Wieso wird im öffentlichen Netz der PEN geführt?

3 Antworten

Zwingend wird der PEN nicht von Haus zu Haus geführt, schau dir das TT-Netz an, da wird jedes Gebäude separat geerdet. Der Neutralleiter wird aber sehr wohl durchgeschliffen. Gibt aber Nachteile. Im Fehlerfall muß ein RCD schnell abschalten können, da durch den Erdwiderstand kein großer Strom fließen kann, der dir den LSS sicher auslöst.

Schau dir mal Fachliteratur zum Thema Netzsysteme an, da werden alle Vor- und Nachteile erläutert.

Eine Verbindung zum Sternpunkt des Ortsnetztransformators brauchst du aber, sonst kommt es zur bösen und berüchtigten Sternpunktverschiebung bei ungleichen Lasten.

Es geht aber auch anders: Hier in Japan wird zum Beispiel das "Corner Grounded Delta" angewendet, da wird L2 geerdet und der Ortsnetztransformator sekundärseitig im Dreieck verschaltet. Da treibt es aber deutschen Elektrotechnikern oft die Augen raus, wenn die das zum ersten Mal sehen. Geht aber alles. Da sparst du noch mehr an Kupfer ein, denn du brauchst dann nur PE mit kleinem Querschnitt zum Detektieren eines Fehlstromes durch den RCD. Der ist dann aber zwingend.

Auf der anderen Seite bräuchtest du dann durch den fehlenden Sternpunkt einen extra Transformator für den Einphasenstrom (in Deutschland wären das die 230V).
Oder du wickelst dir einen extra Abgang auf einer Sekundärspule des Ortsnetztransformators, wird in USA oft gemacht. Nachteil, du sorgst schon von Anfang an für Schieflasten auf dem Trafo.

Hat alles Vor- und Nachteile - Teilweise aber auch historisch bedingt.

Die oberste Leitung auf den Überlandmasten ist übrigens das Blitzfangseil, das Einschläge auf den Außenleitern verhindern soll.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Ohne PEN funktioniert der Stromkreis nicht. Über L fließt der Strom von der Quelle durch den Verbraucher und zurück zur Quelle über den PEN.

Der PEN dient dazu, dass bei asymmetrischer Last zwischen den Außenleitern der Ausgleichsstrom nicht über die Erde fließen muss.

Die Erdseile bei Hochspannungsleitungen dienen dazu, den Schaden bei Blitzeinschlag zu begrenzen. Normalerweise sind die stromlos und daher auch dünner als die eigentlichen Leiterseile.


Manu458554 
Beitragsersteller
 07.10.2024, 21:57

Danke! Aber was würde es schaden wenn jedes Haus einen eigenen Erder hat und der Strom dort abgeleitet wird?

und wieso wird nicht einfach jeder Mast geerdet ?

tunik123  07.10.2024, 22:05
@Manu458554

Fehlerströme und auch (bei Hochspannungsleitungen) die Ströme bei Blitzeinschlag leitet man ja gegen Erde ab.

Aber ich habe Erder hier in meinem Haus. Wenn es keinen Neutralleiter gäbe, könnte ich bei asymmetrischer Last 63 A in das Erdreich blasen. Nein, das will man nicht. Wirklich nicht.

electrician  08.10.2024, 05:08
@Manu458554

Das Erdreich ist kein stabiles Potential, es hat einen zu hohen und instabilen Widerstandswert.

Es ist jeder Mast geerdet. Aber wenn der Blitz zwischen den Masten einschlägt, dann eher in das Erdungsseil anstatt in die Spannungsversorgung.