Welche andere Sprachen kann man mit guten Deutschkenntnissen bissel verstehen?

7 Antworten

Von Experte DianaValesko bestätigt

Lieber BigMaul,

das Deutsche, bzw. dessen Dialekte, teilen sich in zwei Gebiete: Einmal in das Oberdeutsche, in dem die oberdeutschen Dialektsprachen gesprochen werden. Dies sind die Regionen, in welchen Schwäbisch-Allemannisch, Baierisch, Fränkisch und Sächsisch gesprochen werden.

Wobei hervorzugheben ist, dass es d a s Deutsche, also die deutsche Hochsprache, bis ins erste Quartal des 16. Jahrhunderts überhaupt nicht gab! Bis zu diesem Zeitpunkt gab es weder eine deutsche Schriftsprache noch ein einziges gesprochenes deusches Wort, weil es d a s Deutsch, das wir heute sprechen, bis dahin gar nicht gab, sondern ledoglich eine vielzahl deutscher Dialekte! Was aus der historischen Entwicklung Deutschlands bzw. dessen VorVorgänger, dem Heiligen Römsichen Reich Deutscher Nation zu verdanken ist!

Erst seit der Bibelübersezung Martin Luthers, die er mit der Übersetzung des Neuen Testaments aus dem Griechischen vornahm und die er zwischen dem 18. Dezember 1521 und dem 1. März 1522 auf der Wartburg in Eisenach unternahm, entstand auf diese Weise estmals das Frühneuhochdeutsche, indem er die Bibel übertrug bzw. übersetzte, sodass aus dem Frühneuhochdeutschen dann mit der Zeit die d e u t s c he Sprache entwickelte - und zwar geschah dieser Prozess zuerst nur in der Schriftform und nicht in der gesprochenen Sprache! Diese entstand erst danach peu á peu durch das Wiedergeben und Sprechen der neidergeschrieben neuen (frühneu)hochdeutschen Sprache!

Darüber hinaus gibt es neben dem Oberdeutschen auch das Niederdeutsche. Das ebenfalls aus verschiedenen Sprachräumen und deren Dialekten besteht. So ist z.B. das Niederländische nichts anderes als ein niederdeutscher Dialekt, der im Bereich der heutigen Niederlande zur Amtssprache erhoben wurde: Zum Niederländischen!

Ganz im Süden des oberdeutschen Sprachraums sei noch das Schwyzerdütsch erwähnt! Dieses ist ein allemannischer Dialekt, der zur Nationalsprache der Schweizer erhoben wurde und dem sogenannten schwäbsich-allemannischen Sprachraum entstammt. Sodass es für einen Schwaben und natürlich auch für jedein Baden lebenden allemannisch sprechenden Dialektsprecher kein Problem ist, schwyzerdütsch zu verstehen! Dasselbe dürfte zu einem Großteil auch auf Dialektsprecher in Bayern, Franken und Sachsen zutreffen, da auch sie, wie die Schwaben und Badener, dem oberdeutschen Sprachraum entstammen, allerdings mit Abstrichen, da sie weiter vom Gebiet des allmannischen und suebischen Sprachraums entfernt leben.

So ist es zu erklären, dass sich Menschen aus dem Süd- und mitteldeutschen, d.h. dem oberdeutschen Sprachraum untereinander mehr oder weniger problemlos verständigen können, wohingegen etwa einden niederdeutschen Dialekt sprechender Hannoveraner (ja, auch das Hannoverschie ist ein niederdeutscher Dialekt!) und ein Hamburger die größten Schwierigkeiten haben, einen schwäbisch sprechenden Dialektsprecher zu verstehen und und wenn sie erstmals auf einen solchen treffen, der Meinung sind, es handele sich hierbei um eine Fremdsprache! So fremd klingt das Schwäbisch oder Baierische u.a. für sie! Was dem Schwaben, Bayern, dem Franken und Sachsen in Norddeutschland natürlich auf genau dieselbe Weise mit dem niederdeutschen Dialekt ergeht! Mit Ausnahme natürlich eines in Hanover sprechenden Dialektsprechers, von dem wir alle glauben, dieser spreche lupenreines und akezntfreies Deutsch - dabei ist dies nichts anderes als ein niederdeutscher Dialekt!

