Wenn es Drachen wirklich gäbe, wie heiß wäre dann das Feuer?

12 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Wenn du ein Vorbild aus der Natur suchst, dann kommt dem wohl der Abwehrmechanismus der Bombardierkäfer am nächsten. Diese speichern zwei Chemikalien, Wasserstoffperoxid und Hydrochinon, in ihrem Körper, natürlich voneinander getrennt in so genannten Sammelblasen. Fühlt sich der Käfer bedroht, stößt er beide Chemikalien aus in die Explosionskammer. Sobald sie miteinander vermischt werden, wird Wasserstoffperoxid zu Wasser und Sauerstoff gespalten und aus Hydrochinon bildet sich das toxische 1.4-Benzochinon. Die Reaktion ist stark exotherm und sehr heftig, sodass explosionsartig Gas aus dem Hinterleib des Käfers geschleudert wird, da Temperatur und Druck sehr schnell zunehmen. Die Temperatur, die dabei entsteht, beträgt etwa 100 Grad Celsius. Nicht besonders heiß, aber für einen kleinen Käfer doch mehr als nur erstaunlich.

Das Fliegen würde natürlich einige Anforderungen an den Körperbau eines Drachens stellen. Der Körper müsste entsprechend leicht sein, daher wären die Knochen wahrscheinlich in einer Art Leichtbauweise konstruiert. Um die Stabilität zu erhöhen und weil ein Drachen wahrscheinlich anders als ein Säugetier Eier legen würde, wäre der Mineralstoffgehalt der Knochen vermutlich höher als bei einem Säugetier, das ist bei Vögeln beispielsweise so. Wenn wir uns die Körpergrößen und Massen der Vögel ansehen, dann dürfte das Limit etwa bei 15 kg liegen, also etwa so schwer wie ein Schwan oder eine Trappe und die Spannweite würde wie beim Wanderalbatros und ähnlich großen Vertretern knapp 3,50 m betragen. Außerdem ist Fliegen ein enorm kräftezehrender Prozess. Wenn ein Drache nicht gerade so klein wie ein Insekt ist, dann müsste er wohl einen Stoffwechsel haben, der dem der Vögel nahekommt und wäre vermutlich auch warmblütig. Mit großer Wahrscheinlichkeit hätte ein Drache dann auch eine Lunge, die der Vogellunge sehr ähnlich ist und stets in gleicher Richtung ventiliert wird, was den Gasaustausch im Vergleich mit einer Säugetierlunge erheblich verbessert.

Die größten flugfähigen Tiere brachten die heute ausgestorbenen Flugsaurier hervor. Quetzalcoatlus, ein spätkreidezeitlicher Vertreter der Pterosaurier, war nach Schätzungen zwischen 100 und 200 kg schwer und hatte eine Spannweite von 11 bis 13 m. Der größte bislang gefundene Pterosaurier war ein Exemplar, das man "Dracula" getauft hat (es wurde in Rumänien gefunden) und das bislang noch nicht wissenschaftlich beschrieben ist. Ausgestellt wird es aktuell in Denkendorf im Altmühltal, Franken. Schätzungen reichen bei diesem Exemplar bis an 20 m heran, realistischer dürften aber 12 bis 14 m sein. Unsicher ist, ob diese großen Tiere aber tatsächlich fliegen konnten. Während einige Paläontologen nicht daran zweifeln, glauben andere, dass so große Tiere zum Fliegen zu groß wären und glauben daher, dass diese Tiere wohl nur als Jungtiere fliegen konnten und später im Erwachsenenalter zu einer bodenbewohnenden Lebensweise übergingen. Auch ist nicht ganz klar, ob so große Pterosaurier wie Quetzalcoatlus sich aktiv in die Luft erheben konnten oder ob sie dafür Anlauf benötigten, zum Beispiel indem sie warme Aufwinde an steilen Klippen nutzten.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Das ist fantasieabhängig. Man könnte sich auch feuerspeiende Wunderdrachen zurechtfantasieren, bei denen die Temperatur des Feuers -273 Grad Celsius beträgt.

Shynia666 
Fragesteller
 22.04.2019, 09:43

In der Fantasie ist alles möglich 😁 aber glaubst du, so ein kaltes Feuer wäre vielleicht wirklich biologisch möglich?

0
Dxmklvw  22.04.2019, 11:50
@Shynia666

"Feuer" ist die Reaktion zwischen Sauerstoff und anderen Elementen. Die Temperatur ist abhängig von der Reaktionsgeschwindigkeit und der Menge der freigesetzten Energie. Es gibt auch sehr langsame Verbrennungsprozesse, bei denen die Temperatur niedrig bleibt.

