Was soll mit dem Veranstalten einer Demo gezeigt werden?

3 Antworten

So eine Demo bringt nichts. Ein Nazi wird nie aufhören, ein Nazi zu sein, nur weil Leute mit Schildern rumlaufen. Das verschärft in den meisten Fällen die Einstellung, die sie eh schon haben. Man kann eine Demo machen, um Gleichgesinnte zu finden, das war es dann aber auch schon. Und da heute sowieso sehr leichtfertig pauschalisiert und vorverurteilt wird, weiß ich nicht mal mehr, was für die Menschen ein Nazi ist - das kann von "jemand hat was schlechtes über Ausländer gesagt" zu "Ich find toll was damals passiert ist" alles mögliche sein, was irgendeine Gruppe Menschen schlecht darstellt und diskriminiert. Daher geh ich gar nicht erst auf so eine Demo. Ich finde das gefährlich. Ich kann die AfD nicht leiden und sie ist ganz klar rechts, aber nicht jeder, der die wählt ist rechtsradikal. Für manche Leute reicht es da schon, wenn die Dönerpreise erhöht werden oder sie ein Ausländer in der Bahn schlecht gelaunt angeguckt hat. Die meisten, die da hingehen, bestätigen sich zuletzt auch nur gegenseitig in ihrem Narrativ und verschlimmbessern so die Situation. Das hat dann auch einfach nichts mehr mit Offenheit und Toleranz zu tun, sondern mit reiner Naivität und Ausgrenzung von Leuten, die man überzeugen könnte, doch nicht die AfD zu wählen.


OnkelWillibrot 
Fragesteller
 17.03.2024, 22:36

Ich finde es zwar a bissl pessimistisch, wie Du die Situation darstellst - meiner Ansicht waren die Menschen früher auch nicht schlauer und die momentane geistige Armut ist nur offensichtlicher (durch Internetpräsenz) gemacht als sonst. Und die Welt ist nicht gut oder schlecht. Sie ist, wie sie sein muss, weil der Durchschnittsmensch nun mal nicht gerne länger als nötig nachdenkt und auch gebildete Leute leider Populisten wählen.
Was ich richtig und wichtig an Deiner Aussage finde, ist, dass man durch die Verurteilung von Mitbürgern, die aus Frustration rechts wählen, diesen eine rechte Identität überhaupt erst anbietet. Anstatt mit ihnen ins Gespräch zu kommen und zu verstehen, warum ihre Frustration in einer rechten Position endet. Das wäre in meinen Augen eine Chance, Leute aus der rechten Denke herauszuholen. Eben in dem man mit ihnen in ihre verworrene Denkweise geht und diese mit ihnen zusammen entwirrt. Das kann sogar richtig gut werden, siehe Ex-Neonazi Philip Schlaffer
Aber es ist halt - aufgrund einer verbreiteten Primitivität (Prinzip: ich werte jemanden ab um mich selbst aufzuwerten) - sehr attraktiv für viele Menschen, Feindbilder zu hegen und pflegen. Deshalb brauchen sie die potentiellen AfD-Wähler und wollen gar nicht, dass diese "gesund" werden. Denn dann kann ich sie nicht mehr hassen und beschimpfen.

1

Jeder hat das Recht Demos zu machen, wenn er auf etwas aufmerksam machen will. Die Demos gegen Rechts sind in diesem Zusammenhang allerdings durch die Masse der Demonstrierenden schon einzigartig. Aber auch unendlich wichtig. Jahrelang hat man die Dinge einfach laufen lassen und auf die Demokratie vertraut (Einzig ein paar Antifaschisten haben immer schon gewarnt). Nun, da Nazis in den Parlamenten sitzen und rechtsbraune Machtübernahmen drohen, kriegen die Leute Angst und gehen auf die Straßen, um die untätige Politik zum Handeln zu zwingen (z.B. AFD-Verbot). Aber auch um vor dem schleichenden rechten Wahn zu warnen. Wenn wir so weitermachen fahren wir unsere Demokratie vor die Wand. Darauf wollen die Menschen aufmerksam machen.


OnkelWillibrot 
Fragesteller
 17.03.2024, 22:50

Es geht mir darum, WIE für die Demokratie gekämpft. In einer Gerichtsverhandlung muss ich mit Recht argumentieren und Paragraphen strategisch benutzen. Bei einem mathematischen Beweis muss die Logik von Zeile zu Zeile stimmen und am besten ist er (der gesamte Beweis) kurz.
Das Argument einer Demo ist hingegen nicht auf Sachlogik beruhend, sondern, wie schon erwähnt, auf "wir sind viele, also haben wir recht" beruhend. Dem gegenüber steht, wie oft in der Geschichte großer Mist von einer großer Mehrheit getragen wurde (Kreuzkriege, Kolonialismus, Hitler als Reichskanzler, Akzeptanz des Angriffskrieg in der UdSSR).
Warum empfindest die Existenz von Mehrheit für etwas als Veranlassung, das Gefühl zu haben, man solle nach dieser Mehrheitsmeinung handeln?
Und woran machst Du fest, dass die Politik nicht handelt/anders handeln könnte?

0
Akaitori  18.03.2024, 04:05
@OnkelWillibrot

Ich bezweifle, dass die Demogänger der Anti-AFD Demos ihre Meinung durch die Anzahl der an den Demonstrationen teilnehmenden Personen legitimieren.
Auf der Demo selbst geht es dann darum, durch möglichst große Menschenmassen öffentlichen Raum einzunehmen, Präsenz zu zeigen und etwa die Bundesregierung zum Handeln zu bewegen. Es wird durch Demonstrationen gezeigt, dass es Anliegen gibt, die so viele Menschen miteinander teilen, dass es sie trotz unserer atomisierten Gesellschaft zu großen Zahlen auf die Straße treibt (was mMn schon sehr beeindruckend ist).

0

Nein, eine Demo ist einzig und allein für die Demonstranten. Es versammeln sich Gleichgesinnte zum Austausch und damit man sich zugehörig fühlen kann.

Die Demos gegen die AfD interessiert weder die AfD noch die AfD Wähler.


OnkelWillibrot 
Fragesteller
 17.03.2024, 22:09

Also den Demonstranten geht es sicher nicht nur um sich. Da könnte man sich ja auch nicht öffentlich bzw. nicht öffentlich-wirksam treffen.
Es geht also eindeutig darum, von der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden. Und meine Frage ist nun, was dieser Öffentlichkeit mit der Präsenz der Demo gezeigt werden soll.

0
CleverRemo  18.03.2024, 07:43
@OnkelWillibrot

Öffentlich ja, wirksam nein.

Bzgl. der AfD Demos versammeln sich Leute, die sowieso eine bestimmte politische Orientierung haben und das wird öffentlich; das Ausmaß der so denkenden Gruppe ist in der Regel aber bekannt.

Es wird zwar öffentlich noch mal gezeigt, wirksam sind diese Demos aber nicht, weil politisch Andersdenkende sich nicht mit AfD Gegnern beschäftigen. (mal als Beispiel)

Was sollte eine Anti AfD Demo an Wirksamkeit bringen außer, dass man in Bild und Ton sieht, dass eine bestimmte Gruppe gegen die AfD ist?

0