Wer hat das Recht zwischen richtig und falsch zu entscheiden?

8 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hi,- ich möchte vorab mit einem wunderbaren Satz von Hannah Arendt ("Die Banalität des Bösen") antworten: "Niemand hat das Recht zu gehorchen". ;-)

Was sie damit sagt: Niemand kann sich durch die Abgabe seines Verstandes an Befehls- ("Rechts"-) Eliten von der Verantwortung für sein Handeln und dessen Konsequenzen freistellen.

Die Antwort auf deine Frage ist der >Kategorische Imperativ< von Kant - nicht als aussichtsloser Versuch, jede mögliche Entscheidungssituation des Alltags wie eine Art "Bürgerliches Gesetzbuch" oder "Straßenverkehrsordnung" für Leute, die selbst keinen Zugang mehr zu "Fair" und "Unfähr" haben zu definieren, sondern als Leitfaden, Orientierung für die soziale Eigenbewertung unserer Handlungsabsichten. Der KI ist ein Kalkül, kein Kochbuch.

In ihm wird Rationalität zum Prinzip - also zu Rationalität, die sich auch auf sich selbst anwendet. - Das ist >Aufklärung< und in dieser wird aus bloßer Rationalität >Vernunft< und diese Vernunft ist in die Logikgrenze eingemündet, die wir maximal erreichen können: Die Menschenrechte.

Seit der Aufklärung können wir wissen, dass unser Wissen immer ein begrenztes ist - wir also nicht Gott sind - und uns allein schon deshalb jeder rationale Zugang zu einer möglichen ultimativen letztgültigen Begründung fehlt, unseren Wert oder den Wert einer von uns bevorzugten Ordnung oder Zielsetzung über den oder die anderer zu stellen und deshalb schon gar nicht zu erzwingen. - Der Rest ist Psychologie, nicht Philosophie.

Und deshalb gibt es eine Ausnahme bei der Unterscheidung zwischen "Richtig" und "Falsch": FALSCH ist IMMER die Position, die diese Grenze durch Anspruchbegründungen eigener "Überlegenheiten" zu überschreiten versucht. Und gegen diese "selbsternannten Götter", die das Böse IMMER im Namen des "Guten" oder "Notwendigen" bringen gilt das Recht der Notwehr als Teil der Menschenrechte. ;-)

Gruß

Grautvornix16  13.08.2017, 23:07

Ach so, hab zu schnell auf abschicken gedrückt und den Schlußsatz abgeschnitten. - Also - abschließende Antwort auf deine Frage: NIEMAND! Das wir es dennoch tun oder zulassen ist der Pragmatik bei der Steuerung sozialer Prozesse in größeren Gruppen (Gesellschaften) geschuldet - nicht der Logik. ;-)

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Was Richtig und Falsch im weitesten Sinne angeht, gibt es mehr, als nur Moral, Gesetze und Religionen. Es gibt da noch Spielregeln, Übereinkünfte, Kodexe.

Sollte nicht jeder Mensch selbst entscheiden, Was für ihn richtig oder falsch ist?

Wenn du ganz alleine bist, dann kannst du das. Aber Verträge werden ausgehandelt. Es hat Vorteile, auch auf die Bedürfnisse und Wünsche anderer Leute einzugehen.

In der Wissenschaft wie auch in Ethik und Moral gibt es niemanden, der für alle entscheiden kann, was richtig und falsch ist, aber auch niemanden, der sich diesen Entscheidungen entziehen kann. Die Entscheidungen darüber sind ein ständig voranschreitender Prozess, sie wandeln sich und günstigenfalls entwickeln sie sich dabei weiter. 

Die Wandlungen werden bewirkt durch einen gesellschaftlichen Diskurs, in den sich alle einbringen können. Allerdings tun das nicht alle im gleichen Maße, und auch nicht alle haben dieselben Chancen sich einzubringen. 

"Heilige Schriften" und Gesetze sind nur Ausdruck jeweils einer bestimmten Station in diesem Prozess. Sie sind dabei nicht nur Ausdruck eines jeweiligen Standes der Ideengeschichte, sondern auch der allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung zu ihrer Zeit an ihrem Ort. Das Sein bestimmt das Bewusstsein.

Die Entwicklung in Wissenschaft, Ethik und Moral schreitet nicht gradlinig voran, sondern dialektisch, das heißt sie geht durch Widersprüche hindurch. Man nennt das den dialektischen Dreischritt durch These, Synthese und Synthese. Näheres steht bei Hegel, aber auch schon bei Lao Tse. 

Diese Frage ist seit Jahrtausenden gestellt worden.

Die Menschheit hat sich da auf den Kompromiss geeinigt, dass die Freiheit des Einzelnen da aufhört, wo die Freiheit anderer Menschen anfängt.

Ich denke das ist ne Gesellschaftsmoral und steht jedem frei sich auch dagegen entscheiden zu dürfen.

Voraussetzung allerdings sei gegeben...das dieser auch die Konsequenzen trägt und seiner Linie dann treu bleibt.

Das wird den Menschen aber dann zum Außenseiter machen und wenn er damit leben kann.....

Was steht dem dann entgegen?

LebensfrageNet 
Fragesteller
 13.08.2017, 15:59

Naja, es gibt Regeln und Gesetze, die einen Menschen nicht nur alleine da stehen lassen, sondern sogar einen Menschen ins Gefängnis bringen. Und, ob jemand sein restliches Leben dort drinnen sitzt entscheiden ja auch Menschen. Ich bin der Meinung, dass kein Mensch das Recht über das Leben eines anderen Menschen entscheiden zu dürfen.

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oxygenium  13.08.2017, 16:03
@LebensfrageNet

das ist aber die Moral und hätte eine Gesellschaft kein Wertesystem,dann brauchten wir keine Gesetze und jeder würde Selbstjustiz praktizieren.

Dann wären wir wieder in der Steinzeit und da wollen die Menschen nicht mehr hin.

Was wir brauchen ist eine härter Gesetzgebung und Strafen in dieser Hotten-Totten Gesellschaft.

Ach und neue Politiker fällt mir auch noch ein.

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LebensfrageNet 
Fragesteller
 13.08.2017, 16:18

Aber im Endeffekt bringt das auch wenig, wenn die Gesellschaft unzufrieden ist, weil wir immer mehr eingeschränkt werden. Die Politiker gewinnen mehr Macht und können tun, was sie wollen

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