Wer ist Tertius?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Tertius von Iconium wird in den aus dem 7./8. Jahrhundert stammenden Listen der Siebzig Jünger, des erweiterten Kreises der Apostel im Urchristentum, aufgeführt. Nach griechischer Tradition gilt er außer als Apostel auch als Bischof und Märtyrer.

Quelle:https://de.wikipedia.org/wiki/Tertius_von_Iconium

PastorH 
Fragesteller
 24.02.2021, 11:26

Der hat den Römerbrief also tatsächlich geschrieben. War Paulus also nur eine Gedankenschule?

0
Idiealot  24.02.2021, 11:37
@PastorH

Zitat: [...]wird weder von der modernen neutestamentlichen Wissenschaft noch Kirchengeschichte in Erwägung gezogen.[...] Zitat Ende.

Ob oder ob nicht ist also nicht gesichert.

1

>Der Schreiber oder Abschreiber des Briefes von Paulus an die Römer und der einzige „Sekretär“ des Paulus, der mit Namen genannt wird. Tertius fügte seine persönlichen Grüße an die Römer hinzu.<

(Quelle: „Einsichten II“)

OhNobody  25.02.2021, 14:12

Ich sehe gerade, dass der Fragesteller weitere Fragen zu Tertius hat. Deshalb kopiere ich hier einen Artikel aus dem „Wachtturm“ 97 (15.7., S. 31) rein:

>Tertius — Treuer Sekretär des Paulus

TERTIUS stand vor einer schweren Aufgabe. Der Apostel Paulus wollte einen längeren Brief an die Mitchristen in Rom schreiben, und Tertius sollte ihm dabei als Sekretär dienen. Das war keine leichte Arbeit.

Warum war die Arbeit eines Sekretärs im ersten Jahrhundert so schwierig? Wie wurde sie verrichtet? Welches Schreibmaterial wurde damals verwendet?

Sekretäre im Altertum

In der griechisch-römischen Gesellschaft der Antike kannte man unter den Sekretären verschiedene Rangstufen. Einige waren als Regierungsschreiber tätig — Beamte des öffentlichen Dienstes, die in Kanzleien arbeiteten. Dann gab es auch öffentliche Schreiber, die den Bürgern ihre Dienste auf den Marktplätzen anboten. Die Wohlhabenderen konnten sich einen Privatsekretär (meist einen Sklaven) halten. Andere schrieben aus Gefälligkeit Briefe für ihre Freunde. Nach dem Gelehrten E. Randolph Richards konnten die Fertigkeiten inoffizieller Schreiber „von einfachen Grundkenntnissen der Sprache und/oder der Schreibtechnik bis hin zu meisterlichem Können reichen, wenn es darum ging, innerhalb kürzester Zeit einen genauen, ordentlichen und ansprechenden Brief abzufassen“.

Wer nahm die Dienste eines Sekretärs in Anspruch? Zunächst diejenigen, die nicht lesen und schreiben konnten. Viele Verträge und Geschäftsbriefe aus alter Zeit trugen am Ende einen Vermerk, durch den der Schreiber bezeugte, daß er im Auftrag eines Schreibunkundigen geschrieben hatte. Ein zweiter Grund für die Inanspruchnahme eines Sekretärs ist einem Brief aus dem alten Theben (Ägypten) zu entnehmen, der für einen gewissen Asklepiades geschrieben wurde und mit folgenden Worten endet: „Es schrieb für ihn Eumelos, Sohn des Herma ..., weil jenem das Schreiben etwas langsam von der Hand geht.“

Man bediente sich nicht in erster Linie deswegen eines Sekretärs, weil dieser lesen und schreiben konnte. Gemäß dem Bibelkommentator John L. McKenzie „kam es wahrscheinlich nicht so sehr auf Lesbarkeit an, als auf Formschönheit oder zumindest ein ordentliches Aussehen“, wenn man auf die Dienste eines Sekretärs zurückgriff. Selbst für die gebildete Schicht war das Schreiben eine mühsame Angelegenheit, vor allem das Abfassen umfangreicher und kunstvoll gestalteter Schriftstücke. Der Gelehrte J. A. Eschlimann sagt, daß jeder, der es sich leisten konnte, „gern der Schreibarbeit aus dem Wege ging und sie Sklaven überließ, die Berufsschreiber waren“. Betrachtet man das Schreibmaterial und die Arbeitsbedingungen, dann kann man gut verstehen, warum kaum jemand seine Briefe gern selbst schrieb.

Der Beschreibstoff, der im ersten Jahrhundert u. Z. allgemein verwendet wurde, war Papyrus. Das Stengelmark der Papyruspflanze wurde der Länge nach in dünne Streifen geschnitten, die man nebeneinander ausbreitete. Dann wurde eine zweite Schicht Streifen im rechten Winkel auf die erste gelegt. Nachdem beide Schichten aufeinandergepreßt worden waren, erhielt man ein Blatt „Papier“.

