Wie kann ich mich zum schreiben motivieren?

7 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Das kommt ein bisschen auf die Situation an.
Du sprichst von einer "beschissenen mentalen Lage", da kann man viel drunter verstehen.

Ja, bei einer normalen kreativen Flaute kann es durchaus ein wertvoller Tipp sein, dass man sich einfach hinsetzen und irgendwas schreiben soll. Hauptsache anfangen. Hat mir in der Vergangenheit auch durchaus geholfen.

Wenn die Ursache allerdings nicht mangelnde Kreativität, sondern deine psychische Verfassung (zB. Depressionen) ist, ist das nicht mehr ganz so leicht zu lösen, fürchte ich.

Ich habe, aufgrund dessen, seit Jahren immer wieder Probleme meine Geschichten fortzuführen. Nicht, weil sie mir zu langweilig werden oder weil ich nicht wüsste wie es weitergehen soll, sondern weil ich mich nicht darauf fokussieren, bzw. einlassen kann. Und wenn ich mich zwinge, dann sitze ich stundenlang vor meinem Laptop und starre das virtuelle, weiße Papier an bis ich das Programm irgendwann seufzend wieder schließe. Oder ich schreibe einen Absatz, lösche ihn dann wieder, schreibe ihn neu, lösche ihn dann wieder - das Ergebnis bleibt eine leere Seite.
Ich bin ein Mensch, der seine Emotionen gerne unterdrückt, wenn es mir zu viel wird. Ohne Emotionen kann ich allerdings nicht gut schreiben. Ich bringe zwar grammatikalisch korrekte Sätze zustande, aber es fehlt ihnen an Glanz und Tiefe. Ich muss jedes Wort einzeln suchen, es fließt einfach nicht aus mir heraus wie ich es gewohnt bin. Und das ist unglaublich frustrierend, wenn man genau das gerade am meisten will.

Auch ich kenne diesen Drang seine Projekte trotz allem fertigstellen zu wollen. Die Ideen, die bereits seit Jahren in meinen Gedanken fest verankert waren und dort immer mehr gewachsen sind, wollen endlich auf Papier gebannt werden. Und ich will mich so dringend darin verlieren genau das zu tun. So wie früher. Aber irgendwas in mir wehrt sich dagegen.
Und dazu kommt dann mein innerer Kritiker, der stets an meiner Seite steht und mir zuflüstert, dass ich es einfach sein lassen sollte, weil ich vollkommen talentfrei bin und sowieso niemals jemand etwas lesen würde, was ich geschrieben habe.

Trotzdem haben mir einige Dinge geholfen, dieses Problem wieder für einige Zeit in den Griff zu bekommen. Lesen war da ein ganz großer Teil von. Wenn ich mal eine Geschichte gefunden hatte, die mir gefiel, wurde die regelrecht von mir verschlungen und meistens fiel es mir danach, zumindest für kurze Zeit, wieder deutlich leichter an meinen eigenen Werken weiterzuschreiben.

Ansonsten, aber das wurde auch bereits erwähnt, kann es helfen an den Details seiner Geschichten zu arbeiten statt sich direkt ins Schreiben zu stürzen. Mir half es beispielsweise vor einiger Zeit die Vergangenheiten meiner Protagonisten einmal komplett auszuschreiben statt sie nur stichpunktartig festzuhalten. Das ist wie eine kleine Schreibübung und kann helfen den Knoten zu lösen oder zumindest etwas zu lockern.

Manchmal hilft es auch eine Szene zu schreiben, die vielleicht nie ihren Weg in die Geschichte finden wird, aber dir dabei hilft deine aufgestauten Gefühle rauszulassen. Oder man schreibt einen Brief an die Person, die einen sehr verletzt hat (der natürlich nie abgeschickt wird) oder du setzt dich hin und schreibst darüber wie sehr dich diese anhaltende Schreibblockade frustriert, solche Dinge eben.

Aber wie gesagt, das hängt von der Situation ab. Ich denke nicht, dass es dafür eine allgemeingültige Antwort gibt, die für jeden funktioniert.

