Was spricht gegen eine Monarchie als Staatsform?🤔?

10 Antworten

Viele Theoretiker haben sich in der Geschichte mit dieser Idee auseinandergesetzt und sind zu verschiedenen Lösungsansätzen gekommen. Theoretisch bin ich ganz bei dir: Erstmal spricht aus theoretischer Perspektive nichts gegen die Monarchie. Was aber dagegenspricht ist, was wir in der Vergangenheit für Erfahrungen gemacht haben. Aber mal ganz von Vorne, gehen wir das doch mal geschichtlich an:

Aristoteles, dem ich sehr verbunden bin (und das gilt allgemein für viele griechische Theoretiker) war sich der Ineffektivität der Demokratie bewusst. Bereits damals unterschied man zwischen der Monarchie und der Tyrannis, also zwischen einem gutmütigen Monarchen oder einem selbstsüchtigen Monarchen. Ähnlcih macht Aristoteles auch eine Unterscheidung zwischen der Demokratie und der Ochlokratie, sowie der Aristokratie und der Oligarchie.

Machiavelli beispielsweise nimmt eine Trennung zwischen Moralität und Politik vor. Bei ihm sieht das ganze etwas düsterer aus und die Grenzen zwischen einem Monarchen und einem Tyrannen verschmelzen. Für mich ist Machiavelli, wenn auch teils düster, die absolut realistische Herangehensweise an das Thema Monarchie. Kein Schwarz-Weiß-Denken. Es gibt weder einen guten noch einen schlechten Monarchen (so er sich an bestimmte Prinzipien hält).

Im Politikunterrricht fand ich die Vertragstheorien immer besonders interessant. Hier sticht z.B. Thomas Hobbes mit seinem Leviathan hervor. Das Konzept eines allumfassenden Herrschers, der prinzipiell tun und lassen kann, was er will, insofern er sich an den Vertrag mit seinen Untertanen hält, finde ich zunächst sehr verlockend. Es ist, sein wir ehrlich, furchtbar effektiv. Es gibt dem Staat eine Vision. Aber es ist vor allem auch eins: Unglaublich idealistisch. Hobbes will ein allmächtiges Wesen schaffen, vor dem die Bevölkerung eigentlich keine Rechte hat. Damit der Leviathan funktioniert, muss die gesamte Gesellschaft ihre Freiheit abgeben. Und das eröffnet das wohl größte Dilemma der politischen Theorie (zumindest für mich): Wer frei sein möchte, der kann nicht sicher sein und wer sicher sein möchte, der kann nicht frei sein.

Was sagt uns das jetzt? Naja: Ist dir die Sicherheit und Effizienz des Staates wert, deine Freiheit wegzuschmeißen? Durch die machiavellistische Brille wird mir da ein wenig flau im Magen, denn ein guter Principe ist nunmal skrupellos. Will ich vor so einer Person unfrei sein?

Am Ende des Tages bringt uns Theorie nur so weit, wie das Buch aus dem wir zitieren. Also schauen wir doch einfach mal in die reele Welt. Sag mir: Wie viele Monarchien gab es in der Menschheitsgeschichte, die die Menschen glücklicher als Demokratie gemacht haben? Ich zitiere hier immer gerne Winston Churchill, der zu sagen pflegte:

“Demokratie ist die schlechteste aller Regierungsformen – abgesehen von all den anderen Formen, die von Zeit zu Zeit ausprobiert worden sind.”

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Student der Politikwissenschaft
Was spricht gegen eine Monarchie als Staatsform?🤔? Mich würde interessieren worauf die Ablehnung die viele Leute demgegenüber herrührt. 🤓

Schauen wir uns mal in Europa um, dann stellen wir fest, dass eine ganze Anzahl von Monarchien existieren, die sich insgesamt durchaus gewisser Beliebtheit erfreuen: Andorra, Belgien, Dänemark, Großbritannien, Liechtenstein, Luxemburg, Monaco, Niederlande, Norwegen, Schweden, Spanien und - der Vatikan.

Alle Monarchien sind konstitutionelle, die meisten zudem parlamentarische Monarchien. Aber auch die Monarchien, die qua Verfassung noch keine parlamentarischen Monarchien sind, entwickeln sich in diese Richtung.

Der praktische Unterschied zwischen diesen Formen der Monarchie ist, dass in den konstitutionellen Monarchien die Macht des Monarchen eng begrenzt ist, aber er kann Einfluss auf die Regierungsbildung nehmen und ist weiterhin ein nicht unwichtiger, wenn auch begrenzt aktiver Teil der Exekutive, während in parlamentarischen Monarchien der Monarch die Exekutive, die allein vom Parlament bestimmt wird, nur noch beratend begleitet und er lediglich über alles Regierungshandeln informiert wird, ansonsten ist er vorallem repräsentativ tätig oder nimmt seine Reservatrechte nur auf Anraten der Regierung wahr. Freilich kann auch ein parlamentarischer Monarch Einfluss auf die Regierung ausüben, wenn er die Persönlichkeit und die Fähigkeit dazu besitzt.

