Was macht denn eigentlich der Dirigent?

9 Antworten

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Der Antwort von Violine98 ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen. Ich möchte aber kurz auf den Begriff "Dirigent" eingehen. Er leitet sich vom lateinischen "dirigere" ab, das bedeutet "lenken, leiten". Der Dirigent ist also dafür verantwortlich, dass das Orchester eine "Richtung" beibehält, musikalisch sozusagen nicht aus der Spur gerät, ganz im Sinne von Violine98. Besser gefällt mir persönlich die angelsächsische Bezeichnung für den Dirigenten, nämlich "conductor". Das kommt auch aus dem Lateinischen, von "conducere", was "zusammenführen" bedeutet. Und das ist nun die Aufgabe des Dirigenten: Die einzelnen musikalischen "Fäden", die ihm von den Musikern, den Stimmgruppen angeboten werden, zu einem Klangteppich zu verweben. Das klingt kompliziert und so ist es auch. Deshalb gibt es zwar viele brauchbare und auch gute Dirigenten, aber die geradezu magische Kunst des perfekten "conducere" beherrschen nur wenige. Karajan war so ein Dirigent!

Danke für die Auszeichnung!

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Hallo,

wenn man sich ein Konzert anschaut und kein Musiker ist bzw. nicht in einem Orchester spielt, bekommt man schnell den Eindruck, dass der Dirigent eigentlich überflüssig ist. Das stimmt aber nicht. Der Dirigent leitet das Orchester im musikalischen Sinne (meistens, manchmal ist er auch gleichzeitig der „Manager“. Das trifft aber eher in kleineren und Jugendorchestern zu). Er hat eine Vorstellung, wie das Ergebnis einer Probe werden soll. Das Orchester setzt das dann um, unter seiner Leitung. Er gibt Einsätze für einzelne Stimmgruppen, entscheidet, wo welche Dynamik gespielt werden soll, ganz zu schweigen von Agogik, Tempo und Charakter des Stückes, wie das Stück interpretiert wird.

Natürlich gibt es auch Orchester, die ohne Dirigenten spielen. Aber das sind dann wirklich kleine Orchester, wo der Konzertmeister die Funktion des Dirigenten übernimmt. Ich glaube, in einem großen (oder auch kleinen) Sinfonieorchester ist ein Dirigent vonnöten. Kein einziges ist mir bekannt, das keinen Dirigenten hat, selbst wenn sie ständig wechseln.

Der Konzertmeister ist die rechte Hand des Dirigenten. Er ist der Stimmführer der ersten Geigen. Wenn ein Dirigent ausfällt, leitet er während des Spielens das Orchester. Einsätze für alle zu geben fällt dann natürlich schwer, also muss das Orchester ein sehr gutes Gefühl füreinander haben und gut aufpassen. Eine fünfte Sinfonie von Mahler oder so kann man aber nicht ohne Dirigenten spielen.

Auch wenn man nicht sieht, dass die Musiker zu ihm schauen, tun sie es doch. Natürlich kann man nicht während des Spielens komplett auf den Dirigenten schauen, man muss den Konzertmeister, Stimmführer seiner Stimmgruppe und den Dirigenten im Auge behalten, wechselt also ständig hin und her. Man schielt immer über den Rand der Noten hinweg, auf jeden Fall ist das meine Erfahrung. Die ersten Pulte haben natürlich den Vorteil, dass sich alles vor ihren Augen abspielt, jede Bewegung wird irgendwie im Augenrand wahrgenommen.

Wenn Du Dir ein professionelles Orchester ansiehst, bemerkst Du vielleicht, dass das Orchester genau das ausführt, was der Dirigent anzeigt. Auch wenn sie nicht alle an seinen Lippen sozusagen hängen.

Es ist also nur eine Täuschung.

Liebe Grüße!

Violine98

Zusammenfassung: Dirigenten sind musikalisch und „managerliche" Leiter, die Stimmführer und der Konzertmeister sind Unterstützung.

Dafür gibt es die Proben: Die meiste Arbeit findet VOR der Aufführung statt. Da wird die künstlerische Gestaltung (Tempi, Phrasierungen etc.) festgelegt; so, wie der Dirigent die Partitur interpretiert.

Am Konzert erlebt man dann das "Produkt" dieser Proben und der Dirigent gibt dem Orchester den nötigen Zusammen-Halt. Denke nicht, dass ein "Startschuss" genügen würde und dann liefe alles automatisch weiter. Die Musiker realisieren auf alle Fälle, was vorn gezeigt = dirigiert wird.

Ich bin sicher, das täuscht! Die Musiker haben einen 6. Sinn für das, was de Dirigent tut.

Nicht nur, dass er das Tempo und die Einsätze bestimmt (die natürlich auch wieder und wieder geübt werden), er bestimmt z. B. auch die Dynamik des Stücks, ob einzelne Instrumente oder Gruppen lauter oder leiser spielen sollen etc..

Er ist dafür verantwortlich, das Stück gemeinsam mit dem Orchester zu interpretieren. Noten stehen ja erstmal schwarz auf weiß auf dem Papier. Wie das ganze klingen soll, kann sehr unterschiedlich sein. Das merkt man, wenn man mal ein Stück von verschiedenen Dirigenten und Orchestern eingespielt anhört.

Und die Musiker sind immer mit einem Auge beim Dirigenten. Seine Bewegungen erkennen sie aus dem Augenwinkel, auch wenn sie gleichzeitig auf die Noten schauen. Und sie können die Zeichen auch deuten, wenn sie nicht permanent hin gucken.

Dann sind die Musiker echte Multitasking-Talente. Korrekt spielen, die Noten lesen und gleichzeitig auch noch den Dirigenten beobachten, ob der grad ein für sie bestimmtes Zeichen gibt.

Ist schon erstaunlich, aber ich bewundere sowieso schon jeden, der Noten lesen und daraus Musik machen kann.

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@jnxs68

Ja, aber nach allem, was ich weiß, ist das tatsächlich so. Aber mit der Zeit lernt man, auch auf minimale Infos aus dem Augenwinkel zu reagieren und die deuten zu können.

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Der Dirigent ist der künstlerisch-musikalische Leiter eines musizierenden Ensembles. Er erarbeitet mit den Orchester- oder Chormusikern das Werk und bringt es zur Aufführung. Er hat die interpretatorische Gestaltungshoheit und ist für die technische und künstlerische Koordination der mitwirkenden Musiker zuständig bzw. verantwortlich.