Wie geht man als Hochbegabter mit einem schlechten Arbeitsgedächtnis um?

4 Antworten

Punkt 1: Wenn dein Generalfaktor bei über 130 ist und zwei Primärfaktoren 20, bzw. 30 Punkte niedriger sind als die anderen Primärfaktoren, ist es technisch gesehen schwierig, hier wirklich von "Schwächen" zu reden. Es ist davon auszugehen, dass sowohl deine praktisch-mathematische Intelligenz wie auch dein Arbeitsgedächtnis immerhin noch mindestens durchschnittlich sind. Daher würde ich das jetzt mal - und ich bin gewiss keiner dieser Ultrapädagogen, die Angst davor haben, Kinder mit Teilnehmerurkunden bei den Bundesjugendspielen zu traumatisieren - eher so ausdrücken, dass du deine Stärken eben woanders hast. Daher: Nutze die Begabungen, die bei dir hervorragend sind, davon hast du offensichtlich genügend. Und schau einfach, dass du bei den Begabungen, bei denen du durchschnittlich bist, dich nicht abhängen lässt.

Punkt 2: Als Mitglied von Mensa mit entsprechend großer Vergleichsmenge sowie Zugang zu Ergebnissen der Hochbegabungsforschung halte ich es nicht für wissenschaftlich korrekt, Hochbegabung mit irgendwelchen Begleiterkrankungen in Verbindung zu setzen. Es handelt sich dabei um einen sehr beliebten Fehler: Besonders in Deutschland gehen die Leute eher mal zu einem Psychologen oder einer Psychologin, wenn sie ein Problem haben. Dort ist eine Begabungsdiagnostik nicht selten Teil der Diagnose bzw. teilweise auch der Therapie. Dementsprechend häufig wird bei Leuten mit psychischen Problemen herausgefunden, dass sie hochbegabt sind. Das heißt nicht, dass der allergrößte Teil der Hochbegabten nicht psychisch kerngesund herumläuft, sich aber genau deshalb nie so sehr in Frage stellt, dass man im günstigsten Fall 60, im Normalfall mehrere hundert Euro für einen Intelligenztest ausgibt.

Punkt 3: Wenn ein wissenschaftlich anerkannter Intelligenztest sich zutraut, die praktisch-mathematische Intelligenz vom Arbeitgedächtnis zu trennen, dann ist das höchstwahrscheinlich validiert. Wenn ich bspw. an den Mensa-Test zurückdenke, durfte man bei vielen Aufgaben, in denen es ums Rechnen ging, einen Schmierzettel benutzen. Bei Aufgaben, bei denen es ums Abspeichern von Informationen ging, eben nicht.

Und hier sind wir auch schon gleich bei Punkt 4: Keine Ahnung, ob man mit psychoaktiven Substanzen das Arbeitsgedächtnis verbessert. Geschweige denn, mit welchen. Die meisten sind eher dafür bekannt, Filmrisse zu verursachen. Aber fang' doch einfach mal mit Checklisten und so einem Kram an. Übe, deine Gedanken auf Papier zu bringen, um im Laufe deines Denkprozesses darauf zurückgreifen zu können. Entwickle eine Methodik, mit der du dauerhaft arbeiten kannst und mach' dich nicht von irgendwelchen Stoffen abhängig.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Hallo Ascanius3!

Wenn dich die Kapazität deines Arbeitsgedächnisses unzufrieden macht, und du tatsächlich in mehreren Lebensbereichen darunter leidest, dann kannst du durchaus aktiv werden, um das zu ändern. Nur als grobes Beispiel kannst du ja mal lesen, was hier vorgeschlagen wird:

https://astridbruggemann.com/intelligenz-und-lernen-arbeitsgedaechtnis/

Die eigenen Möglichkeiten auszuloten, nahe an den eigenen Grenzen zu lernen und für einen guten Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung zu sorgen, sind ebenso Voraussetzungen, um gesteckte Ziele erreichen zu können.

LG

gufrastella

Von Experte Avicenna89 bestätigt

100 ist Durchschnitt, also völlig ok. Dein Arbeitsgedächtnis ist also gar nicht schlecht.

Daher halte ich Selbstversuche mit Psychopharmaka an der Stelle für überflüssig.