Wie entsteht bei Mensch Doppelmoral?

8 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Die wenigsten Leute haben eine feste Moral, die sie unveränderlich befolgen - ist auch gut so. Ein unflexibler Mensch, ziemlich egal in welcher Hinsicht, wird auf Dauer kein gescheites Leben führen können. In deinem Fall klingt das aber eindeutig nach Menscheln, und nichts weiter. Es ist nun mal so, dass einem die Jacke näher ist als die Hose. Wenns um andere Leute geht, fährt man schon einmal die strengere moralische Linie, die man eigentlich auch für richtig hält, die Unannehmlichkeiten tangieren einen selbst dann ja nicht. Bei sich selbst ist das freilich was Anderes, da hat man dann vielleicht das Gefühl moralisch gut gehandelt zu haben, aber dafür frisst man in einer anderen Beziehung Dreck. Sich selbst etwas zu rechtfertigen (bzw. schönzureden, oder noch besser: vorzulügen) - nichts leichter als das.

Dazu kommt, dass wenige Leute wirklich eine eigene Meinung haben. Man muss sich nur Gruppendynamiken anschauen - jeder Mensch für sich mag verschieden sein, aber Gruppen verhalten sich immer gleich - dumm. Außerdem kommt es in der Masse auch zur Entpersonalisierung, man verliert zusehends das Selbst, damit auch die Meinung. Als Beispiel nur mal der Nationalsozialismus genannt...die wenigsten Leute hätten von sich aus die Einstellung geteilt, aber sie waren froh, dass in der schweren Zeit jemand das Denken für sie übernommen hat. Die Nazis haben das sehr schlau gemacht, kein Zweifel. Also kurz zusammengefasst: Menschen sind froh, wenn sie eine Meinung vorgesetzt bekommen, das verleiht ihnen Sicherheit. Durch die Gruppe fällt auch der Druck und die Rechtfertigung vor sich selbst ab.

Wirkliche Philosophen kommen weniger in die Lage einer Doppelmoral. Das Gedankenkonstrukt wird soweit gedacht, dass es auch fest am Boden steht und nicht leicht zu erschüttern ist. Das geht dann oft über die Grenzen der "normalen" Moral hinweg, da wird einfach sehr viel weiter gedacht. Z.B. die Einstellung, dass immer nur der dahinterstehende Gedanke zählt, nicht die Tat (deontolgische Ethik). So kommt der Philosoph durch seine vorgefertigte Moral vielleicht auf einen gänzlich anderen Schluss, als der Durchschnittsmensch, weil er seine Entscheidung nach (von ihm) vorgegebenen Richtlinien abstimmt, quasi nicht aus dem Bauch heraus. Vielleicht auch deshalb waren einige große Philosophen alles andere als Lebenskünstler und auch nicht die glücklichsten Menschen, trotz ihrer größeren Erkenntnisfähigkeit (ob sie jetzt richtig oder falsch ist - aber sie ist weit gedacht). Entscheidungen aus dem Bauch heraus, der Situation angepasst, stehen für sie oft im Gegensatz zum stehenden Gedankenkonstrukt, also verlassen sie sich lieber auf das "starre" System ihres Denkens, als die vielleicht allgemein akzeptiertere Entscheidung zu treffen. Sie bleiben ihrem Denken treu, aber wer aus dem "einfachen Fußvolk" kann das schon verstehen...

beemaya 
Fragesteller
 21.08.2012, 00:04

is was dran vllt will man´s nur gern moralisch sehen o behandelt werden in dem moment

0

Menschen, die etwas tun, was sie als schlecht zu verurteilen gelernt haben, wollen oft den "Verdacht von sich lenken", indem sie das Verhalten besonders verurteilen.

Ich war einmal vor Jahren mit einer damals 15-jährigen Freundin unterwegs im Zug. Neben uns setzte sich ein Mann Ende 20 und begann, Begrapschungen anzudeuten.

Sei einzigeS Thema war die Verurteilung von "Pädophilen", welches Thema uns enorm langweilte und nervte.

M.E. war das ein Insasse der nahen Gefängnispsychiatrie des Landes, der wegen irgendeinem kriminalisierten Sexualverhalten dort inhaftiert war. Er war zufällig am nächstgelegenen Bahnhof eingesteigen.

Ich denke, der lebte damit, von allen Seiten deswegen misstrauisch beäugt, verurteilt, therapiert uä. zu werden, dass er sich so an die Rolle dessen, der seine "Heilung" nachweisen muss, gewöhnt hat, dass der gar nicht mehr anders konnte, als immer und überall "Triebtäter" zu verurteilen. Insbesondere in einer Situation, wo er wohl gerade sexualisierte Gedanken verspürte, die er wohl gleich mit Vorwürfen verband.

Dieser besagte Psychiatrie-Insasse war definitiv auch nicht gerade intellektuell, sondern geistig schlicht.

Wären wir nicht sowieso durch den Zielbahnhof getrennt worden, hätte ich ihn direkt damit konfrontiert, dass ich jetzt sofort in der Psychiatrie anrufe, wenn er sich nicht verpisst. Und ich bin sicher, der wäre erbleicht vor Erschrecken und hätte sich sofort davon gemacht.

Man muss eine gewisse Entwicklungsreife und Intelligenz und Selbstbewusstsein haben, um die Masstäbe der GEsellschaft zu kritisieren und das eigene Verhalten gut zu finden, aber auch selbstättig ethisch zu reflektieren. Auf einer niedrigeren Entwicklungsstufe tut man das nicht aus selbst sich heraus, sondern sieht innerlich den mahnenen Vater, Polizisten, Lehrer usw. Also immer jemanden von aussen.

Einfach aufgeben kann man so grundlegende Muster wie sexuelle Orientierunge nnicht. Die sind festgelegt. Aber wenn man also das eigene Verhalten nicht rechtfertigen und selbstbewusst nach aussen abgrenzen kann, dann muss man es ja wohl verurteilen, oder?

Beide "Moralitäten" sind also quasi zwingend festgelegt durch Entwicklung, Intelligenz ua. Parameter. "Moral" ist dagegen ein Fliegenschiss.

aber wenns um sie selbst geht o niemand hinsieht ändern sich die meinung

da gibst du dir doch schon selbst 2 antworten: einmal ist die moral anscheinend nur aufgesetzt und man macht etwas, um vor anderen gut dazustehen; letztendlich hat man eine andere meinung. oder man legt bei sich andere maßstäbe an - bekanntlich bestätigt die ausnahme die regel und so wird man viele finden, die sagen werden, dass xy in der regel angemessen sei, aber unter bestimmten umständen xy ausnahmsweise nicht gilt. für sich selbst macht man am liebsten ausnahmen, weil dort die dringlichkeit des anliegens umfassend bekannt ist :D

aber man kann seine meinung auch ändern, was ich legitim finde. man vertritt eben manchmal eine meinung zu dingen, die man nicht wirklich kennt. und wenns einen dann selbst trifft, ändert man seine meinung. nicht aus eigennutz, sondern wegen eines erweiterten horizontes.

Jeder Mensch hat verschiedene Sichtweisen bereit, wie er die augenblickliche Lage einschätzt. Die können auch widersprüchlich sein. Ein Mensch, der in jeder Gesellschaft etwas anderes sagt, ist immer noch leichter zu ertragen, als einer, der immer das gleiche erzählt.

gibt sicher viele gründe ... bestimmt sind manche leute zu schwach um die ansprüche die sie an andere stellen auch selbst zu erfüllen, oder sie stellen überhaupt erst diese ansprüche weil sie sie selbst gerne erfüllen würden