Wie steht ihr zu Euren Vorfahren, die die Jahre zwischen 1933 und 1945 im erwachsenen Alter erlebten?

Das Ergebnis basiert auf 12 Abstimmungen

Ich bin stolz auf sie! 75%
Sie waren Mitläufern und hatten keine Wahl! 17%
Ich schäme mich für sie! 8%

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Weder noch.

Väterlicherseits hatte meine ganze Familie eine sehr starke und unschöne Tendenz zum Nationalsozialismus. Sie waren allesamt (überzeugte) Mitglieder der NSDAP und hatten ziemlich hohe SS-Ränge

Sie waren also ganz sicher keine "Mitläufer". Ihnen war ganz genau bewusst, was sie getan haben, sie haben diese (schreckliche) Ideologie befürwortet und meines Wissens ist die ganze Familie bereits Ende der 1920er in die NSDAP eingetreten.

Nur zur Veranschaulichung:

Mein Uropa war während dem 2.Weltkrieg SS-Obersturmführer, sein Bruder war SS-Gruppenführer. Mein Uropa starb 1945 und sein Bruder wurde 1942 ermordet.

Der Bruder meiner Uroma war SS- Obergruppenführer, Politiker usw. und hatte einen guten Draht zu Hitler. Man hat mir mal erzählt, dass die beiden sich auch privat gut verstanden haben sollen. Nach dem Krieg wurde dieser Mann verhaftet, verurteilt und dann 1946 hingerichtet.

Ob ich mich deswegen schamen muss? Nein.

Es ist aber nichts, worauf ich stolz sein kann. Ich behalte dieses Thema auch für mich, außer ich werde exquisit darauf angesprochen, was meine Vorfahren in der Zeit des 3. Reichs gemacht haben.

Ich habe schon oft genug erleben müssen, dass ich deswegen als Nazi abgestempelt wurde. Als ob ich irgendwas für die Taten meiner schon längst verstorbenen Verwandten könnte.

Sie haben ihr Leben entsprechend den damaligen Umständen gelebt.

Rückblickend und mit dem Wissen von heute kann man sie verdammen, aber ich bin mir sicher, dass so gut wie jeder Deutsche heute in der damaligen Zeit (unter denselben Lebensumständen) genauso gehandelt hätte.

Nichts davon.

Meine Oma war zu jung, um der Indoktrination irgendwie entgehen zu können. Mit einem anderen Umfeld wäre das vielleicht anders gewesen, aber seine Eltern kann man sich nicht aussuchen. Mein Opa war zähneknirschender Mitläufer, und hat sich dafür den Rest seines Lebens geschämt.

Gungrasshopper 
Fragesteller
 28.01.2024, 13:04

Meine Bewunderung für Deinen Opa!

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Ich glaube, dass viele würden sagen, dass sie nur Mitläufer waren und nichts dafür konnten, was in vielen Fällen nicht stimmt.

Ich weiß, dass mein Ur-Großvater Arzt war. so wie seine Söhne auch und, dass sie öfters Leichen in ihrer Scheune lagern und Soldaten versorgen mussten.

Weder noch. Sie hatten das Glück weit außerhalb zu wohnen und kaum etwas von dem Krieg oder der giftigen Denkweise mitzubekommen. Nur einmal kam eine Bombe recht nahe und das hat sie zutiefst verängstigt, wie es ja auch völlig normal ist. Sie waren hart arbeitende Menschen, ein liebevolles Ehepaar und ich habe sie nie etwas intolerantes sagen hören.