Ich glaube, das Einzige, das man wirklich tun kann, ist sich auszuprobieren. Du kannst versuchen dich hinzusetzen und dich aktiv selbst dazu zwingen anzufangen. Vielleicht funktioniert es bei dir ja?
Du kannst versuchen dich mit Musik in die richtige Stimmung zu versetzen.
Du kannst die Kapitel, die du bereits geschrieben hast, nochmal lesen. Manchmal reicht das schon, um wieder rein zu finden und neue Motivation zu schöpfen. Vielleicht kommen dir dabei auch ganz neue Ideen, die du direkt umsetzen möchtest.
Manchmal hilft es auch schon ungemein Ablenkungen zu reduzieren. Pack das Handy außer Sichtweite, kappe deine Internetverbindung, mach den Fernseher aus, und sorge für ein angenehmes Arbeitsumfeld. Manche Menschen können zB. an anderen Orten besser schreiben als Zuhause.

Versuch es. Mehr als das es nicht funktioniert, kann ja nicht passieren.

Im Endeffekt können es die banalsten Dinge sein, die einen plötzlich wieder motivieren weiterzuschreiben und die meisten davon kommen (leider) gerne unerwartet. Man kann nur versuchen sich selbst irgendwie in diese Richtung zu schubsen und das Beste hoffen. Mal funktioniert es und mal funktioniert es eben nicht. Auch das muss man manchmal einfach akzeptieren.

Ich hoffe sehr, dass du einen Weg für dich findest, der funktioniert und dir den Spaß am Schreiben zurückbringt.

Liebe Grüße

Woher ich das weiß:Hobby – Ich schreibe selbst / habe mich mit dem Thema viel befasst

4TH3N4 
Beitragsersteller
 01.11.2024, 09:25

Heyy, danke dass du dir die Zeit für diese Antwort genommen hast <3

Mit 'beschissene mentale Lage' meinte ich tatsächlich psychische Probleme, aber ich habe noch keine Diagnosen, deswegen versuch ich dem selten eine genauere Bezeichnung zu geben, aber ja, Depression geht definitiv in die richtige Richtung.

Danke für deine Tipps! Ich weiß dass das relativ individuell ist, aber ich hab einfach nach Ideen gesucht (:

Liebe Grüße

xJustMex  01.11.2024, 12:31
@4TH3N4

Ich drücke dir auf jeden Fall ganz fest die Daumen und hoffe, dass es dir schnell weder besser geht. <3 Ich weiß aus eigener Erfahrung wie belastend so etwas sein kann.

Vielleicht hilft dir ja irgendwas davon. Was mir auch noch einfällt wären AMVs von deinen Lieblingsserien auf Youtube. Einige sind sehr gut und inspirierend gemacht, finde ich.

Und danke für den Stern. :)

Liebe Grüße

Mir hilft es tatsächlich mich mit anderen Schreibern auszutauschen. Habe auch eine ganze Weile nicht geschrieben und dann mal wieder den Austausch gesucht. Ich habe dann bei einer Schreibübung mitgemacht, die mich losgelöst von meinem Schreibprojekt einfach mal wieder zum Tippen gebracht hat und mir den Spaß am Schreiben zurückgebracht hat. Danach konnte ich mich dann endlich wieder hinsetzen und an KGs und meinem Projekt schreiben, aber der generelle Austausch mit den anderen Schreibern pusht mich immer wieder. Natürlich muss die Community für einen passen. Wenn so etwas auch was für dich ist, probier es doch mal hier: https://www.fantasy-schreibforum.com/

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich mache dasselbe wie du jeden Tag durch. Das hinsetzen und anfangen bereitet mir Tag für Tag Schwierigkeiten. Es ist ein scheußliches Gefühl. Lieber entspannt auf der Couch sitzen bleiben und etwas gucken oder lesen.

Was mir hilft mich dennoch zu überwinden ist die Gewissheit, dass ich es liebe zu schreiben. Sobald ich erst einmal loslege, will ich nicht mehr aufhören.

Ich zwinge mich mithilfe eines Timers. Jede Schreibsession geht maximal 25 Minuten. Timer starten und arbeiten. Das klappt soweit am besten. Probiere es mal aus 😀

Woher ich das weiß:Hobby – Ich schreibe seit mehr als 20 Jahren.

Mir hilft es eigentlich immer, mir das ganze Projekt nochmal komplett durchzulesen. Danach bin ich meistens wieder motiviert.

Hatte ich auch schon ein paar mal. Was mir am meisten geholfen hat (zu meiner eigenen Überraschung) ist den ganzen "Backround" auszuarbeiten. Fand ich immer langweilig und ungern gemacht, aber nachdem ich in die Tiefe der Welt eingedrungen bin, konnte ich es kaum erwarten zu schreiben; musste mich zwingen zu beenden was ich angefangen habe und nicht wieder blind drauf loszuschreiben

Woher ich das weiß:Hobby – Ich schreibe seit jahren