Auf solch einer Oberfläche zu schreiben war nicht leicht, denn sie war rauh und faserig. Nach dem Gelehrten Angelo Penna „konnte die Tinte auf den porösen Fasern des Papyrusbriefbogens leicht verlaufen, vor allem entlang der kleinen Ritzen, die zwischen den dünnen Streifen verblieben waren“. Gewöhnlich setzte sich der Schreiber im Schneidersitz auf den Boden und hielt in einer Hand ein Brett, das mit dem Papyrus bespannt war. War der Schreiber unerfahren oder der Beschreibstoff nicht von bester Qualität, konnte es vorkommen, daß der Calamus (die Rohrfeder) in dem Papyrus „steckenblieb“; der Bogen konnte einreißen, oder die Schrift war nicht zu lesen.

Die Tinte war eine Mischung aus Ruß und Gummiharz. Da sie in Riegeln verkauft wurde, mußte sie vor Gebrauch in einem Tintenfaß mit Wasser angerührt werden. Ein Sekretär wie Tertius hatte wahrscheinlich außer anderen Schreibwerkzeugen ein Messer zum Spitzen der Rohrfeder und einen feuchten Schwamm zum Löschen von Fehlern bei sich. Jedes Schriftzeichen mußte sorgfältig geschrieben werden. Das Schreiben war demnach mit einigen Schwierigkeiten verbunden, und es war eine langwierige Angelegenheit. ...

Fortsetzung ...

2
OhNobody  25.02.2021, 14:13

Fortsetzung:

‘Ich, Tertius, grüße euch’

Unter den Grüßen, die am Schluß des Römerbriefes erscheinen, ist auch folgender Gruß des Sekretärs von Paulus zu finden: „Ich, Tertius, der ich diesen Brief geschrieben habe, grüße euch im Herrn“ (Rö. 16:22). Das ist das einzige Mal in den Schriften des Paulus, daß einer seiner Sekretäre ausdrücklich erwähnt wird.

Wir wissen nur wenig über Tertius. Seine Grüße „im Herrn“ lassen den Schluß zu, daß er ein treuer Christ war. Wahrscheinlich war er ein Glied der Christenversammlung in Korinth, und er kannte wohl auch viele Christen in Rom. Der Bibelgelehrte Giuseppe Barbaglio vermutet, daß Tertius ein Sklave oder ein entlassener Sklave war. Wieso?

Zum einen, weil „Schreiber im allgemeinen dieser Gesellschaftsklasse angehörten, und zum anderen, weil sein lateinischer Name ... unter Sklaven und Freigelassenen ganz üblich war“. „Er war also kein ‚unbeteiligter‘ Berufsschreiber“, sagt Barbaglio, „sondern ein Mitarbeiter, der durch seine Arbeit Paulus half, seine längste und ausdrucksstärkste Abhandlung abzufassen — ein wertvoller Dienst, der es Paulus ermöglichte, Zeit und Energie zu sparen.“

Damit leistete Tertius wirklich wertvolle Arbeit. Baruch verrichtete für Jeremia ähnliche Arbeiten und auch Silvanus für Petrus (Jer. 36:4; 1. Petrus 5:12). Wie bevorrechtigt solche Mitarbeiter doch waren!

Der Brief an die Römer

Der Brief an die Römer wurde wahrscheinlich in Korinth geschrieben, als der Apostel Paulus bei Gajus zu Besuch war. Das war etwa um das Jahr 56 u. Z. während seiner dritten Missionsreise (Römer 16:23).

Obwohl wir mit Sicherheit wissen, daß sich Paulus beim Schreiben des Römerbriefes der Dienste des Tertius bediente, wissen wir nicht genau, wie er dabei vorging. Welche Methode auch immer angewandt wurde, es war bestimmt keine leichte Arbeit. Aber wir können sicher sein, daß der Brief des Paulus an die Römer wie auch der übrige Teil der Bibel „von Gott inspiriert“ ist (2. Tim. 3:16, 17).

Als der Brief fertig war, hatten Tertius und Paulus Tausende von Wörtern geschrieben und dazu mehrere Papyrusbogen benötigt. Diese Bogen wurden Rand an Rand aneinandergeklebt, so daß eine Schriftrolle von etwa 3 bis 4 Meter Länge entstand. Der vorsichtig zusammengerollte Brief wurde dann versiegelt. Danach vertraute Paulus ihn wahrscheinlich Phöbe an, einer Schwester aus Kenchreä, die gerade mit dem Schiff nach Rom abreisen wollte (Römer 16:1, 2).

