Was versteht man unter dem Begriff ,,ökologischer Nische"?

6 Antworten

Die ökologische Nische ist, mathematisch ausgedrückt, ein n-dimensionaler Raum, der die Wechselwirkungen zwischen den Lizenzen der Umwelt (gemeint sind die verschiedenen Umweltfaktoren eines Ökosystems, z. B. Licht, Temperatur, Niederschlag, Wind, Bodennährstoffe, Salzgehalt, Höhenstufe usw.) und den genetisch festgelegten Valenzen einer Art (gemeint ist der Toleranzbereich, innerhalb dessen eine Art in Bezug auf einen Umweltfaktor existieren kann) beschreibt. Die Realisierung einer ökologischen Nische nennt man auch Einnischung.

Man kann sich die ökologische Nische ein bisschen wie ein Koordinatensystem vorstellen. Nur besteht der Unterschied darin, dass die ökologische Nische nicht nur drei Achsen hat, also nicht nur ein dreidimensionales "räumliches" Gebilde ist, sondern in das Koordinatensystem für jeden der n-verschiedenen Umweltfaktoren eine eigene Achse eingezeichnet werden müsste. Leider kann man sich das bildlich nicht wirklich vorstellen, denn wir bewegen uns im Alltag ja nur in einem Raum, der eben nur drei Dimensionen hat. Außerdem ist es oft gar nicht möglich, für eine Art wirklich jeden einzelnen Umweltfaktor zu messen. Oft betrachtet man deshalb nicht die gesamte ökologische Nische, sondern greift einzelne Teile davon heraus und schaut sich z. B. nur die Nahrungsnische an.

Der Toleranzbereich einer Art für einen bestimmten Umweltfaktor wird in der Regel als Toleranzkurve dargestellt:

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Nehmen wir einmal an, diese Abb. beschreibt die Toleranzkurve einer Pflanzenart in Bezug auf den Faktor Licht. Auf der X-Achse tragen wir die Lichtmenge auf, auf der Y-Achse, wie gut die Pflanze gedeiht. Wir können das z. B. daran bemessen, wie viel Biomasse die Pflanze produziert. Das Minimum ist die Lichtmenge, die unsere Pflanze mindestens benötigt, um nicht einzugehen. Das Maximum ist die Menge an Sonnenlicht, der unsere Pflanze allerhöchstens ausgesetzt sein darf, steigt die Lichtmenge noch stärker an, geht die Pflanze ebenfalls ein. Das Optimum ist die Lichtmenge, bei der die Pflanze am besten gedeiht, d. h. am meisten an Biomasse zulegen kann. Das Präferendum ist der Vorzugsbereich unserer Art, innerhalb dieses Bereichs kann sie gut gedeihen und sich auch vermehren. Als Pessimum bezeichnet man die Bereiche, in denen die Art gerade so noch existieren kann, sie wird sich unter diesen Bedingungen aber nicht vermehren können, weil sie alle Ressourcen für ihr eigenes Überleben benötigt.

Arten, die einen sehr großen Toleranzbereich aufweisen, nennt man auch stenöke Arten. Arten, die nur einen sehr engen Toleranzbereich besitzen, nennt man euryöke Arten. Der Braunbär (Ursus arctos) ist ein Beispiel für eine stenöke Art in Bezug auf die Nahrungsnische. Als Allesfresser ernährt er sich von Wurzeln, Beeren, Grünpflanzen, Honig, Fisch und Fleisch, also praktisch allem, was es gibt. Der Große Pandabär (Ailuropoda melanoleuca) dagegen ist eine euryöke Art, er ernährt sich fast ausschließlich von Bambus.

Solche Toleranzkurven wie die weiter oben beziehen sich in der Regel auf die physiologische Potenz einer Art. Das ist der Bereich, den die Art aufgrund ihrer physiologischen Reaktionsfähigkeit theoretisch tolerieren könnte. In Wirklichkeit existiert eine Art in einem Ökosystem aber nie für sich allein. Es gibt noch andere Arten, die mit ihr in Konkurrenz treten. Die ökologische Potenz schließt auch die Konkurrenz mit ein. Sie beschreibt also den Toleranzbereich, in dem die Art dann auch tatsächlich existiert und sich gegen andere Konkurrenten behaupten kann. Die Waldkiefer (Pinus sylvestris) beispielsweise hat eine sehr breite physiologische Potenz bezüglich der Bodenfeuchtigkeit. Sie kann auf extrem nassen Böden gedeihen, auf frischen und mittelfeuchten Böden und auf sehr trockenen Böden. Tatsächlich aber wächst die Waldkiefer nur auf sehr nassen oder auf sehr trockenen Böden. Auf mittelfeuchten Böden wird die Kiefer von konkurrenzstärkeren Arten wie Eiche (Quercus robur) und Buche (Fagus sylvatica) verdrängt. Die Kiefer kann daher nur auf solchen Böden wachsen, die für Eiche und Buche zu nass bze. zu trocken sind.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig
 - (Tiere, Biologie, Bio)

Moin,

eine ökologische Nische bildet sich aus, wenn die Lebensbedingungsansprüche einer Art (abiotische und biotische Faktoren) vollständig von den Angeboten der Umwelt abgedeckt werden. Die Art, deren Ansprüche auf diese Weise von den Angeboten der Umwelt abgedeckt werden, wird dadurch selbst ein Teil der Umweltangebote. Die Art erfüllt dadurch eine Rolle und übernimmt eine Planstelle in der Natur.

Die ökologische Nische ist KEIN Raum, den eine Art in einem Biotop einnehmen kann. Deshalb sind Formulierungen wie »Eine Art besetzt eine ökologische Nische« oder ähnliches etwas unglücklich.

LG von der Waterkant

Klingt für mich nach einem Synonym oder zumindest verwandtem Begriff zu Greenwashing. Dabei versuchen Unternehmen, ein nachhaltiges und umweltbewusstes Image zu erlangen, was dann jedoch häufig nicht eingehalten wird. Klingt komisch, ist aber so. ;D

Lg

Die ökologische Nische sind die Anforderungen einer Art an ihre Umwelt (abiotische und biotische Faktoren).

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Biologiestudent (B.Sc.)

.... unter ökologischer Nische versteht man einen meist kleinen Lebensraum der nur von spezialisierten Lebewesen bewohnt werden kann.

Ein Beispiel:

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mfe

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
 - (Tiere, Biologie, Bio)