Praktischer Unterschied zwischen TT und TN-C Netz?

2 Antworten

Der Unterschied bei den Netzformen liegt darin, wie der Schutzleiter zustande kommt.

Beim TN-C übernimmt das der N mit, weshalb er als PEN bezeichnet wird (N + PE). Bei dieser (und nur bei dieser) Netzform kommt klassische Nullung zum Einsatz, wenn SK1-Verbraucher betrieben werden sollen. Und ja, wenn du keinen Schutzleiter brauchst, kannst du den PEN auch als N ansehen.

Beim TT besteht der Schutzleiter lediglich über den Erdboden zwischen zwei Erdern. Die Schleifenimpedanz ist natürlich dementsprechend nicht so der Knaller. Hier ist ein FI zwingend überall notwendig, um dieses Problem zu umschiffen.

Beim TN-S sind N und PE zwischen Versorger und Verbraucher durchgängig und getrennt.

Bei den TN-Netzen ist der Erder am Verbraucherstandort nicht immer vorhanden.

L und N funktionieren in allen 3 Fällen gleich.

Woher ich das weiß:Hobby – Ich beschäftige mich schon mehrere Jahre damit.
GamerFreak0815 
Fragesteller
 05.04.2024, 02:57
Beim TT besteht der Schutzleiter lediglich über den Erdboden zwischen zwei Erdern.

Kann dann nicht Theoretisch der N, als PEN missbraucht werden, indem genullt wird? Oder besteht beim TT Netz ein gewisses Risiko, dass N ein anderes Potenzial gegenüber Erde hat?

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Franky12345678  05.04.2024, 03:21
@GamerFreak0815
Kann dann nicht Theoretisch der N, als PEN missbraucht werden, indem genullt wird?

Ja natürlich besteht die Gefahr.

Nullen geht prinzipbedingt nur mit einem PEN. Den hast du nur bei TN-C.

Machst du das mit einem N (keine gesicherte Schutzfunktion) oder PE (nicht zwangsläufig N-Potential, siehe unten), ist das grober Unfug.

Oder besteht beim TT Netz ein gewisses Risiko, dass N ein anderes Potenzial gegenüber Erde hat?

Das kann auch sein. Der N hat bei TT keine direkte Verbindung zum lokalen Erder bzw. PA. Der PE dagegen schon. Das verursacht zwangsläufig ein paar V Potentialunterschied. Ist aber nicht schlimm, solange du nicht nullst, vertauschst oder anderen Mist machst^^.

Viel wichtiger ist, dass PE, PA und Erdreich unter deinen Füßen so wenig Potentialtunterschied haben wie möglich.

Es gab (oder gibt sogar noch?) in Deutschland Dreiecknetze, die keinen N hatten und dafür die 230V zwischen den Phasen hatten. Das hat auch funktioniert.

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Ganz grob: Bei TN-C wird der ankommende PEN im Hausanschluss noch mal mit der Erdung vom Haus selbst verbunden. Also ist der PEN am Trafosternpunkt geerdet, und noch mal da, wo er im Haus rein kommt. Dafür gibt es beim Haus ja den Tiefen-/Ring-/Fundamenterder. Dann wird der PEN aufgeteilt in N und PE. Deshalb spricht man auch vom TN-C-S Netz (TN-C bis HAK, hinter dem HAK TN-S)...

Beim TT-Netz kommt der N ins Haus und geht mit bis auf die Verteilung. Der PE wird NUR durch den Hauserder erstellt, hat aber KEINE Verbindnung im HAK zum N. Daher kann zwischen N und PE ein Potentialunterschied entstehen. Bedeutet auch, dass eine Berührung des N durchaus kribbeln kann, wenn der Potentialunterschied groß genug wird, was beim TN-Netz nicht passiert. Zusätzlich ist beim TT-Netz zu beachten, dass Kurz- und Fehlerströme gegen PE nur über das Erdreich zum Trafosternpunkt zurück fließen können. Die Schleifenimpedanz ist also im TT-Netz wesentlich höher. Deshalb waren im TT-Netz schon länger RCDs für alle Stromkreise vorgeschrieben, da man nur mit Sicherungen die Abschaltzeiten nicht erreicht hat. Die Fehlerströme waren ggf zu niedrig wür eine sichere Auslösung oder um überhaupt auslösen zu können. Mittlerweile ist eh für alle Stromkreise der RCD vorgeschrieben, daher muss man das nicht direkt gesondert betrachten. Jedoch zählen im TT-Netz auch andere Abschaltzeiten, die erreicht werden müssen, wie im TN-Netz.

GamerFreak0815 
Fragesteller
 05.04.2024, 19:23

Weißt du auch, nach welchen Kriterien ein Netzbetreiber entscheidet, ob er ein TT oder TN Netz aufbaut?

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RareDevil  06.04.2024, 08:07
@GamerFreak0815

Ein Grund fällt mir ein, der z.B. bei der Bahn eine große Rolle spielt. Ausgleichsströme vermeiden... Je nach Gegebenheiten kann Gefahr bestehen, dass große Ausgleichsströme zwischen zwei Erdungspunkten entstehen. Die könnten je nach Situation dann den PE(N) belasten und ggf wegschmelzen. Bei der Bahn z.B. durch Triebrückströme, die ja nicht nur über die Gleise zurück fließen, sondern auch anteilmäßig über das Erdreich... Überbrückt man jetzt ein Stück Erdreich mit gut leitendem Kupferkabel, so sucht sich der Strom den Weg vorzugsweise über das Kupferkabel statt durch das Erdreich... Wie sich das aber in Ortschaften verhält, und nach welchen Kriterien die Energieversorger hier entscheiden, weiß ich leider nicht.

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