Wie verwirrend ist der Satz?

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Der Satz ist eine Frage und er ist etwas komplizierter formuliert, als es nötig wäre. Dadurch könnte er jemanden verwirren.

Die Voraussetzungen lauten:

  1. alles ist nichts
  2. nichts ist alles

Voraussetzung 1 kann zweierlei bedeuten:

  1. Ein jedes ist nichts
  2. Alles zusammen ist nichts

Beides läuft auf das Gleiche hinaus: Es gibt nichts.

Voraussetzung 2 kann zweierlei bedeuten:

  1. Nichts von dem was es gibt ist alles
  2. Das Nichts ist alles

Bedeutung 1 widerspricht aber Voraussetzung 1, nach der es alles bzw. Alles gibt, auch wenn es nichts ist. Eine leere Schachtel sozusagen. Dann ist aber doch etwas von dem, was es gibt, alles: nämlich Alles.

Voraussetzung 1 und 2 bedeuten also insgesamt: Es gibt nichts.

Ferner ist in dem Satz die Rede von "alles was nicht da ist". Nach den beiden Voraussetzungen gibt es aber nichts, was da ist und auch nichts, was nicht da ist. Also ist alles, was nicht da ist, einfach alles, und das ist nichts. Wenn ich aber alles weggebe, bleibt nichts übrig, und wenn ich nichts weggebe, aber auch nichts da ist, bleibt ebenfalls nichts übrig. Es bleibt also in jedem Fall nichts übrig, und das ist alles.

Ergänzung:

Die Voraussetzung "Alles ist nichts" bedeutet: Es gibt nichts. Und das ist offensichtlich falsch. Descartes' "Ich denke also bin ich" ist zwar nicht schlüssig, aber die allgemeinere Fassung "Ich denke also gibt es Denken" ist logisch korrekt. Also ist "Es gibt Denken" wahr, und damit erst recht "Es gibt etwas". Das ist aber die Negation von "Es gibt nichts", also ist die Voraussetzung "Alles nichts ist" falsch, und damit auch die Voraussetzung "Alles ist nichts und nichts alles ist".

Nach dem logischen Gesetz Ex falso quodlibet folgt aber aus dem falschen "Alles ist nichts" Beliebiges. Der Satz ist also zwar wahr, aber ebenso sinn- & nutzlos, wie der Satz "Wenn der Mond aus grünem Käse besteht, kann ich 1 m über meinem Wohnzimmerboden schweben". Da der Mond nachweislich nicht (nur) aus grünem Käse besteht (es wurden dort andere Materialien gefunden), sagt er noch nichts über meine Schwebefähigkeit aus. Sondern man müsste nachfragen: "Was ist denn, wenn der Mond nicht aus grünem Käse besteht?"

Die Frage "was bleibt übrig, wenn ich alles weggebe, was nicht da ist?" ist also völlig unabhängig von der falschen Voraussetzung "Alles ist nichts und nichts alles ist", d. h., die Frage „Wenn alles nichts ist und nichts alles ist, was bleibt dann übrig, wenn ich alles weggebe, was nicht da ist?“ bedeutet das Gleiche wie die Frage "Was bleibt übrig, wenn ich alles weggebe, was nicht da ist?". Was nicht da ist, kann ich aber nicht weggeben. Wenn ich also alles weggebe, was nicht da ist, gebe ich gar nichts weg, und deshalb bleibt nach diesem Nichtsweggeben dasselbe übrig wie das, was vorher schon da war, z. B. mein Denken.