verderben den Brei.

Auf der Arbeit besteht unser Team aus Chef, Bauleitern, Abrechnern, Kalkulator, Einkauf, Finanzabteilung und mir. Jeder kennt seine Aufgaben. Es ist ähnlich wie bei Zahnrädern, die ineinandegreifen und den Laden am Laufen halten. Das ist für mich auch Teamarbeit. Einer alleine wäre überfordert.

Dann bist du kein Teamplayer. Denn die Charaktereigenschaften eines Teamplayers sind klar fomuliert.

  1. Zuverlässigkeit
  2. Kommunikationsfähigkeit
  3. Konstruktive Kritik
  4. Kompromissbereitschaft 
  5. Sympathie

Wer sein eigenes Ding durchzieht und begründest seine Aussagen bestenfalls mit „isso“? Kein Teamplayer.

Ein Teammitglied tut sich schwer mit dem Projekt? Du sagst einem überforderten Teammitglied vor aller Augen, dass er/sie wohl einfach nicht geeignet für die Aufgabe ist. Kein Teamplayer.

Du findest deine Idee super, aber die anderen finden die Idee des Kollegen noch besser? Geh Kompromisse ein und gib auch mal nach. Du reagierst, beleidigt und bisst sicher, dass das ganze Projekt aufgrund der Idee des Kollegen an die Wand fahren wird? Kein Teamplayer.

Bist du ein Eigenbrötler, der sich nicht integrieren kann und Fehler nur bei anderen sieht? Keine Ahnung, das wirst nur du beantworten können und die Leute, die mit dir gearbeitet haben. Spannende Frage. Wäre mal interessant zu wissen, was die dazu sagen würden.

Die Kollegin hat einen schlechten Tag? Du findest aufmunternde Worte und sagst, es ist okay, wenn es mal nicht so rund läuft – morgen sieht die Welt schon wieder anders aus. Die Probleme der anderen interessieren dich nicht, sie sollen sich zusammenreißen. Kein Teamplayer.

 

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

saulop 
Beitragsersteller
 15.12.2024, 23:19

Das klingt in der Theorie zwar gut, aber in der Praxis ist das ganz anders. So einfach funktioniert das nicht. Man kann es nie allen recht machen.

Amazonaskenner  15.12.2024, 23:23
@saulop

Red keinen Unsinn. Ich habe in vielen Teams gearbeitet. Es liegt nicht nur an anderen, es liegt auch oft an einem selbst. Sich zurücknehmen und nicht so wichtig zu nehmen, ist ein maßgeblicher Faktor. Die Frage ist immer, wie ich mit unsympathischen Menschen umgehe, ohne dass man denen auf den Schlips tritt.

Sympathie ist schwierig, aber es geht um Professionalität und nicht um persönliche Animositäten. Wer das nicht ausschalten kann, ist kein Teamplayer. Punktum. Da muss man ehrlich zu sich selbst sein.

Littlethought  15.12.2024, 23:53

Sympathie ist eine keine Eigenschaft einer Person sondern eine Beschreibung des Verhältnisses von Personen.