Seit dem ersten Jahrhundert haben sich die Methoden der Herstellung von Schriftstücken gewaltig verändert. Aber durch all die Jahrhunderte ist der Brief an die Christen in Rom von Gott bewahrt worden. Wie dankbar sollten wir doch für diesen Teil des Wortes Jehovas sein, den Paulus durch seinen treuen und hart arbeitenden Sekretär Tertius niederschreiben ließ!<

2
dass den Römerbrief gar nicht Paulus geschrieben hat

Geschrieben wohl nicht, aber verfaßt, was in Röm.1,1 als auch durch den ganzen Inhalt wohl deutlich wird.

PastorH 
Fragesteller
 24.02.2021, 11:37

Das ist die Frage, wenn später Tertius behauptet, er wäre derjenige gewesen, der den Brief geschrieben hat.

0
Viktor1  24.02.2021, 12:04
@PastorH
der den Brief geschrieben hat.

Es war damals ganz normal, daß Briefe , welche man Anderen schreiben wollte, von beruflichen "Schreibern" geschrieben wurden, da ja die meisten Menschen des Schreibens unkundig waren oder es schlecht beherrschten. Hier war der Schreiber wohl ein Vertrauter von Paulus.

0
PastorH 
Fragesteller
 24.02.2021, 12:05
@Viktor1

Du auch heute. Das nennt sich GHOSTWRITER. Nur wird der GHOSTWRITER nicht extra angeführt, dass er GHOSTWRITER war.

1
Viktor1  24.02.2021, 12:18
@PastorH
Das nennt sich GHOSTWRITER

Nein, dies läßt sich nur bedingt vergleichen. Paulus hat bestimmt seine Schriften textlich weitgehend selbst festgelegt. Ihm kam es ja bei seinen Anliegen darauf an, daß sie genauso rüber kommen, wie er sie meinte (dies war oft kompliziert genug) Dies konnte , besonders auch beim Römerbrief, kein "Ghostwriter leisten.
Nein - damals wurden Schreiber gebraucht, weil Menschen einfach nicht richtig schreiben konnten.

PS.
Wahrscheinlich wurde das Johannesevangelium von "Ghostwritern"- entsprechend deinem Verständnis - geschrieben.

0
PastorH 
Fragesteller
 24.02.2021, 12:19
@Viktor1

Also: Laut eigener Aussage war Paulus sowohl Pharisäer als auch Römer. Ich hoffe, er konnte schreiben.

0
Viktor1  24.02.2021, 12:25
@PastorH
Ich hoffe, er konnte schreiben.

Deswegen konnte er aber die "Schreibarbeit" Jemanden überlassen, wie ja Röm.16,22 belegt. Ich kann mir vorstellen, daß es Tertius als Ehre angesehen hatte, den Text für Paulus auf Papier zu bringen. Er hat sich ja auch extra erwähnt !

1
PastorH 
Fragesteller
 24.02.2021, 12:26
@Viktor1

aber hätte er dann nicht geschrieben: Tertius im Auftrag von Paulus?

0
Viktor1  24.02.2021, 12:29
@PastorH
geschrieben: Tertius im Auftrag von Paulus?

Nö - er war ja kein Ghostwriter. So wie er es machte, war es schon richtig und von Paulus auch gewollt.

1

Paulus hat nicht alle Briefe selbst von Hand geschrieben, sondern anderen diese Briefe diktiert. Das war in der damaligen Zeit üblich - viele Menschen konnten gar nicht schreiben bzw. selbst diejenigen, die schreiben konnten griffen auch oft auf professionelle Schreiber zurück.

Die Schlachter übersetzt: "Ich, Tertius, der ich den Brief niedergeschrieben habe, grüße euch im Herrn."

PastorH 
Fragesteller
 24.02.2021, 12:01

Dann ist es dennoch überraschend, das Tertius schreibt, er hätte ihn GESCHRIEBEN. Oder? Und das man versucht, mit Spitzfindigkeiten wie "niedergeschrieben" das Problem zu lösen, erscheint mir logisch.

0
SkR1997  24.02.2021, 12:02
@PastorH

Tertius hatte ein Blatt Papier und eine Feder und hat die Handbewegungen gemacht. Das nennt sich üblicherweise Schreiben, oder nicht?

2
PastorH 
Fragesteller
 24.02.2021, 12:04
@SkR1997

Also: Wenn ich einen Artikel oder Brief SCHREIBE, dann würden die Wenigsten annehmen, dass der von ganz wem Anderen ist. Wenn ich ihn allerdings nur niederschreiben würde, wäre ich GHOSTWRITER. Da gebe ich nicht an, dass ihn ich geschrieben habe.

0
SkR1997  24.02.2021, 18:51
@PastorH

Wir reden hier aber von einer komplett anderen Gesellschaft und anderen Gebräuchen. Das ist schließlich schon knapp 2000 Jahre her.

0
Wer war Tertius?

Der Sekretär dem Paulus diktiert hat. Aus Gal 6,11 geht hervor, dass er wohl Probleme mit den Augen hatte und wohl normalerweise nicht selbst schrieb.