Wie wurde die Missionierung früher umgesetzt?
4 Antworten
Hallo.
Mission Allgemein:
Verschiedene Weltanschauungen sind missionarisch tätig: Das Chrisentum, der Islam, die Zeugen Jehovas, eine Weile lang auch der Marxismus, neuerdings gibt es auch einen missionarischen Atheismus...
Christlicher Missionsbegriff:
Ich gehe mal davon aus, dass du mit deiner Frage auf die christliche Mission hinaus möchtest (aus "früher" schließe ich mal, dass moderne Bewegungen wie die Zeugen Jehovas und der missionarische Atheismus nicht gemeint sind). Die christliche Mission zu betrachten ist auch deshalb sinnvoll, weil das Wort Mission von der christlichen Tradition geprägt wurde, obgleich das Phänomen ja auch anderswo zu beobachten ist.
Das Wort Mission kommt vom lateinischen Wort "missio", was u.A. "Sendung" oder "Entlassung" bedeutet (vgl. http://www.navigium.de/latein-woerterbuch.php?vokid=RRLX-iwH&form=+). Das dazugehörige Verb "mittere" bedeutet u.A. "schicken", "senden", "entlassen". Das kann sowohl das Abschicken eines Briefes, als auch das Losschicken einer Person mit einem Auftrag sein.
Auf der letztgenannten Bedeutung beruht das, was im Christentum mit Mission verbunden wird. "Mission ist das, wozu, der christlichen Glaubenstradition zufolge, Jesus seine Jüngerinnen und Jünger ausgesendet hat. Christliche Mission umfasst daher im eigentlichen Sinn alles, womit Jesus Christus die Gläubigen beauftragt hat, in der Welt zu wirken. Im eigentlichen Sinn meint Mission im Christentum daher nicht nur die Ausbreitung des Glaubens, sondern vor allem auch die Sorge für Kranke, Arme, etc.
Wenn von "Mission" gesprochen wird, wird jedoch meistens ein verengter Missionsbegriff verwendet, der sich nur auf Versuche bezieht eine Religion oder eine andere Weltanschauung zu verbreiten. Ich gehe mal davon aus, dass sich deine Frage auf diese Bedeutung von "Mission" bezieht.
Historische Typen und Methoden, christlicher Glaubensverbreitung:
Die komplette Geschichte christlicher Mission, im Sinne der Bemühung den Glauben zu verbreiten, auszuführen ist hier kaum möglich. Ich werde daher nur ein paar Typen skizzieren:
1. Frühchristliche Mission im Umfeld der frühjüdischen Synagogen:
Die ersten christlichen Missionsbemühungen geschahen in jüdischen Synagogen. Die frühe Kirche verstand sich noch nicht als eigenständige Religion in Abgrenzung zum Judentum, sondern als diejenige Gruppe im Judentum, die den Messias Jesus verkündigte. Obgleich schon für das frühste Christentum eigenständige christliche Gottesdienste (Eucharistiefeiern) anzunehmen sind gingen die ersten Christen als Juden auch am Sabbat in die Synagoge. Die Synagogenbesuche wurden jedoch auch genutzt, um den anderen Juden den Messias Jesus zu verkündigen, wie man der Apostelgeschichte der christlichen Bibel, sowie einigen anderen Quellen entnehmen kann. Manchmal waren die Christen damit erfolgreich, oft auch nicht, manchmal bekamen sie dafür auch ziemlich aufs Maul.
Besonderen Erfolg hatte die christliche Verkündigung im Umfeld der Synagogen bei "Heiden", die mit dem jüdischen Monotheismus sympathisierten, denen es aber kaum möglich war wirklich zum Judentum überzutreten. Gerade hierin liegt übrigens auch der Grund, warum das Christentum eine eigenständige Religion außerhalb des Judentums wurde. Nach einigen Jahrzehnten waren mehr sogenannte "Heidenchristen" in der frühen Kirche, als Judenchristen. Mit der Lösung der katholischen Kirche von der jüdischen Synagoge, endete die Sache dann auch.
2. Mission durch Mönche
Das ist wohl der bedeutenste Typ christlicher Mission (im Sinne von Glaubensausbreitung). Jesus selbst ist ja als Wanderprediger durch Galiläa gezogen.
Wahrscheinlich gab es auch im frühen Christentum Wanderprediger, welche die Lehre Jesu in Galiläa, Syrien und Judäa verbreiten. Leider gibt es zu diesen Leuten kaum direkte historische Quellen, so dass das alles hypothetisch bleibt. Das christliche Mönchtum entstand jedenfalls Ende des 2. Jh. bis Mitte des 3. Jh. n. Chr., wahrscheinlich ebenfalls zuerst in dieser Region.
