Wenn man urdu kann kann man dann auch hindi?
Hab ne frage.
Wenn man urdu bissle sprechen kann und lesen. Dann kann man ja auch hindi verstehen nur nicht lesen.
Wenn man aber jetzt hindi lesen kann nur nicht so gut und halt auch urdu lesen und verstehen. Kann man diese Hindi Schrift dann auf des urdu übertragen.
Bissle kompliziert ich weiß.
Man kann urdu schrieben und lesen. Dann lernt man hindi dann muss man ja sozusagen nur noch des hindi alphabet lernen weil die Wörter sind ja zu 90% gleich.
1 Antwort
Man kann jedes Text in Hindī oder Urdū in jeder der beiden Schriften (Davanāgarī und Perso-Arabisch in seiner Urdū-Variante) schreiben, wenn man die Sprache kennt. Es wäre z.B. vorstellbar, daß jemand eine Vorlesung hält und manche Studenten ihre Mitschrift in Davanāgari und andere in Arabisch anfertigen.
Im Prinzip ist das auch bei geschriebenen Texten möglich, aber man muß auf zwei Fallen aufpassen.
Die Übertragung Devanāgarī→Arabisch ist dadurch erschwert, daß das arabische Urdū-Alphabet alle arabischen Zeichen beibehält, auch wenn sie für Laute stehen, die im Urdū gar nicht vorkommen; man benutzt sie zum Schreiben von arabischen Fremdwörtern (die sind in Urdū viel häufiger als in Hindī). Das kannst Du grob damit vergleichen, daß wie (mit ein bißchen Übertreibung) im Deutschen den Buchstaben Y nur für griechische Fremdwörter im Alphabet mitschleppen.
Das Devanāgarī-Alphabet schreibt dagegen grundsätzlich so wie gesprochen, daher hat es keine derartigen Extra-Buchstaben. Das Devanagari-TA त muß z.B. gleichermaßen für das ت teh und das ط tah stehen. Wer einen Text von Devanāgarī ins arabische Alphabet überträgt, muß also selber wissen, wann er welchen arabischen Buchstaben schreibt.
Umgekehrt gibt es natürlich das Problem der Vokale, weil das arabische Alphabet kurze Vokale nicht schreibt und bei den langen die Vokalqualität nicht immer angibt. Aber jeder, der sicher weiß, wie man Urdū ausspricht, sollte keine großen Schwierigkeiten haben, einen Text in Devanāgarī zu verfassen.
P.S.: Ich erkläre die möglichen Schwierigkeiten vielleicht nochmals an einem Beispielwort:
Sowohl im Hindī als auch im Urdū gibt es ein Wort aslī, das soviel wie ‘rein, echt, unverfälscht’ bedeutet. Es kommt letztlich über das Persische aus dem Arabischen und hängt mit dem arabischen Substantiv أصلي aṣl ‘Ursprung’ zusammen. Diese Wortwurzel enthält den Buchstaben ص ṣ, ds ist ein „emphatisches“ s, wie es in Persisch, Urdū und Hindī nicht vorkommt; dort spricht man es wie ein gewöhnliches s aus, behält aber den „fremden“ Buchstaben aus Respekt vor der arabischen Sprache bei.
Auf Hindī schreibt man es असली, was man als a-sa-lī wiedergeben kann, aber nach den Regeln der Hindī-Phontik (Urdū genauso) muß das a in der zweiten Silbe unterdrückt werden, weil in der nächsten Silbe ein langer Vokal folgt. Daher ist die Aussprache eindeutig aslī.
Wenn ein Hindī-Sprecher es in arabischen Zeichen schreiben will, dann weiß er, daß er die Buchstaben A,S,L,Ī braucht. Bei dreien davon ist es klar, welche Zeichen er nehmen muß, aber beim S steht er vor dem Problem, daß er sich für entweder س seen (das normale S, das für alle Wörter indischen Ursprungs verwendet wird) oder ص sad (das emphatische S, das in manchen arabischen Wörtern steht) entscheiden muß. Das ist also ähnlich wie bei deutsch Kaiser, wo Du einfach wissen mußt, daß man es mit AI und nicht EI schreibt.
Auf Urdū schreibt man es اصلی A-Ṣ-L-Ī, also mit dem arabisch–emphatischen S. Aus dieser Schreibweise geht nicht klar hervor, wie das Wort zu lesen ist; es könnte z.B. auch asulī oder esilī oder islī lauten, weil das ا alef am Wortanfang für jeden Vokal steht (das Wort Urdū schreibt man mit demselben Zeichen als اردو A-R-D-W) und weil auch aus der Schreibung nicht hervorgeht, ob zwischen dem Ṣ und dem L ein kurzer Vokal hingehört (und wenn ja, welcher). Ein Hindī-Sprecher, der zwar arabisches Alphabet kann, aber nicht geübt im Urdū-Lesen ist, muß sich also ein bißchen anstrengen, um das Wort überhaupt zu erkennen.
Umgekehrt muß aber auch ein Urdū-Sprecher, der dieses Wort nach Devanāgari transkribieren will, eine Hürde schaffen: Außer der richtigen Schreibung असली a-sa-lī könnte er nämlich auch अस्ली a-slī in Betracht ziehen, weil beide gleich ausgesprochen würden. Die Regeln legen nämlich nur fest, wann ein geschriebenes A nicht gesprochen wird, aber nicht so ohne weiteres, wann ein nicht gesprochenes A zu schreiben ist. Auch das muß man also wissen, genauso, wie man im Deutschen einfach lernen muß, ob man Saal mit Doppel-A oder Dehnungs-H schreibt.
Du siehst also, daß man für eine erfolgreiche Transkription eines geschriebenen Textes beide Schreibsysteme genau kennen muß. Zwar kann jeder Sprecher von Hindī oder Urdū die andere Sprache gut verstehen und auch schnell lesen lernen, aber um sie schreiben zu können, braucht man mehr Wissen als nur eine Buchstabentabelle und allgemeine Regeln.
Ich habe noch ein bißchen in der Antwort ergänzt.
Im Prinzip sind die Sprachen dasselbe, plusminus ein paar Details, die nicht schlimmer sind als innerhalb Deutschland: In Brandenburg verwendet man vielleicht mehr russische Fremdwörter und im Saarland mehr französische, und der Rheinländer ist am Arbeiten, was sonst keiner sagt aber jeder versteht.
Aber die Schriftsysteme haben ihre Tücken. Sie sind nicht so giftig wie englische oder französische (oder gar thailandische, tibetische oder japanische) Orthographie, aber es ist auch nicht so einfach wie im Türkischen, wo Du jedes Wort nach Gehör schreiben und jeden geschriebenen Text buchstabenweise aussprechen kannst, selbst wenn Du die Sprache gar nicht verstehst.
Super Antwort 👍🏼