Wird Latein wieder wichtiger werden oder ist es Zeitverschwendung es zu lernen?

4 Antworten

Wird Latein wieder wichtiger werden oder ist es Zeitverschwendung es zu lernen?

Das weiß ich nicht. Ich hoffe, dass es wieder wichtig wird. Und ob es als Zeitverschwendung betrachtet wird - das kommt auf die Perspektive drauf an.

Wem es wichtig ist, als Arbeitnehmer für den Arbeitgeber besser verwendbar zu sein, der lernt eher noch eine moderne Sprache dazu und nicht eine "tote" Sprache. Für den wäre Latein eine Zeitverschwendung.

Was dafür spricht:

Latein ist die Basissprache Europas und damit Weltkulturerbe.
Latein steht für Sprachbildung und Werteerziehung (ein Europabewusstsein erfolgt in der Auseinandersetzung mit Werten). In den neueren Sprachen kommt es in erster Linie auf die angewandte Kommunikation an.
Mit Latein entwickelt sich ein Sinn für Grammatik, für bestimmte Strukturen einer Sprache, von dem auch der Deutschunterricht profitiert.
Jemand sagte: Latein ist der Trimm-dich-Pfad des Gehirns.

Vor einigen Jahren ärgerte es mich, dass ich Fremdwörter oft nicht verstehe, vom Gebrauch derselben ganz zu schweigen. Deshalb schrieb ich mir Fremdwörter auf Vokabelkärtchen und wollte so lernen, wofür sie stehen. Es ist mir nicht geglückt.
Als ich Latein lernte (als Oma, zusammen mit meiner Enkelin), verstand ich plötzlich Fremdwörter. Außerdem konnte ich mir schwierige englische Wörter selbst erklären. Ohne dass ich sie lernen musste.

Ich kann hier nicht alles schreiben, warum Latein keine Zeitverschwendung ist. Doch ich kann euch zwei kleine Bücher nennen, die euch überzeugen werden.

"Warum Latein? Zehn gute Gründe." Friedrich Maier. Reclam

"Mit dem Latein am Ende? Tradition mit Perspektiven." Vandenhoeck & Ruprecht

DieChemikerin  05.12.2023, 09:57

Auch sehr empfehlenswert:

a) Latein ist tot, es lebe Latein! von Wilfried Stroh

b) Latein lebt! Von der Nutzlosigkeit einer schönen Sprache. von Nicola Gardini

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Ob Latein in Zukunft wieder an Bedeutung gewinnen wird, lässt sich wohl kaum mit Sicherheit vorhersagen. Dennoch bleibt festzuhalten, dass Latein als Ursprung aller romanischen Sprachen eine Schlüsselrolle spielt und dazu beiträgt, ein tieferes Verständnis für die Grammatik zu entwickeln, was wiederum das Erlernen von Fremdsprachen erleichtern kann. Die lateinische Sprache und die römische Kultur haben zudem maßgeblichen Einfluss auf die Begrifflichkeiten unseres Rechtssystems ausgeübt. In Bereichen wie Medizin, Theologie und Geschichte sind Kenntnisse des Lateinischen von großer Bedeutung. Bis heute fungiert Latein als Amtssprache im Vatikan. Darüber hinaus existieren mittlerweile zahlreiche internationale Gruppen, die aktiv Latein sprechen. Es ist stets von Vorteil, eine Kultursprache zu erlernen, die uns durch ihre Texte mit der Geschichte der europäischen Kultur vertraut macht.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – LK Latein
Chirosaka 
Fragesteller
 04.12.2023, 22:07

Ehrlich gesagt, haben meine Eltern mehrere Bekannte, welche Medizin studiert haben. Diese haben alle berichtet, dass man höchstens Deklinieren können sollte, abgesehen von den vielen Fachbegriffen.

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Merlin128  05.12.2023, 08:56
@Chirosaka

Die medizinischen Fachbegriffe stammen aus dem Lateinischen und Griechischen. Personen, die Latein und Altgriechisch in der Schule erlernt haben, können sich diese leichter merken, da sie ihre Bedeutungen ableiten können.

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Chirosaka 
Fragesteller
 05.12.2023, 13:30
@Merlin128

Ich bin jetzt in meinem 5. von 6.jahren Latein und verstehe nur einen kleinen Teil medizinischer Fachbegriffe.

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Merlin128  05.12.2023, 14:06
@Chirosaka

Natürlich ist es nicht zu erwarten, dass du die gesamte medizinische Terminologie auf Anhieb verstehst. Dennoch kannst du viele Begriffe der medizinischen Terminologie durch ihre lateinische und altgriechische Herkunft erschließen. Dadurch befindest du dich in einer klaren Vorteilsposition im Vergleich zu jemandem, der kein Latinum und Graecum in der Schule erworben hat und sich das medizinische Fachvokabular viel mühsamer einprägen muss, indem er es stur auswendig lernt. Dabei kann er nicht auf ein tieferes Verständnis ihrer etymologischen Bedeutung durch einen altsprachlichen Unterricht zurückgreifen, was das Lernen erheblich erleichtern würde. Denn das Gelernte bleibt besser im Langzeitgedächtnis, wenn wir Dinge miteinander sinnvoll verknüpfen können.

