Wie intim darf ich mit meinem Crush werden (Christ, Gott, Regeln, Bibel)?

11 Antworten

KEINE EHE VOR DEM SEX!  

Jungfräulichkeit wird oft völlig überbewertet. In ferner Vergangenheit war eine jungfräuliche Braut die Gewähr dafür, dass der frischgebackene Ehemann nicht versehentlich die Nachkommen eines Konkurrenten großzieht bzw. eine ledige Mutter ohne Versorger mittellos zurückbleibt. Daher haben praktisch alle Religionsstifter den vorehelichen Verkehr zur "Sünde" erklärt und entsprechend sanktioniert -was ja auch durchaus gut gemeint und mangels Alternativen der einzig mögliche Weg war. Daher hat diese Praxis und das Ideal der Enthaltung bis zur Ehe auch Eingang in viele Kulturen gefunden. Leider gibt es immer noch Kulturen, welche diese (und andere - ich sag nur "Ernährungsvorschriften") gut gemeinten jahrhundertealten Regeln bitterernst nehmen ohne diese in den Kontext der heutigen Zeit zu setzen - bis hin zum ("Ehren-")Mord... .  

Aus Sicht eines Religionsstifters ist Sex ja nur eine unerwünschte Ablenkung vom Wesentlichen (nämlich zu beten, missionieren usw.) und daher zähneknirschend zur Vermehrung (der Gläubigen) geduldet. Dies ist auch der Grund warum Verhütung, Abtreibung usw. meist ebenfalls verboten ist. Da man die Menschen in den Betten meist häufiger "Oh Gott!" rufen hört, als in Kirche, Tempel oder Moschee, lässt sich dieses Konkurrenz-denken gut nachvollziehen ;-)  

Dank Geburtenkontrolle, Safer Sex und Vaterschaftstest sind die eigentlichen Beweggründe für die Forderung nach Jungfräulichkeit längst obsolet. Jetzt geht es nur noch um den obskuren Begriff der "Ehre" - wobei meiner Meinung nach der wichtigste Beweggrund die Angst vor dem Vergleich ist ("Was ist, wenn meine Frau/mein Mann mit einem meiner Vorgänger mehr Spaß hatte...?").  

Interessant ist, dass dieses Ideal dann allerdings oft mit allerlei Doppeldeutigkeiten umgangen wird. So ist es manchen Muslimen gestattet eine Zeitehe einzugehen - d.h. ein Mann kann eine Frau (Prostituierte) für eine Stunde "heiraten" und verstößt so nicht gegen heilige Gebote. Viele Gläubige - auch in der christlich-amerikanischen "Purity-Bewegung" haben einfach bis zur Ehe ausschließlich Oral- und Analverkehr und bleiben so "rein" und "jungfräulich" bis zur Ehe... . Sex ist ja etwas, was den Partner nicht "abnutzt" oder"entweiht" - warum also das ganze Bohei?  

Ob man also sein modernes Leben nach den Buchstaben uralter Schriften und Gebräuche richtet und ein schlechtes Gewissen haben muss, weil man nicht mehr lebt wie vor tausend und mehr Jahren, muss jeder für sich entscheiden bzw. sich überlegen, ob er sich von anderen Menschen (Pfarrer, Imam, Rabbi oder sonstwem) sein Leben diktieren lassen möchte.  

In Deutschland hast Du ab Deinem 14. Geburtstag das RECHT darauf Deine Sexualität selbst zu bestimmen. Deine Eltern - und natürlich erst recht irgendwelche religiösen Instanzen - haben diesbezüglich KEIN Mitspracherecht! 

Kein Mensch kann Dir garantieren, dass Du mit Deinem ersten Partner auf ewig glücklich wirst - aber wer es nicht versucht wird sich auf ewig die Frage stellen, ob man mit ihm/ihr nicht doch glücklich geworden wäre. Vielleicht ist auch erst der zweite oder dritte Mensch, auf den Du dich einlässt, "der Richtige" - meist kann man das erst nach ein paar Jahren beurteilen, wenn die erste Verliebtheit abgeklungen ist und man sich dem Alltag gemeinsam stellen muss. Blöd, wenn man dann schon verheiratet ist und eine Trennung kompliziert wird... . Rein rechtlich darfst Du ab 14 Sex haben und sobald Du 18 bist, kannst Du alleine entscheidest wen Du heiratest, wo Du wohnst - und wer z.B. Deine Kinder sehen darf.

Menschen mit gesundem Selbstbewusstsein begrüßen es, wenn die Frau/der Mann auch noch andere Erfahrungen hatte, denn sonst fragen sich viele erst später, wie es denn mit einem anderen Partner wäre und gehen irgendwann fremd... . Da Sex auch ein wichtiger Faktor in einer Beziehung ist (auch wenn einige Moralapostel und Fantasie-Romantiker dies immer wieder bestreiten), sollte man sich auch im Bett verstehen. Hier den Partner erst zu heiraten und dann herauszufinden, ob man die gleichen Vorstellungen von gutem Sex hat, ist als würde man an der Schiessbude versuchen einen Treffer zu landen - blind und mit nur einem Schuss. Viel Glück dabei... .  

