Wie gehst du damit um, wenn ethische Prinzipien mit persönlichen oder beruflichen Interessen in Konflikt geraten?
5 Antworten
Ich will dazu von einem Vorfall erzählen, der mir vor fünf Jahren in Süddeutschland passierte. Ich machte grad ein Sabbatical zu der Zeit, als massenhaft Flüchtlinge aus Afrika in Turnhallen quer durch Deutschland verteilt wurden. So auch in dieser kleinen Stadt im Allgäu. Es war die Zeit von Angela Merkel und "Wir schaffen das".
Ich muss geschehen, ich bin extrem konservativ. Ich bin gegen die EU, den Euro, für Grenzen, Grenzkontrollen, Einwanderungsstopp, Ausschaffung Krimineller, Traditionen usw. Man würde mir das nicht ansehen, aber mit meiner Haltung wäre ich prädestiniert für eine Leitungsfunktion bei der deutschen AFD oder der Schweizer SVP.
Wie gesagt, war ich in dieser Zeit im Allgäu und war grad von Ochsenhausen nach Leutkirch unterwegs, als ich plötzlich bei Bad Wurzach einen jungen Afrikaner am Strassenrand stehen sah, der das Anhalterzeichen machte. Anhalter nehme ich immer mit, weil ich zu meiner Studienzeit in den 1980er Jahren selbst per Anhalter quer durch Deutschland reiste. Völlig selbstverständlich nahm ich also den offensichtlichen "neuen" Flüchtling mit. Wir versuchten mit Blicken und gebrochenem Englisch und Französisch etwas zu reden, und ich fuhr wegen ihm extra einen Umweg Richtung Arnach zu einer Turnhalle in dem wunderschönen Weiler Eintürnen-Berg. Von dort kam er nämlich. Ich stieg mit ihm aus, schaute mir das Elend bei und in der Turnhalle an und wurde sehr traurig.
Das war es also, Politik live, Flüchlingsleben. Leben live und in Farbe. Mir tat einfach alles und jedes leid. Die fremden, völlig verloren wirkenden Menschen dort, die Betreuer, die alten Einheimischen, die dort irritiert vorbeikamen. Ich blieb etwa eine halbe Stunde dort.
Ich merkte dabei folgendes: Beim Thema Ethik bin ich völlig gespalten. Mein innerer Politiker denkt völlig anders als wie mein Herz und meine Handlungen "ticken". Ich bin zuvorderst ein hilfsbereiter, freundlicher Mensch, der in Echtzeit Lösungen für alles und jedes zu finden versucht.
Genau darum kann ich politisch nicht aktiv sein. Was ich gerne für das Land möchte, kann ich privat beim 1:1 Kontakt nicht leisten....
Nein, bei mir nicht. Diese Welt ist durch und durch schizophren. Schau einmal mal genau hin. Jedes Argument induziert ein ebenso kräftiges Gegenargument. Beides ist wahr und falsch zugleich. Daraus erwächst Lebenswirklichkeit. Dieses Problem der Zweiseitigkeit/Zweigleisigkeit ist überall zu finden. Es ist viel gefährlicher, wenn es einem nicht bewusst ist. Man muss das einfach akzeptieren.
Ich halte mich an die Ethik. Ich habe gemerkt das wenn man etwas macht, was unethisch ist, ist es zum einen oft auch gegen das gesetz und zum anderen hat man davon jahrelang ein schlechtes gewissen. Der arbeitgeber sollte auch unethisches verhalten nicht von seinen Mitarbeitern verlangen.
Berufliche Interessen sind persönlich und Prinzip hat mit Ethik nichts zu tun tun.
Deine Frage generell ist zu unkonkret, sodass man es überhaupt nicht beantworten kann.
Finde ich auch. Unethisch ist es ja schon wenn man bei der Bewerbung schreibt man sei verhandlungssicher in englisch obwohl man das nur fast flüssig kann und rechtliche Sachen nur so grob formulieren kann. Da würde ich jetzt nicht so viel gedanken drum machen, ausser man arbeitet eben in einer rechtabteilung und das schreiben von Verträgen ist Teil der Stellenbeschreibung. Aber wenn man was machen soll, wie ne mauer aus zucker statt beton zu bauen, wäre schon was ganz anderes
Ich handle nach den ethischen Prinzipien. Kein Job ist es wert sich zu verkaufen.
Kommt auf das konkrete Beispiel an. Pauschal schwer zu beantworten…
Du solltest deine Einstellung also überdenken. Das ist ja gar nicht gut wenn einstellung und handlungen soweit auseinandergehen. Das führt zu psychischen krankheiten.