Was tun, wenn man auf dem Keyboard immer wieder falsche Noten spielt?

5 Antworten

Von Experte Bluemilk bestätigt

Hi! Ein großer Fehler, den viele Anfänger machen ist folgender, darauf hat mich mein Schlagzeuglehrer damals hingewiesen:

Du spielst ein Stück und irgendwann kommt die bewusste Fehlerstelle und Du fliegst raus. Was machst Du: Du fängst von vorne an, seppelst über das drüber "was Du schon kannst", kommst wieder an die Stelle und es klappt wieder nicht. Was machst Du ... ich wiederhole den Satz vorher. Usw.

Das hat gleich mehrere Konsequenzen:

  1. Früher oder später bist Du genervt und fängst an Dich zu ärgern
  2. Die Qualität dessen, was Du schon kannst leidet, weil Du nur noch drüber wegspielst um an die bewusste Stelle zu kommen
  3. Du verlierst die Lust an dem Stück

Sinnvoller ist es, hier NUR die fragliche Passage zu betrachten, ggf. ein oder zwei Takte vorher anfangen, je nachdem wie die Phrase grad angelegt ist. Genau analysieren wie es gehört und dann ganz technisch diese Stelle bearbeiten, von langsam nach schnell und am Besten mit Metronom.

Das ist übrigens ein weiterer Tipp: übe mit Metronom, das hilft Dir die Abstände sauber zu setzen.

Ansonsten ja, das was Du schon aufgezählt hast.

Gruss

teehouse 
Fragesteller
 10.01.2024, 09:36

Danke. Das hilft wirklich weiter. Völlig nachvollziehbar.

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Von Experte DonCredo bestätigt

Hallo,

das Problem ist nicht nur Anfängern bekannt.

Ganz langsam spielen und nur langsam schneller werden

Im Grunde ist das bereits der Schlüssel. Wenn du immer noch falsche Töne spielst, bist du immer noch zu schnell. Suche zunächst die richtigen Tasten und erst dann drücke sie runter. Konzentriere dich anfangs auf die Noten. Wenn vor der Note eine längere Pause zum Suchen ist, ist es auch nicht so schlimm wie eine falsche Note.

Du kannst die Stelle auch isolieren bis hin zum problematischen Übergang zwischen zwei Noten. Anschließend setze zu immer längeren Passagen zusammen. Du kannst dir auch Übungen ausdenken, um eine bestimmte problematische Bewegung zu üben, wo diese dann mehrfach in verschiedenen Variationen vorkommt.

Eine beliebte Übungsweise ist das Spielen in Rhythmen, insbesondere punktiert, sodass abwechselnd eine Note lang und die nächste kurz ist. Anschließend werden die anderen Noten lang gespielt. Dadurch wird immer nur die Hälfte der Übergänge schnell. Bei den anderen hat man dann immer Zeit sich gedanklich auf die nächsten beiden Noten einzustellen. Auf die Weise kannst du auch mehrere Noten zusammenfassen, die dann schnell gespielt werden und wo dazwischen immer ein längerer zeitlicher Abstand ist.

Spiele außerdem bewusst. Habe ein klares Bild von den zu spielenden Noten, bevor du sie spielst. Es ist auch möglich, abseits vom Instrument und nur gedanklich zu üben, indem du dir die Noten und das Drücken der Tasten vorstellst. Gedankenloses durchspielen ist dagegen wenig hilfreich und vielleicht sogar kontraproduktiv. Das Ziel ist es nämlich auch, sicher auswendig zu lernen und die Noten bewusst zu kennen, und nicht, unbewusst die Bewegung zu trainieren. Wenn man nur die Bewegung trainiert, ist es schwierig in einem langsamen Tempo zu spielen, und kleine Unregelmäßigkeiten bringen einen schnell raus. Langfristig wird es schnell schlampig.

Fingersatz üben

Der wird sowieso mitgeübt. Es kann auch sein, dass sich ein anderer Fingersatz für dich als besser rausstellt. Probiere verschiedene aus. Mit isolierten Übungen kannst du auch Daumenuntersätze, Sprünge und Wechsel usw. üben.

Tutorials anschauen

Solche Tutorials, wo gezeigt wird, wie man eine bestimmte Schwierigkeit spielen oder üben kann, finde ich hilfreich. Wenn dagegen nur vom Computer ein Stück runtergespielt wird und die gedrückten Tasten angezeigt werden, finde ich es dagegen weniger hilfreich.

Ständige Wiederholungen

Diese helfen nur, wenn du auch die richtigen Noten und bewusst spielst. Wenn du einfach nur wiederholst, obwohl du Fehler machst, übst du so auch die Fehler ein. Diese wirst du dann immer wieder machen. Übe stattdessen ohne Fehler ein, indem du langsam genug spielst.

Musikunterricht nehmen

Insbesondere als Anfänger ist das sowieso essenziell.

Viel Erfolg und viele Grüße!

teehouse 
Fragesteller
 10.01.2024, 20:47

Ich sehe das alles durchaus ähnlich. Allerdings sagen auch einige Lehrer, dass man auch nicht zu genau hingucken soll, was man spielt. Klar ist es am Anfang wichtig. Aber man kann auch verkrampfen und das Timing verpassen, wenn man zu genau hinsieht, was man mit welchem Finger spielt. Ich finde es auch immer wichtig, den Song im Kopf zu haben. Und nach Gefühl zu spielen.

Seltsamerweise habe ich gerade bei sehr einfachen Akkordübungen, die ich eigentlich seit Jahren schon drauf habe, falsche Noten gespielt. Mag aber damit zu tun haben, dass ich damals die Finger anders und ineffektiv platziert habe

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Die Gingerübungen von Charles Hanon.

Sollte man aber unter Anleitung machen.

Es könnte auch sein, dass die Stelle/das Stück im Moment! noch zu schwer ist, allerdings find ich die Tipps hier sonst auch echt gut

Mehr Gelassenheit entwickeln und auch falschen Tönen ihre Daseinsberechtigung zugestehen.

Wir sind heute perfekte Produktionen aus Musikstudios gewohnt, in denen Profis aus mehreren Einspielungen die Beste auswählen und dann wird nochmal digital optimiert, was möglich ist. Das ist für den Amateur so unerreichbar wie das Aussehen eines Supermodels im Hochglanzmagazin.

Woher ich das weiß:Hobby – Spiele seit vielen Jahren Keyboard, Klavier und Trompete