Welche Bibelübersetzung würdet ihr empfehlen und warum? 1. Zum intensiven Bibelstudium 2. Zum täglichen Bibellesen?

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Also erstmal freue ich mich darüber, dass du in der Bibel lesen möchtest!

Ich möchte meine Antwort gerne dazu nutzen dir ein gewisses Grundlagenwissen über die verschiedenen Bibelübersetzungen zu geben.

Es gibt für die deutschen Übersetzungen des neuen Testaments der Bibel zwei Grundtexte, auf die zurückgegriffen wird. Zum einen den kritischen Text (auch als "Nestlé Aland" bezeichnet) und zum anderen den altgriechischen "textus receptus".

Je nach dem welche deutsche Bibelübersetzung man liest, wird dort im neuen Testament entweder auf den Grundtext der Textfamilie des altgriechischen "textus receptus"

(die älteste hier berücksichtigte Handschrift ist aus dem Jahre 1516 von Erasmus von Rotterdamm)

oder den kritischen Text

(die älteste hier berücksichtigte Handschrift ist aus dem 4.Jahrhundert (="Codex Sinaiticus")), wobei ich trotz des Altersunterschiedes der beiden hier erwähnten Handschriften sagen möchte, dass älter nicht unbedingt richtiger sein muss)

zurückgegriffen.

Im alten Testament wird bei den deutschen Bibelübersetzungen auf den masoretischen Text (der auf hebräisch und zum Teil aramäisch verfasst ist) zurückgegriffen. Die Bibelübersetzungen, die zusätzlich noch die "Apokryphen" beinhalten (z.B. die "Einheitsübersetzung" der katholischen Kirche) greifen bei den Apokryphen auf die altgriechische "Septuaginta" zurück.

Das so erstmal als grobes Grundlagenwissen für dich.

Was nun die deutschen Bibelübersetzungen angeht, gibt es entweder die wortgenauen Übersetzungen, die ihr Augenmerk besonders darauf legen, dass sie den jeweils zugrunde liegenden Text möglichst wortgenau übersetzen

oder

die sogenannten kommunikativen Übersetzungen, die darauf bedacht sind die Bibel möglichst für jedermann inhaltlich verständlich zu übersetzen.

Dann gibt es leider auch noch aus meiner Sicht eigenwillige Übersetzungen (wie z.B. die NWÜ der Zeugen Jehovas), wo man dann aus meiner Sicht durchaus schon davon sprechen kann, dass die Botschaft verändert wird.

Wenn du an einer möglichst wortgetreuen Bibelübersetzung interessiert bist, so empfehle ich dir am besten entweder die "Schlachter2000"-Übersetzung

(basierend auf dem masoretischen Text für das alte Testament und den "textus receptus" für das neue Testament)

oder die "Elberfelder Bibel"

(basierend auf dem masoretischen Text für das alte Testament und den "kritischen Text" für das neue Testament)

zu lesen.

Ich persönlich bevorzuge die "Schlachter2000"-Übersetzung, weil sie im neuen Testament auf den "textus receptus" basiert. Es ist aus meiner Sicht der zuverlässigere Grundtext. Auch liest sich die Schlachter2000-Übersetzung für mich vom Sprachstil her angenehmer. Beide Grundtexte unterscheiden sich aber nur an wenigen Stellen (was nur in Detailfragen entscheidend ist) und erfüllen aus meiner Sicht dementsprechend beide das Ziel, dass die Bibel erfüllen soll (uns Gott zu offenbaren).

Wenn du an einer möglichst gut verständlichen Übersetzung interessiert sein solltest, so würde ich dir da als erstes die "Gute Nachricht Bibel" (ohne Apokryphen bzw. ohne sogenannte Spätschriften des alten Testaments) oder als zweites die "Hoffnung-für-Alle"-Übersetzung empfehlen. (Ich halte diese beiden Übersetzungen für sehr einsteigerfreundliche Übersetzungen, wobei es der "Gute Nachricht Bibel" aus meiner Sicht insgesamt besser gelingt die Botschaft korrekt inhaltlich verständlich wiederzugeben! Es ist eine Übersetzung, die ich auf jeden Fall Leuten, die an einer leicht verständlichen Übersetzung interessiert sind, empfehlen kann!)

Ein guten Kompromiss zwischen Worttreue und einfacher Verständlichkeit bietet aus meiner Sicht die "Neue-Evangelistische-Übersetzung". (Vielleicht wäre das ja auch das was für dich!)

Du kannst natürlich auch gleich mit einer wortgenauen Bibelübersetzungen anfangen zu lesen, wenn du das möchtest.

Ich hoffe, dass ich dir mit meiner Antwort soweit weiterhelfen konnte dir einen gewissen Überblick zu geben.

Sonstige Anmerkungen:

Fang am besten mit dem neuen Testament an zu lesen. Vieles aus dem alten Testament lässt sich auf Grundlage des neuen Testaments besser nachvollziehen bzw. überhaupt erst verstehen. (wobei du das erste Buch Mose aus dem alten Testament aus meiner Sicht auch schon bedenkenlos am Anfang lesen kannst)

Bitte Gott darum, dass er dir Verständnis über sein Wort geben möge und lies lieber weniger und dafür tiefgründiger (also lass dir das Geschriebene durch den Kopf gehen) als viel und oberflächlich. Ich wünsche dir Gottes Segen und viel Freude beim Bibel lesen :)

Liebe Grüße!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bibelstudium, pers. Beziehung mit Gott, freievang. Gemeinde

xxScarface1990  25.09.2023, 19:25

Danke für deine Auszeichnung meiner Antwort zur hilfreichsten Antwort, ich freue mich darüber!