Während für manche Mönche und Nonnen vor allem Meditation und Gebet wichtig sind, sind andere in der Welt tätig. Dabei geht es einerseits um sozial-caritative Aufgaben, wie die Sorge für Kranke, Arme, etc...(also christliche Mission im weiteren Sinne) - andere Bemühen sich um die Ausbreitung des christlichen Glaubens.
Diese Form christlicher Mission im engeren Sinne ist deshalb historisch so bedeutend, weil im Prinzip fast ganz Mittel- und Nordeuropa von Mönchen christianisiert wurde. Der "Apostel der Briten" Columbian, der "Apostel der Deutschen" Bonifatius, der "Apostel Schwedens" Ansgar, aber auch "die Apostel der Slawen" Cyrill und Methodius - alles Wandermönche.
Auch in späteren Zeiten gab es immer wieder missionierende Mönche, die sowohl versuchten den Glauben innerhalb christlicher Gebiete zu festigen, als auch solche, die in anderen Kulturen unterwegs waren bzw. sind.
3. Widerlegung anderer Weltanschauungen
Seit dem 2. Jh. n. Chr. versuchen einige christliche Theologen andere Weltanschauungen, z.B. nicht-katholische Sekten, heidnische Kulte, später auch den Islam oder den Atheismus argumentativ zu widerlegen und deren gebildete Anhänger für das Christentum zu gewinnen.
4. Politische Bevorzugung, Repression und Zwangsmission
Seit Konstantin dem Großen gibt es christliche (oder dem Christentum nahestehende) Herrscher, die versuchten das Christentum (oder eine bestimmte christliche Konfession) zu fördern und gegenüber anderen Religionen zu privilegieren. Im Fall von Konstantin und seinen Söhnen muss man aber darauf hinweisen, dass diese überwiegend nicht das katholische Christentum gefördert hatten, sondern eine Kirche, welche das Dogma von Nicäa abgelehnt hatte. Dass man das Christentum in manchen Territorien politisch privilegiert, ändert sich jetzt erst allmählich seit der Französischen Revolution.
Mit dem Ausgang der Antike und dem Beginn des Mittelalters kommt dann zur Privilegierung des Christentums auch eine Diskriminierung und Benachteiligung anderer Religionen in christlichen Territorien hinzu.
Ein besonderer Fall davon ist die Zwangsmission. Die gewaltsame Christianisierung der Sachsen unter Karl dem Großen stieß ihrer Zeit noch auf Protest und Kritik in der Kirche, während spätere Versuche von Zwangsbekehrungen, häufig begrüßt wurden. Das änderte sich dann erst wieder im Verlauf der Neuzeit, als man infolge der Glaubenskriege zwischen den christlichen Konfessionen auf die Idee kam, dass religiöse Toleranz eigentlich ganz nett wäre...
5. Mission durch Inkulturation
Christliche Missionare haben zwar den Missionierten immer auch etwas aus ihrer Kultur gebracht, allerdings war man auch oft bemüht althergebrachte Traditionen mit dem Christentum zu verbinden, sofern diese dem Christentum nicht widersprachen.
Schon die oben genannten Wandermönche haben den Germanen z.B. erlaubt Bräuche von heidnischen Festen an christlichen Festtagen fortzuführen, die etwa in der gleichen Jahreszeit lagen - daher kommt z.B. der Osterhase.
Auch später haben z.B. die Jesuiten, selbst dort, wo sie im Gefolge von Eroberern kamen, versucht möglichst viel der einheimischen Kultur zu erhalten und die vorhandenen Traditionen mit dem katholischen Glauben zu verbinden. Unter anderem in Indien sind die Jesuiten damit so weit gegangen, dass sie mal für einige Zeit von Rom aus verboten wurden, weil sie in Verdacht standen den römisch-katholischen Glauben zu gefährden.
6. Kolonialmission
Das genaue Gegenteil von Mission durch Inkulturation war die Kolonialmission. Dabei haben christliche Missionare aus Europa in den Kolonien versucht Anhänger für das Christentum, und zwar so, wie es in dem jeweiligen "Mutterland" gelebt wurde, zu gewinnen. Die Kultur der Bevölkerung in den Kolonien wurde von den meisten Vertretern der Kolonialmission als nicht erhaltenswert betrachtet. Die Kolonialmission war meistens von kulturimperialistischen Gedankengut begleitet, obgleich sie nicht ausschließlich durch diese Motiviert war.
Die Kolonialmächte förderten die Mission, weil sie sich erhofften, dass die christliche Mission dazu beitragen würde, dass die Bevölkerung in den Kolonien so besser beherrscht werden könnte.
