Wie macht es die deutsche Sprache, dass man bei "Augapfel, Pferdeapfel, Glühbirne und Glückspilz" nicht an Lebensmittel denkt?

4 Antworten

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Naja, diese bildhafte Sprache gibt es auch in anderen Sprachen.
Wir lernen halt die Wörter als Einheit und in einem bestimmten Zusammenhang.

In Schweden kann man in der Bäckerei ein "örfil" (wörtlich "Ohrfeige") kaufen, ein Gebäck aus süßem Teig. In Finnland ist dies "korvapuusti" (auch wörtlich "Ohrfeige"), der Kontext ist in der Bäckerei klar.

Vermutlich hat dies mit der Ohr-ähnlichen Form des Backwerks zu tun.

Zum Glück ist das einfach so, weil man den Begriff im Zusammenhang mit der Sache gelernt hat, die er bezeichnet.

Wenn ich bei Pferdeäpfeln und deren Geruch gleichzeitig das Obst vor Augen hätte, würde mir wahrscheinlich bei dem Gedanken an das Obst schlecht werden. Ich habe aber bei Pferdeäpfeln noch nie an das Obst gedacht.

Ich denke auch bei Hühneraugen nicht an Hühner und bei Rollmöpsen weder an verdrehte Busen noch an aufgewickelte Hunde.

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 - (Deutsch, Sprache, Lernen)

Es gehört zum normalen Spracherwerb, übertragene und bildhafte Bedeutungen verstehen zu lernen. Das gilt für zusammengesetzte Begriffe ebenso wie z. B. für Sprichwörter:

  • Zitronenfalter falten keine Zitronen.
  • Wer anderen eine Grube gräbt ... steht in aller Regel nicht mit einer Schaufel im Dreck.

Bedeutungen folgen dem Sprachgebrauch und nicht der Logik. Erkennbar ist das z. B. bei moderneren Umdeutungen, bei denen sich neue und Ausgangsbedeutung noch nicht sehr weit von einander entfernt haben:

  • Die Ansage im Stadion war gut verständlich.
  • Die Ansage, die mir meine Frau gemacht hat, war eindeutig: Entweder ich verzichte auf meine Wettleidenschaft oder sie trennt sich von mir.

Zusammen geschriebener Begriff mit fester Bedeutung, in dem der Wortteil, der das Lebensmittel bezeichnet, nicht weiter auffällt.