Wie findet ihr Leute, die meinen, sie würden lieber in der Wildnis, in Anarchie oder einer Diktatur leben als hier?
Ich kenne von früher noch einige, die so eine seltsame Romantik für "alternative Staats-Szenarien haben". z.B. eine "Autoritärer Staats-Romantik" oder eine "Das-Recht-des-Stärkeren-Überlebenskampf-Romantik" haben und die sich aus ihren eigenen positiven Vorurteilen, die sie von diesen Szenarien haben, ein geschöntes Bild zusammenschustern und so tun, als wäre so ein Leben angenehmer oder wahrhaftiger, als hierzulande.
Ich persönlich glaube ja, wenn die auch nur kurze Zeit in einer Diktatur oder in einer Anarchie leben müssten, würden sie schnell erkennen, dass sie einem Irrtum aufgesessen sind.
Meine Frau kommt selbst aus einem autoritären armen Land und regt sich immer tierisch auf, wenn ein in Europa geborener Mensch aus der Mittelschicht, dem sein Luxus-Leben quasi in die Wiege gelegt wurde, dann in ihrer Gegenwart seinen Frust über die hiesige Politik, die teuren Preise, die niedrigen Löhne oder das schlechte Wetter ablässt und dann ankommt von wegen "Ich will Survival in der Wildnis, Back to the roots" oder "In einer Diktatur, da halten die Leute noch zusammen, da geht was voran".
Denn ihrer Ansicht nach hat bei uns wirklich keiner was zu meckern.
9 Antworten
Ich bin in der Diktatur der DDR aufgewachsen und kann absolut nicht verstehen, warum Leute sich solche Verhältnisse wünschen. In Jeder Diktatur bekommen die Meckerer als erstes einen Maulkorb umgehängt, damit sie in Zukunft das Maul halten. Gleichzeitig wird ihnen die Freiheit genommen. Sie können nicht mehr machen was sie wollen. Sie können sich nicht mehr ausleben und müssen das machen, was ihnen gesagt wird, selbst wenn das noch so schwachsinnig und dumm ist.
In der Natur zu leben ist natürlich toll. Das mache ich auch sehr gern, denn ich bin Tierfilmer. Aber selbst ich würde dort nicht für immer leben wollen. Wenn ich von einer Tour zurückkomme, dann freue ich mich auf den Komfort meiner Wohnung.
Diese Leute sollen tun, was sie nicht lassen können. Nordkorea oder Putins Russland wären eine Option.
Ich bin selbst ein Kind der DDR, aufgewachsen in bescheidenen Verhältnissen und hätte früher auch gern die Möglichkeiten gehabt, die es heute gibt. Deine Frau kann ich daher sehr gut verstehen. Wir durften damals nicht reisen, wohin wir wollten, ich durfte aus politischen Gründen kein Abitur machen und wir lebten in ständiger Angst vor der Stasi. Allerdings habe ich auch gelernt, mit wenigem zurechtzukommen.
Eine "Befreiung" durch Putins Truppen wäre das Letzte, was ich mir wünschen würde. Die Versklavung anderer Völker als Befreiung zu verkaufen, erinnert mich an Orwells "1984".
ich denke,dass es deren Meinung ist und lasse sie einfach leben:)
Schliesse mich der Meinung deiner Frau vollumfänglich an. Die Proklamation der Wildnis, in Anarchie oder einer Diktatur ist völliger Unsinn. Aber gegen Bildungsferne ist eben noch kein Kraut gewachsen.
Klar ist Demokratie schwieriger zu Handhaben. Meiner Erfahrung nach befürworten aber lediglich Menschen diese Form der Staatsorganisation, weil sie dabei ihren Kopf abgeben können und sie sich nicht mehr mit schwierigen Themen befassen und eine eigene Meinung dazu bilden müssen. Pure Denk-Faulheit.
In einer Demokratie darf eben jeder eine eigene Meinung haben. Das Gegenteil wäre die Einheitsmeinung. Die hatten wir schon mal nach 1930. Das kam aber nicht sonderlich gut raus.
Zum Thema Wildnis: siehe eine Sendung "Löwenzahn" in der Peter Lustig mit Nachbar Paschulke eine Wette abschließt, ob er es fertigbringt, 3 Tage in der Steinzeit zu leben!