Großbritannien ist eine besondere Form der Monarchie. Es gibt keine geschriebene Verfassung, lediglich einige Gesetze, die Verfassungsrang beanspruchen. Insofern ist der britische Monarch ein konstitutioneller, er hat aber theoretisch viel weitergehende Reservatrechte. Diese nimmt er aber nur auf Anraten der Regierung wahr, die nur in Ausnahmefällen vom Monarchen mitbestimmt wird, i.d.R. aber allein vom gewählten Parlament. Durch die gewohnheitsrechtliche Selbstbeschränkung der britischen Monarchen auf vorallem repräsentative Aufgaben ist Großbritannien auch eine parlamentarische Monarchie.

Und nun eine freudige Nachricht für den Fragesteller:

Gerne mal erklären. Da ich selbst pro Monarchie bin (sogar für eine absolutistische) interessiert es mich wie andere über die Monarchie denken.

Es gibt tatsächlich in Europa eine absolutistische Monarchie, nämlich den Vatikanstaat mit dem Papst als Staatsoberhaupt. Das Grundgesetz des Staates der Vatikanstadt, in der letzten Fassung von Papst Franziskus verkündet, bündelt alle Staatsgewalt - Exekutive, Legislative und Jurisdiktion - in der Hand des Papstes. Dieser ist zugleich Oberhaupt der Katholischen Kirche, in der er gemäß des Corpus Iuris Canonici ebenfalls absolute Gewalt beanspruchen kann.

Gegen eine parlamentarische Monarchie spricht eigentlich nichts. Das politische Leben und Regierungshandeln beruht auf demokratischen Grundlagen und wird vom Volke in demokratischen Wahlen und öffentlichen Meinungsäußerungen demokratischer Art bestimmt und langfristig gelenkt. Der Monarch ist das Symbol des Staates/Landes und nimmt überwiegend die Funktionen wahr, die auch Staatsoberhäupter in Republiken wahrnehmen, z. B. unser Bundespräsident. I. d. R. sind sie sogar politisch zurückhaltender als Präsidenten, denn unser Bundespräsident darf politische Reden halten, während Monarchen in dieser Hinsicht sehr vorsichtig sein müssen und mit politischen Äußerungen kaum in Erscheinung treten.

Die Monarchien sind, mit Ausnahme der päpstlichen Wahlmonarchie und Andorras, alle erblich, woran sich vielfach Kritik entzündet. Unfähige Monarchen aber können heute ihren Staat nicht mehr ruinieren, können ihr Herrscheramt verlieren, indem das Parlament die Regierungsunfähigkeit feststellt und eine Regentschaft einsetzt. Auch in Republiken können unfähige Präsidenten ihres Amtes entsetzt werden. Insofern bieten Monarchien keinen Nachteil. Selbst die Kosten einer Monarchie sind nicht unbedingt höher als die von Staatsoberhäuptern einer Republik, wenn man die lebenslange Besoldung mehrerer ehemaliger z. B. deutscher Präsidenten, ihrer Büros und Sicherheitsvorkehrungen zusammenrechnet.

Kurz: Gegen Monarchien spricht eigentlich nichts, sofern sie parlamentarische, demokratische Monarchien sind.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich arbeite als Historiker.

seltsames Konzept und auch praktisch hat sich Demokratie als besser erwiesen

  • Entscheidungen von und das Vertrauen in Einzelpersonen sind unzuverlässig und ungerecht in Bezug auf die gesellschaftliche Beteiligung an politischen Entscheidungen (Monarchie als völlig undemokratisch)
  • Erbfolge ist ungerecht und unzuverlässig. Ein einzelner Herrscher kann auch ein schlechter Herrscher sein oder seine Aufgabe verfehlen (die Menschen dürfen ihre Politik nicht durch Wahlen mitbestimmen) —> Der Mensch sollte selbst entscheiden wer ihn leitet und regiert
  • Freiheit und Unabhängigkeit ist vom Herrscher abhängig. Ein Monarch hat zu viel Macht, die er gezielt missbrauchen kann
  • Eine Einzelperson ist bei politischen Fragen viel beeinflussbarer (politische Arbeit ist zu komplex und vielseitig für eine Einzelperson)
Woher ich das weiß:Hobby – Politisch links eingestellt

Ich habe das Gefühl, dass mindestens 80 % der Deutschen pro Monarchie sind. Sie haben nur ein massives Problem damit, wenn der Monarch nicht sie selbst sind oder allerwenigstens jemand, der ihre Meinung zu 100 % vertritt…

Übrigens werden selbst in Japan Stimmen laut, das japanische Kaisertum abzuschaffen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Lebe und arbeite seit 2017 in Japan