Die Vorstellungen einer romantischen Hochzeitsnacht zweier Jungfrauen ist in der Praxis dann auch weit weniger romantisch als verkrampft, bemüht und peinlich - dann lieber eine(n) Partner(in) mit Erfahrung.  

Seid nett aufeinander!  

R. Fahren  

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
bine12  26.08.2019, 13:11

Chapeau, mein Lieber. Beste antwort wie immer. könnte inhaltlich auch von mir sein. sehe als praktizierende Lutheranerin, das genauso. meine Kirche hat übrigens kein Problem mit vorehelichen sex. gebe dir besonders recht in dem Punkt, daß eine Hochzeitsnacht mit zwei "Jungfrauen!" im harmlosesten Fall eine peinliche und verkrampfte Angelegenheit ist und im schlimmsten Fall ein Erlebnis, das für die Frau traumatisch endet.hab jetzt mal der Einfachheit halber als hintereinanderweg geschrieben, ohne auf groß-und Kleinschreibung zu achten.also, wie gesagt, wir verstehen uns. und wie pflegst du deine antworten oft zu beenden: seid nett aufeinander!

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DerOneironaut  11.03.2020, 19:51

Schöner Trashtalk und nicht einmal auf die Frage eingegangen. Schwach.

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"Dürfen" bezieht sich auf Regeln, die von Menschen aufgestellt wurden und auf Konsequenzen, die dir oder anderen drohen. Selbst beim Glauben an einen Gott ist er an diesem Regelwerk nicht beteiligt.

Martin Luther sagt, dass Du selber entscheidest wie du zu Gott findest und er dir sagt, was du möchtest. Nicht die Bibel oder gar die Kirche entscheidet, ob mit deinem Crush intim werden willst, nur du alleine in der Zwiesprache mit Gott. Martin fand das Zölibat zum Kotzen und hat mit seiner Katharina viele Kinder gemacht. Also viel Erfolg bei deiner Entscheidung.

bine12  26.08.2019, 13:24

Das Lob "beste antwort" von mir, kannst du dir jetzt mit r. fahrenn teilen. Luther hat die ehe nie als sakrament, sondern als "weltlich ding" angesehen. "Zur eingehung der christlichen ehe reicht allein der feste wille", stammt sinngemäß auch von ihm.das heißt, wenn ich jemand als meinen festen partner betrachte, ist das genauso gut wie eine ehe. Im übrigen steht nirgends etwas davon, daß vorehelicher sex verboten wäre, alle die mich jetzt kritisieren werden, sollten aml "Das Hohe Lied der Liebe" von salomo i alten Testament lesen. Das ist erotik pur. gott ist nicht sexualfeindlich, das sind nur die selbsternannten Moralapostel diverser Kirchen und sekten.

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Tannibi  26.08.2019, 21:19

Für gläubige Menschen entscheidet aber im Jenseits nicht Luther, sondern Gott.

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Klare Aussage der Bibel ist, dass Sex in die Ehe gehört. Nun ist die Frage, wo man die Grenze zieht.

Da Du diese Frage stellst, scheint sie für Dich relevant zu sein, also gehe ich davon aus, dass Du an Gott glaubst. In der Bibel steht, dass wir alles, was wir tun, aus Glauben tun sollen.

In Römer 14,23 steht:

Wer aber zweifelt und dennoch isst, der ist schon verurteilt, denn es kommt nicht aus dem Glauben. Was aber nicht aus dem Glauben kommt, das ist Sünde.

Dort geht es um das Essen von Fleisch, das auf dem Markt verkauft wurde, aber vorher irgendwelchen Götzen geweiht war. Manche Christen hatten damit ein Problem, weil sie eben keinen Götzendienst tun oder unterstützen wollten. Paulus erklärt in diesem Kapitel, dass es auf den Glauben ankommt: Wer im Glauben Gott für das Fleisch dankt, kann es essen und es ist in Ordnung.
Wenn aber jemand das Fleisch isst, und glaubt, er sündigt dadurch, der sündigt tatsächlich.

Übertragen auf die Intimität:

Es ist klar, das Sex in die Ehe gehört, aber wo nun exakt die Grenze ist, ist meines Erachtens eine Glaubensfrage: Wenn man glaubt, dass das Küssen ausßerhalb der Ehe schon Sünde ist, dem ist es tatsächlich Sünde.

Also kann man sich in Bezug auf jeden Schritt in der Intimität fragen, ob man aufrichtig glaubt, dass es vor Gott in Ordnung ist dies zu tun! Auf diese Art findet man die Grenze.

Dabei sollte natürlich Selbstbetrug und Schönrederei vermieden werden!