Wie war es damals hier in Deutschland am 11. September 2001?

23 Antworten

Es war gar nix. Ich war ganz normal arbeiten. Hab um 15:30 Uhr Feierabend gemacht und bin zu meiner Freundin. Im Autoradio kam irgendwas von Flugzeugabsturz in New York. War dann bei meiner Freundin.

Die erste Auffälligkeit war, dass es um 18:00 Uhr kein Essen gab. Das war normal eiserner Gesetz bei denen, dass pünktlich um 18:00 Uhr Abendessen ist. Ihre Eltern saßen aber vor dem Fernseher und haben RTL geschaut. Was komisch war, denn auf RTL kamen um 18:00 Uhr eigentlich keine Nachrichten.

Da habe ich die erste Zusammenfassung mitbekommen, dass zwei Flugzeuge in das World Trade Center sind, und ein Verdacht bestand, dass noch ein weiteres Flugzeug abgestürzt ist.

Die Kneipen war ganz normal offen, denn wir haben am Abend dann noch was zu essen geholt.

Am nächsten Tage war ganz normaler Arbeitstag. Die Hauptnachricht der nächsten Tage war nur: "Nato-Bündnisfall ja oder nein."

Ohne in den Kalender zu schauen, war der 11.9 ein Dienstag oder Mittwoch. Zumindest bei uns hatten an diesen Tagen sowieso keine Clubs oder Discos auf.

Daran, dass Kneipen geschlossen hatten, kann ich mich nicht erinnern. Aber daran, dass ich nach der Arbeit gemeinsam mit meiner Oma vor dem Fernseher geklebt und Peter Kloeppels Berichterstattung verfolgt habe, daran erinnere ich mich schon. Wir haben im Duett geheult.

Am nächsten Tag im Betrieb wurde über nichts anderes gesprochen, und ein Kollege berichtete, dass er am Vortrag mittags heimkam und seinen 12-jährigen Sohn vor dem Fernseher vorfand. Er fragte den Jungen, ob er denn mittags schon Katastrophenfilme schauen müsste, und der Sohn entgegnete: "Papa, das sind die Nachrichten."


SlightlyAnnoyed  07.06.2025, 16:52

Interessant, ich habe gegen 16 Uhr den Fernseher angemacht und mich im ersten Moment auch gewundert, warum an einem Wochentag Nachmittag ein Hollywood Film auf RTL läuft. Schon merkwürdig, dass man sich an diesen Tag so genau erinnern kann. Der ganze Nachmittag hat sich total bei mir eingebrannt (war damals 22)

Sallysbestbuddy  07.06.2025, 17:02
@SlightlyAnnoyed

Ich war gerade 31 geworden. An den Terror der RAF konnte ich mich erinnern, aber ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass Attentate solche Ausmaße annehmen können.

Diskotheken und Kneipen weiß ich nicht, aber in der Schule hatten wir am 12. September (also einen Tag später) jedenfalls eine Art Ausnahmesituation in der Schule. Ja, die Stimmung war ziemlich düster. Im Nachhinein neigt man zwar dazu, zu relativieren („War letztendlich alles nicht so schlimm“, „Konnte ja alles wieder aufgebaut werden“), aber zum Beispiel die Benutzung von Flughäfen hat sich seitdem schon massiv verändert. Heute haben wir uns längst dran gewöhnt und finden es normal, damals war es nicht normal.

Ich erinnere mich weder an einen Ausnahmezustand in Deutschland, noch dass etwas geschlossen war. Wie gebannt haben wir die Nachrichten verfolgt, aber wie gesagt, offen war m. Erinnerung nach alles.

Naja, so wirklich geschlossen war eigentlich nichts. Allerdings hingen überall, auch in den Büros, Geschäften und so, die Menschen gebannt vorm Fernseher und haben allenfalls noch so nebenbei ein bisschen gearbeitet, aber nicht mehr voll konzentriert oder so...

Auch war dieser Tag sowie auch die ersten Tage danach wirklich kein Moment, wo große Lust auf Freizeit- und Spaßaktivitäten herrschte. Ich mein, ich war damals 17, in meiner wildesten Feier-Phase - und hatte an diesen Tagen echt so überhaupt keine Lust, irgendwie loszuziehen... Einfach deshalb, weil diese gesamte Situation auch sehr beängstigend wirkte, weil wir uns Sorgen gemacht haben, wie Bush darauf reagieren wird, welche Kreise das zieht und ob dadurch jetzt der dritte Weltkrieg ausbricht.