Teilweise ging dieser Plan jedoch nicht auf, da sich zumindest manche christliche Missionare auf die Seite der Bevölkerung in den Kolonien stellte und in verschiedenen Bereichen für deren Rechte eintraten.
7. Innere Mission
Seit dem Mittelalter, verstärkt jedoch erst seit der Neuzeit, gibt es im Christentum immer wieder Strömungen, die darauf bedacht sind, die Menschen in christlichen Gebieten zu einer intensiveren Religionsausübung zu motivieren. Beispiele hierfür wären die mittelalterlichen Predigerorden, die sogenannte katholische "Gegenreformation", der lutherische Pietismus und die protestantischen Erweckungsbewegungen des 19. Jh.
Grüß Dich schereOO!
Mit Gewalt!
Z.B. die Bekehrung der Sachsen durch Karl dem Großen. Später gab es die Inquisition, die Ketzer (Abtrünnige bzw. die, die die Kirche dafür hielten) verfolgten und viele auf dem Scheiterhaufen lebend verbrannt wurden. Dazu gehörten auch die sogenannten Hexen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Hexenverfolgung
Das jagte anderen Angst ein, damit sie sich nicht von der Kirche bzw. dem Glauben abwendeten.
https://de.wikipedia.org/wiki/Sachsenkriege_Karls_des_Gro%C3%9Fen
Was Karl den Großen anging, da gingen wohl Unterwerfung und Missionierung Hand in Hand.
Wikipedia
Die Sachsenkriege Karls des Großen dauerten von 772 bis etwa 804. Sie begannen im Sommer 772 mit der Zerstörung der Irminsul und einem Feldzug des fränkischen Königs Karls des Großen gegen das Volk der Sachsen und endeten 804 mit der Unterwerfung der sächsischen Nordalbingier und der Ernennung des Missionars Liudger zum ersten Bischof von Münster im Jahr 805.
https://de.wikipedia.org/wiki/Irminsul
Herzlichen Gruß
Rüdiger
die Bekehrung der Sachsen durch Karl dem Großen.
Mit nicht gänzlich durchschlagenden Erfolg. Selbst noch eine gewisse Zeit nach dem 2. Weltkrieg, gab es in einigen Teilen von Sachsen ganz selbstverständlich Fleischbeschauung für Hundefleisch. Ja, in Sachsen hatte man noch recht lange Hunde auf dem Speiseplan. Lustig, dasz gerade heute in Sachsen viele mit Pegida auf die Strasze gehen und die nsittlichen Ausländer und Flüchtlinge als Primitivlinge an den Pranger stellen.
Vielleicht sollten sie erst einmal überlegen, dasz sie historisch betrachtet selbst erst gestern den Status als Neandertaler überwunden haben.
KaeteK!
Sie mussten sich zum Christentum bekennen. Aber irgendwie scheint dieses sich wie ein Firnis über Ursprüngliches gelegt zu haben. Der evangelische Theologe und Philosoph Schleiermacher meinte deswegen:
Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher
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Geh mir bloß mit biblischen Sprüchen aus dem Weg und ebenso was die Gnade Gottes angeht.
Wenn man an die vielen Indianer im Amazonasgebiet oder die Menschen am Kongo oder sonstwo auf der Welt im Blick hat, sind und waren die Methoden ausgefuchst und haben nie das Wohl der Menschen im Auge (gehabt). Da ist Dein Zitat eine Unverschämtheit!
Es war und ist immer noch eine ungeheure Missachtung der Menschen und ihrer Kultur und es war und ist eine massive Untergrabung ihrer Würde, die sie ins elend stürzen. Die Methode war die Abhängigmachung von modernen Errungenschaften. Manches gefiel den Indianern und sie wollten es haben. Sie bekamen es aber dann eben nur, wenn sie brav das taten, was die Missionare vorschrieben im Guten und im Schlechten. Taten sie es nicht, wurde ihnen die Zuwendung entzogen.
Widerlich!
Sowas nennt man dann auch Gehirnwäsche. Auf diese Weise hat man die Menschen von sich selbst entfremdet. Das ist nicht wieder gut zu machen!
Polen halfen dabei.
Adalbert von Prag wurde in der Region meiner Vorfahren deshalb erschlagen.
Sie wurde leider oft falsch umgesetzt, nicht in (Nächsten)Liebe, sondern mit Gewalt...
Bekehrung funktioniert nicht mit Gewalt. Denn durch die Gnade seid ihr errettet, mittelst des Glaubens; und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, auf daß niemand sich rühme. Epheser 2:8-9