Allerdings verstehen wir unter "Feuer" etwas, das mit einer Ionisierung einhergeht, und da wird dann schon etwas mehr Energie freigesetzt.

0

Wenn su spekulieren willst... ...so musst du dich zuerst mit großen Flugtieren beschäftigen. Flugechsen. Immerhin auch im westl. Kulturkreis Vorbilder. Und mit Truthähnen.

1.) Ersetze schnell und wendig gegen gemächliche Gleiter, die nicht allzu elegant starten und landen. ...oder 2. durch mittelgroße schlecht fliegende Flattertiere, wenn sich die Organe sinst nicht ausgehen. Ein Kollege hat dich schon zurecht auf Terry Pratchett verwiesen. Aber ich senke auch Flugechsengestalt wäre möglich.

Nun über Drüsen würden wie beim Bombardierkäfer reaktive Materialien freigesetzt, als Aerosol in der Ausatemluft gegen das Ziel geblasen, Selbstentzündung knapp nach dem Mischen vorm Maul. Die meisten Reaktionen dieser Flammernwerferart haben um 1000 Grad. Bei ganz ausgefeilter Chemie vielleicht 2000. Wobei, he aggressiver die Chemue, desto eher ein explosiver Unfall.

Um für derartige Ideen genug Nahrung zu kriegen muss sie hochkalorisch sein, und ggf, wie bei Terry Pratchett Kohle, Schwefel, Steinöl etc. enthalten, zumindest aber allemal viel Fett.

Erstgenantes würde Verdauung komplizieren, 2. ist einfacher, und wohl aus Gründen der besseren Flugfähigkeit nötig (Pratchetts Sumpfdrachen fliegen gut wie Hühnervögel, haben dafür mehr an Feuer). Dazu die ganzen Drüsen, die ja auf Vorrat für einige Feuerstöße produzieren... dann kommt eine Flugechse raus, die sen Fossilien durchaus ähnelt. Von fettem Fisch und ggf. Fleisch und ggf. Samen, Früchten als Nahrungsergänzung lebt, wie ein Bär.

Und die mehrere vielleicht ein Dutzend kurze, oder einen langen Feuerstoß abgeben, vevor sich die Drüsen wieder aufladen.

Sinn davon als riesiger, beinahe unangreifbarer Flugjäger (oder als chemisch ungenießbaren Truthahn ohne Feinde)... Revierkampf. Vielleicht auch Jagdhilfe.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Technische Chemie, Studienzweig Biochemie. Nun Pharmakologie

Zum Thema Feuerspeien gibt es hier ja schon tolle Antworten. Ich möchte zu dem Fliegen noch etwas beitragen.

Vor einiger Zeit hatte ich mal ein Buch in der Hand, an den genauen Titel erinnere ich mich leider nicht. Nur an 'Lady Trents Memorien', behalte mir aber vor, dass die gute Dame anders hieß.

Es ging um eine Frau, die faziniert von Drachenwesen war und schließlich auf einer Expedition mit ihrem Mann einen Wyvern zerlegt hat. So in der Art.

Und ich kann mich gut an die Flügel erinnern. Weil diese gänzlich anders waren als ich es sonst gelesen hatte. Die Dame hatte jeglichen Vergleich zu Vögeln oder Fledermäusen unterbunden, da dies nicht annährend hin kam. Zudem waren die Membrane 'löchrig' und mit kleinen Schuppen versehen. Diese gingen in eine Richtung auf, sodass ein Abwärtsschlag den Wind gut einfing, nach oben gedrückt die Luft aber durch ließ. ... es ist etwas schwierig zu erklären und leider weiß ich den Buchtitel nicht mehr... aber vielleicht kennt ja jemand das, was ich meine und kann das mal hinzu fügen.

Es ist jedenfalls sehr spannend und wärmstens zu empfehlen!

LG

Woher ich das weiß:Hobby

Ich würde mich vom Gedanken verabschieden, daß Drachen Echsen sind. Sie sind eine eigene Art.

Bei der Flügelgröße würde ich mich an Fledermäusen oder Flughunden orientieren, die Art der Flügel entspricht wahrscheinlich deinen Vorstellungen?

Feuer spucken...hmm... Vielleicht durch Erzeugung eines brennbaren Gases durch Verdauung und Vergärung im Inneren (Methan?). Wie die Zündung dann stattfinden soll, weiß ich auch nicht....