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Latein braucht nur, wer sich für ältere europäische Geschichte interessiert. Sonst ist es nirgendwo mehr nötig, auch nicht in der Medizin. Die wissenschaftlichen (lateinischen) Bezeichnung in der Medizin lernt man halt einfach, ohne dass man andere lateinische Wörter kennen muss und ohne Grammatik.

Wenn man möglichst viele Fremdwörter verstehen will, könnte man anstelle von Latein auch Italienisch lernen, das ist sozusagen der legitime Nachfolger von Latein mit der größten Ähnlichkeit. Und die Überreste des antiken Rom befinden sich ja auch in Italien.

Latein hatte bis ins 18. Jahrhundert einen Nutzen. Danach wurde es zu einem Statussymbol, mit dem sich höhere Schichten nach unten abgrenzten.

Heute ist es nahezu überflüssig. Selbst im Medizin- und Jurastudium wird es zunehmend möglich, ohne es zu studieren.

Um deine Sprachenfragen zusammenzufassen.

Französisch und Spanisch sind beides weltweit bedeutsame Sprachen. Chinesisch könnte eine werden. Das ist Setzen auf eine Zukunftsannahme wie im Lotto.

Ob man F oder ES richtig wählt, kann man nicht wissen, wenn man nicht weiss, wohin in der Welt es einen mal ziehen wird.

Ich würde es davon abhängig machen, was die meisten anderen machen. Die Idioten rennen der Masse nach. Die Schlaueren wissen, dass sie eher was haben sollten, was die anderen NICHT haben.

Chirosaka 
Fragesteller
 03.12.2023, 18:37

Tatsächlich lerne ich Latein seit der 5. Ich habe mich schon öfters gefragt, ob es mir irgendwann mal nützen könnte und man hat mir nie wirklich klare antworten gegeben. Danke.

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DocPsychopath  03.12.2023, 18:40
@Chirosaka

Früher konnte man damit zeigen, dass man zur Oberschicht gehört. So wie man sich ein dickes Auto kaufen kann oder ein grosses Haus. Hat man dem Kind durch das Schulgeld an einer Lateinschule etwas gekauft, was arme Kinder nicht hatten oder bekommen konnten.

In Hochschulstudien, wo vor allem die Kinder reicher Leute ohne Konkurrenz durch arme sitzen sollten, wurde daher Latein als Zulassungsvoraussetzung verlangt.

Das geht aber, wie gesagt, eher zurück und in 10 Jahren wirst du offenbar die meisten Studiengänge auch in diesen Fächern ohne L. beginnen können. Ich würde es heute nicht mehr wählen.

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Chirosaka 
Fragesteller
 03.12.2023, 18:43
@DocPsychopath

Werde es wahrscheinlich auch abwählen, brauche min. eine 4 und würd dann mein Latinum bekommen. Aber dann bin ich beruhigt, falls doch nichts draus wird.

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DocPsychopath  03.12.2023, 18:44
@Chirosaka

Für's Leben brauchst du nur diesen Schein. Die Kenntnisse an sich sind nahezu nutzlos. Ausser für Historiker und Archäologen und alle, denen das evtl. als Hobby lieb ist.

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lumbricussi  04.12.2023, 22:59
@Chirosaka

Oh sorry, ich wollte damit nur sagen, dass es vielerlei Arten von Nutzen gibt, nicht nur, ob man Latein "braucht". Merlin hat es ja sehr gut beschrieben.

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lumbricussi  03.12.2023, 19:24
Die Schlaueren wissen, dass sie eher was haben sollten, was die anderen NICHT haben.

Genau das spricht doch für Latein. 😊

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DocPsychopath  14.12.2023, 11:48
@lumbricussi

Ich meinte damit schon eher lebende Sprachen :)

Wie gesagt, sehe ich bei toten Sprachen den Nutzen für eine sehr kleine Spezialistenzielgruppe, die man direkt aus den wenigen Berufen ableiten kann.

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uhyrius  03.12.2023, 22:14

"Ob man F oder ES richtig wählt, kann man nicht wissen, wenn man nicht weiss, wohin in der Welt es einen mal ziehen wird."

>>> Mich zieht es höchstens nach Osten, nicht nach Westen. Damit liegen Russisch und Türkisch vorne. Chinesisch ist mir zu kompliziert, mir scheint sogar ein Physik-Nobelpreis leichter erreichbar zu sein, als Chinesisch zu lernen.

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