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helmutwk  23.11.2023, 21:56
die älteste hier berücksichtigte Handschrift ist aus dem Jahre 1516 von Erasmus von Rotterdamm

Nö, das war keine Handschrift, sondern eine (gedruckte) Ausgabe anhand von damals 100 bis 200 Jahre alten Handschriften.

Später Herausgeber haben andere, oft ältere, Handschriften benutzt und den Text man mehreren hundert Stellen verändert. Weshalb textus receptus eine Gruppe von altgriechischen Bibeldrucken meint (im engeren Sinn eine Ausgabe des Duckhaus Elzevier, in dessen lateinischen Werbetext die Worte textus receptus vorkamen). Aber erst im 19. Jh wurden die alten Handschriften systematisch erforscht und so ein Text rekonstruiert, der auf wirklich alten Handschriften beruht. Durch systematische Suche (und einige archäologischen Funde) wurden weitere alte Handschriften (oft nur als Fragmente erhalten) gefunden, so dass der Text dann noch mal verbessert werden konnte.

Im Textus receptus finden sich hier und da Lesarten, die nur in einer Handvoll relativ junger Handschriften (eben die, die Erasmus benutzte) zu finden sind. Und in der Offenbarung sogar teilweise solche, für die es überhaupt keine griechische Handschrift gibt (Erasmus hatte aus dem Lateinischen (!) übersetzt).

Die Textgrundlage des NTs lang (wer sich schon etwas auskennt, kann einige Kapitel überspringen, die ihn nicht interessieren, die Inhaltsangabe steht unten auf der Webseite).

Aber grundsätzlich gilt: Von den zigtausend Unterschieden zwischen TR und wissenschaftlich rekonstruierten Text sind viele in Übersetzungen nicht zu finden, weil schwer bis gar nicht übersetzbar. Vom Rest sind mehr als 99% absolut unwichtig, und noch viel weniger wichtig (werden dann aber meist in Fußnoten der Elberfelder Bibel genannt), und dann gibts eigentlich immer Bibelstellen, die das, was dadurch unklar werden könnte, klären.

Die Bibel hat eine menschliche Seite (in gewisser Hinsicht ist sie wie jedes Buch, andere alte Bücher haben auch verschiedene »Lesarten« in den alten Manuskripten), aber sie wird ja oft »Wort Gottes« genannt, und wie Jesus, das Wort Gottes, hat sie nicht nur eine menschliche, sondern auch eine „göttliche“ Seite (bei Jesus kann nan die Gänsefüßchen weglassen!). Und Gott hatz vdafür gesorgt, dass wir einen zuverlässigen Text haben, bei dem kleinewre Unsicherheiten hier und da unwichtig sind, weil die »Redundanz« des Textes alle Zweifel beseitigen kann.

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Sowohl für das Eine als auch für das andere sind die Lutherbibel und die Elberfelder Bibel eine recht vernünftige Wahl. Zum intensiven Studium ist auch immer eine Konkordanz zu empfehlen (ich persönlich bevorzuge die klassische Buchkonkordanz, aber natürlich kannst Du auch diese verwenden:

https://www.bibleserver.com

Gibt übrigens noch weitere Konkordanzen und andere überaus nützliche Seiten im Internet.).

Hallo Thoorn,

Ich finde folgende drei Übersetzungen sehr gut, weil diese nicht oberflächlich, sondern schön tiefgründig formuliert übersetzt wurden. Damit werden diese, meiner Empfindung nach, dem Sinn den Gott meint, am ehesten gerecht:

Luther, Elberfelder & Schlachter 🙏 💖

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Für Menschen die sich schwer tun, das Wort der Schrift zu verstehen, denen kann ich die NGÜ empfehlen. (Neue Genfer Übersetzung)

Welche Bibelübersetzung würdet ihr empfehlen und warum? 1. Zum intensiven Bibelstudium 2. Zum täglichen Bibellesen?

Die, welche man selbst am besten versteht, ohne dafür auf die Interpretationen anderer angewiesen zu sein. Daher würde ich empfehlen, auf Seiten wie bibleserver.com seriöse Bibelübersetzungen miteinander zu vergleichen, erstens um herauszufinden, welche Bibelübersetzung man selbst am besten versteht, zweitens um bei eventuellen Unklarheiten über die Wortwahl anderer Übersetzungen, die im Sinn identisch sind, ein besseres Verständnis zu erlangen und drittens, sollte es doch größere Sinn- oder Inhaltsunterschiede geben um anhand der Sinngleichheit anderer Übersetzungen zu erkennen, welche Übersetzungen seriös sind, nämlich diejenigen, die sich im Sinninhalt einig sind.

Bitte nur ernstgemeinte Antworten.

Nur falls das nicht deutlich wurde: Meine Antwort ist ernst gemeint.

Es gibt keine Handlungsbedarf unterschiedliche Schriftübersetzungen für deinen Bedarf zu nutzen. Bezüglich der Übersetzung sagt dir hier sowieso der Eine Das und der Andere Das, manche lieben auch "Kinderbibeln".
Wie ich hier gerade sehe, hat dir noch keiner hier die "Zürcher Bibel" empfohlen obwohl diese eine der ersten Wahl wäre wenn man auf mögliche korrekte "sprachliche Übersetzung" wert legt. Mache Übersetzungen haben ja grausige Ergänzungen oder "interpretative" Elemente eingebracht welche bei einigen Aspekten Fälschungen gleich kommen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Z%C3%BCrcher_Bibel