Ich selber habe als Anglistik sowie auch Germanistik studierter Schwabe weniger Probleme das Niederdeutsche zu verstehen, da ich schon immer den Eindruck habe, dass diese zwei Sprachen, das Niederdeutsche sowie das Mittelenglische, miteinander verwandt sind. Aber ich muss gestehen, dass ich mich darüber, da ich ein süddeutscher Mensch bin, mit dieser Frage noch nicht näher beschäftigt und auseinandergesetzt habe!

Schade ist nur, dass es zunehmend immer weniger Dialektsprecher gibt, da diese jungen Menschen sich ob ihres Dialekts für als minderwertig angesehen halten, wenn sie Dialekt und kein Hoch- bzw. Schriftddeutsch mit dialektalem Akzent sprechen! Ich selber bin in der Lage Mittelschwäbsich zu sprechen sowie auch Honoratiorenschwäbisch und auch so, "wie dr Schwob schwätzt", sodass ich mich im Schwäbsichen auf allen Ebenen mit den Menschen unterhalten kann. Mit Menschen, die nicht dem deutschen oder oberdeutschen Sprachraum entstammen, spreche ich grundsätzlich Schriftdeutsch mit schwäbischem Akzent. Und Denken, das ist in der Tat ein Phnänomen (!), tue ich lupenreines und kristallklares Bühnenhochdeutsch bester Güte!

So sind all meine Gedanken in bestem Hochdeutsch ohne jeden Akzent - bis sie bei den Mundwerkzeugen ankommen und die einzelnen Laute dort zur gesprochenen deutschen Sprache umgesezt werden: Da spreche ich, was ein totaler Widersinn zu meinen Gedanken ist, Deutsch mit schwäbischem Akzent! Das kommt daher, dass ich als Kind inmitten von Ur-Schwaben hochdeutsch aufgewachsen bin, dadurch, dass mir mein hochdeutsch sprechender Vater das Sprechen beigebracht hatte und meine Mutter, eine sehr dezent sprechende Schwäbin, sehr darauf achtete, dass ich stets korrkt und schön sprach - bis ich schließlich ab meinem 15. Lebensjahr im Gymnasium zu schwäbeln begann - und dies heute noch tue! Aber nichtsdestoweniger hochdeutsch denke!

So bin ich als Deutsche, wenn man es genau nimmt, ebenfalls mehrsprachig aufgewachsen! Und dies im eigenen Land! Was mir beruflich und auch sonst im Umgang mit meinen Mitmenschen immer zugute kam!

Und aus welchem Sprachraum kommst Du, lieber BigMaul? Und welchen Dialekt sprichst Du? Das würde mich dann doch gern interessieren!

Bis dahin! Und viele Grüße aus dem Schwabenländle!

Regilindis

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
Regilindis  03.11.2023, 13:07

Liebe BigMaul, habe herzlichen Dank für die "Hilfreichste Antwort! Das hat mich doch, als ich das soeben las, sehr gefreut! Die Beantwortung Deiner Frage hat mir abr auch wirklich Freude bereitet! Danke nochmals! Und: Entschuldige bitte, dass meine Anrede an Dich nicht ganz korrkt war und ich Dich mit "Liebe r BigMaul", also als Mann () angeedet habe! Soeben habe ich auf Deinem Bild gesehen, dass Du ja eine Frau bist! Für das nächte Mal weiß ich es ! Alles Liebe, Regilindis

1

Niederländisch, Dänisch, Englisch hat auch viel Ähnlichkeiten allerdings eher geschrieben als gesprochen, Schweitzerdeutsch

Wenn man Niederdeutsch lesen und verstehen kann, kann man geschriebenes Niederländisch recht gut verstehen. Bei intensiver Beschäftigung wäre man in recht kurzer Zeit in der Lage Zeitungen nahezu vollständig zu verstehen. Sprechen müsste man aber extra trainieren. Das würde etwas mehr Zeit beanspruchen. Ich kann mir aber vorstellen dass Sprecher alemannischer Dialekte mehr Mühe mit Niederländisch haben.

holländisch, flämisch, wenn es um das akustische Verstehen geht.

Lies man eine fremde Sprache kann man sich auch Dänisch, Schwedisch, norwegisch etwas zusammen reimen. Zumindest die Zeitungsüberschriften kann man dann etwas verstehen.

Niederländisch.

Aber auch nicht beim 1. Mal.