Wehrpflicht Kriege?
Ist die Wehrpflicht in modernen Konflikten noch sinnvoll, wenn die meisten Kriege aus der Ferne, z.B. durch Drohneneinsätze, geführt werden? Sollte es nicht eher darum gehen, Politik und Diplomatie zu stärken, anstatt junge Menschen als „Kanonenfutter“ für die Entscheidungen älterer Politiker zu schicken?
Geht mir erstmal hauptsächlich dadrum, nicht das es die Jugend fördert usw...
5 Antworten
Ja, scheinbar geht Krieg aber eben genau darum, dass Menschen unter die Erde gebracht werden - und nicht um Land- oder Machtgewinn.
Hier spricht ganz viel Missverständnis über Kriegführung und Politik.
Der Fußsoldat ist immer noch das wichtigste Elemente eines Krieges
Wie vor 10'000 Jahren ist der wichtigste Faktor in einem Krieg der Infanterist. Stiefel auf dem Boden (boots on the ground).
Raketen, Flugzeuge, Drohneneinsätze... all das ist letztendlich nur Unterstützung für den guten, alten, weichen und zerbrechlichen Infanteristen der physisch Land besetzen und verteidigen muss.
Daran ändern Drohnen nichts. Drohnen allein können kein Gebiet kontrollieren, können keine Front verschieben, können keine Stadt besetzen.
Soldaten sind kein Kanonenfutter
Im Ersten Weltkrieg und bei den russen auch im zweiten Weltkrieg haben kriegsführende Mächte Soldaten als Kanonenfutter benutzt. Heute machen die russen das wieder mit ihren Truppen: Weil sie ihnen nichts bedeuten. Das widerspricht absolut der Doktrin des westlichen Militärs.
Was ist der teuerste und wertvollste Bestandteil jeden Nato-Geräts? Was ist das teuerste an einem Panzer, einem Kampfflugzeug, einer Drohne, einem Gewehr?
Der Bediener. Der Fahrer, Pilot oder Schütze.
Wenn ein Soldat auf das Schlachtfeld geht, hat er den Staat hunderttausende Euro (oder Dollar) gekostet für Kita, Schule, Ausbildung, medizinische Versorgung. Und dann hat seine Ausbildung viel Geld gekostet. Bei einem einfachen Fußsoldaten sind es rund 100'000 Euro. Bei einem Piloten geht es in die Millionen.
Der Staat wirft das nicht weg als "Kanonenfutter". Er tut was er kann um seine Leute zu beschützen.
Das ist auch der Grund warum die Ukrainer die westlichen Panzer so lieben: Wenn ein russischer (sowjetischer) Panzer getroffen wird explodiert er und die gesamte Mannschaft stirbt. Wenn ein westlicher Panzer getroffen wird, überlebt die Mannschaft in der Regel.
Politik und Diplomatie
Diplomatie und Politik kann man nur aus einer Position der Stärke heraus führen.
"si vis pacem para bellum" Wenn du den Frieden willst, bereite dich auf den Krieg vor.
Was für ein Druckmittel hat man gegen einen Feind, wenn man kein Militär hat? russland möchte die Hegemonie über ganz Europa. Wie hält man sie mit Politik und Diplomatie von einem Ziel ab, das sie unbedingt wollen.
Sie wollen sich mit Gewalt nehmen, was wir nur zu Teilen bereit sind.
Dies nimmt auch an, dass russland Frieden möchte. Krieg wieder zu einem regulären und legalen Mittel der Politik zu machen ist ein wichtiger Aspekt der russischen Strategie. Sie wollen Krieg. Sie hassen es, dass Krieg nach 1945 praktisch illegal wurde.
Es gibt den berühmten Spruch: "Stell dir vor es ist Krieg, und keiner geht hin." Gemeint als ein pazifistischer Ausspruch. Wenn einfach niemand zum Krieg geht (von keiner Seite) gibt es keinen Krieg.
So ist das Zitat aber gar nicht gemeint! Es geht nämlich weiter! "Stell dir vor es ist Krieg, und keiner geht hin. Dann kommt der Krieg zu dir." Es ist kein pazifistischer Aufruf den Kriegsdienst zu vermeiden, es ist eine Warnung, dass einseitiger Pazifismus zur Zerstörung führt.
Wiedereinführung der Wehrpflicht in Deutschland
Darüber hinaus halte ich die Wiedereinführung der Wehrpflicht in Deutschland für Falsch und ich erkläre hier wieso. Das ist aber ein anderes Thema.

Wir setzen immer zuerst auf Diplomatie. Wenn allerdings jemand wie Putin auf Kriegsfuß ist und den Westen und unsere Art zu leben hasst, wird das nichts mit der Demokratie. Und nein, die meisten Kriege werden nicht aus der Ferne geführt.
Ist die Wehrpflicht in modernen Konflikten noch sinnvoll, wenn die meisten Kriege aus der Ferne, z.B. durch Drohneneinsätze, geführt werden?
Nenne mir einen Krieg (also einen Krieg, nicht bloß einzelne Operationen innerhalb eines Krieges), der ausschließlich aus der Ferne geführt wird.
Oder in anderen Worten: Der Gegner setz Soldaten ein, also braucht man selbst auch Soldaten.
Zudem: Irgendjemand muss die Drohnen auch bedienen, warten, ausrüsten und die Einsätze leiten.
Sollte es nicht eher darum gehen, Politik und Diplomatie zu stärken
Ganz klar ja! Aber sich allein darauf zu verlassen ist im besten Falle naiv.
Die Wehrpflicht ist in erster Linie ein Instrument der Abschreckung. Je mehr Widerstand ein Angreifer zu erwarten hat, desto eher ist er geneigt von seinem Vorhaben abzusehen.
Krieg ist grausam (für alle beteiligten). Das ist klar.
Dieser Umstand ist aber leider offensichtlich nicht ausreichend, um Krieg zu vermeiden.
Mit Drohnen und Luftangriffen allein gewinnt man keine Kriege, bzw. erobert man keine Länder oder verteidigt diese.
Dann geh mal auf X / Twitter und guck dir Videos an, wie Ukrainische Soldaten zerstückelt werden. Da möchte ich nicht enden