Was passiert, wenn man 1Pol and 4Pol-FI anschließt?

1 Antwort

Von Experte tunik123 bestätigt

Das ist dem FI bzw. Neudeutsch RCD egal.

Der bildet einfach die Summe aller 4 durchgehenden Leitungen. Normal heben sich alle Leitungen bei Drehstrom auf, die Summe aller Ströme ist also Null.

Ist die Summe nicht Null, dann fließt ein Strom irgendwohin (meistens Erde) ab und kommt nicht zurück.

Die Spannungen interessieren den FI gar nicht. Und ob da was an den Durchleitungen dran hängt, es Ein- oder Ausgeschaltet ist, das ist dem auch egal. Nur die Summe zählt!

Man kann also einen 3~ FI auch Problemlos nur 1~ verwenden. Schließlich muss der ja auch funktionieren wenn eine oder zwei Phasen ausgefallen sind.

Das einzige Problem ist die Testtaste. Die verbindet eine der Phasen hinter dem FI mit dem N vor dem FI. Das erzeugt einen Fehlerstrom auf den der FI reagieren muss. Hängt an der Phase mit der Testtaste keine Zuleitung, dann kann natürlich die Testtaste nicht funktionieren. Also sollte man den Einphasig entsprechend anschließen (fast immer L1).

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
micholee 
Fragesteller
 12.06.2023, 00:44

Danke. So hätte ich das auch gedacht. Ich frage mich aber warum man zwischen N und L1 bzw. zwischen N und L3 einmal 40V und einmal 17V messen kann? An dem FI sind zwar L1 und L3 aufgelegt. Das Ende des Kabels wäre aber noch nicht angeschlossen (aufgrund des Bauvorschritts hat der Elektriker das Kabel noch nicht komplett angeschlossen, sondern nur eine Phase.).

Warum jetzt ausgerechnet L2 angeschlossen wurde, weiß ich nicht. (Vielleicht wegen dem Farben, damit das vom HAK bis zum UV alles identisch ist. (Schwarz, Braun und Grau bzw. Blau bei TN-S).

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Commodore64  12.06.2023, 00:56
@micholee

Wie hast Du gemessen?

Leitungen die parallel liegen bilden einen schwachen kondensator. Ein Multimeter hat typisch 20 bis 40 Megaohm. Das zieht also fast keinen Strom.

Dadurch, dass die Leitungen einen Kondensator bilden, hast Du es mit einem Kapazitiven Spannungsteiler zu tun. Im Leerlauf hast Du da eine gewisse Spannung die aber sofort zusammen bricht sobald Du da etwas Strom ziehst.

Dieser winzige mögliche Strom reicht übrigens oft um LED Lampen glimmen zu lassen. So passiert es bei Treppenhausbeleuchtungen, dass der Draht für die Knöpfe einen winzigen Strom in die abgeschaltete Lampenleitung einspeist und die LEDs kann man dann in absoluter Dunkelheit glimmen sehen. Manche Menschen bekommen da Angst, dass da was brennen könnte.

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Commodore64  12.06.2023, 11:55

Zur Ergänzung:

Es gibt auch "elektronische" FI/RCD. Die brauchen eine Stromversorgung. Hier ist es nicht egal was man mit denen macht, denn entweder bekommen die keine Stromversorgung für den internen Mikrocontroller oder die erkennen einen Fehler. In beiden Fällen kann man die nicht einschalten. Der interne Schalter braucht einen Haltestrom. Der FI/RCD knall also sofort raus wenn etwas nicht stimmt das seine Funktion stört.

Die sind sehr selten, fast immer handelt es sich dabei um einen sogenannten "Störlichtbogenschutzschalter" der gleichzeitig auch die Aufgabe eines FI/RCD übernimmt. Diese findet man fast nur in Industrieanlagen, man kann die natürlich auch in einen Haushalt einbauen.

Ein Störlichtbogen kann man am einfachsten als "Britzeln" beschreiben. Das können Funken zwischen Phasen, Phasen und Neutralleiter, Phase und Schutzleiter, Phase und Erde aber auch über einen nicht ganz geschlossenen Schaltkontakt sein.

Dieses "Britzeln" kann der Mensch optisch an Lichtbögen und akustisch an dem Britzelgeräusch erkennen. Tatsächlich entstehen aber auch für den Menschen nicht bemerkbare Funkwellen. Das ist der Grund warum man von "Funk" spricht, ursprünglich hat man Radiowellen durch das erzeugen von starken Funken erzeugt, also spricht man in der Deutschen Sprache von Funkgerät.

Der Störlichtbogenschutzschalter empfängt die "Britzel Funkwellen" und löst aus. Dazu überwacht der bestimmte Frequenzbereiche und wertet die digital aus.

Dank preiswerter aber leistungsfähiger DSP (Digitaler Signal Prozessor) kann man so was heutzutage sehr billig herstellen. Daher kann man sich auch als Privatmann so ein Gerät im Sicherungskasten leisten.

Der Vorteil ist, dass beschädigte Kabel und kaputte Schaltkontakte erkannt werden lange bevor die einen richtigen Kurzschluß erzeugen oder so heiß laufen dass es zu einem Brand kommen kann. Ein brutzelnder Schalter löst weder einen LS noch einen FI/RCD aus, kann aber richtig viel Leistung in Wärme umsetzen und damit etwas in Brand stecken.

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micholee 
Fragesteller
 13.06.2023, 10:12
@Commodore64

Hallo,

vielen Dank für die Erklärung.

Ich habe mal versucht hier das bildhaft darzustellen. Schwarz und Grau sind angeschlossen. Am FI misst man aber zwischen L1 und N = 40 und L3 und N = 17.

https://i.ibb.co/X8rjLFH/FI-Schalter.jpg

L2 und N misst man ganz normal 230V.

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Commodore64  13.06.2023, 16:34
@micholee

Miss mal mit einem Messgerät, das belastet. Bei vielen Duspols kann man per Knopfdruck auf 4kOhm o.ä. Widerstand runter schalten. Genau dafür ist diese Taste da, man belastet die Leitung (schwach) und kann sehen, ob da wirklich eine Richtige Stromquelle dran hängt oder nur etwas Spannung kapazitiv oder Induktiv einstreut.

Bei 20m Kabel hat man schon eine gewisse "Parasitäre Kapazität" zwischen den Leitungen. Da "streut" also etwas Spannung in die unbenutzten Enden rein.

Außerdem sitzt im FI eine Art Trafo, der Summenstromwandler. Jeder STrom erzeugt ein Magnetfeld. Hin und Rücklaufende Ströme erzeugen gegensätzliche Magnetfelder so dass die Summe des Magnetfeldes normalerweise Null ist. Bleibt ein Feld übrig, so löst das ab einer gewissen Stärke den Schalter aus.

Die Magnetfelder die vom L2 und N entstehen heben sich im Ganzen auf, können aber bevor die im Summenstromwandler aufeinander treffen und sich aufheben noch durch die Windungen von L1 und L3 gehen und da einen winzigen Strom induzieren. Auch das kann eine kleine, nicht belastbare aber messbare Spannung verursachen.

Also besorg/leihe Dir ein richtiges Elektrikermessgerät (Duspol oder spezielles Multimeter) dass Du niederohmig schalten kannst. DIe meisten Multimetre haben 20 bzw. 40 Megaohm Eingang. Kann man das auf niederohmig schalten (meist 4k oder ähnlich), so kann man damit prüfen ob das nur irgendwie schwach eingestreut ist oder irgendwas wirklich richtig "Saft" in den Draht einspeist.

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