Was machen Freimaurer in ihren Ritualen, kennt ihr ein Beispielritual?Habt ihr Interesse Freimaurer zu werden?

7 Antworten

Man weiß es nicht, die unteren Ebenen machen nichts "Böses" und wirken eher wie ein Wohltätigkeitsverein. Was in den höheren Ebenen los ist weiß man nicht, auch nicht die Leute darunter, da es nach dem sogenannten "need to know" Prinzip aufgebaut ist.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Vi0l2t 
Fragesteller
 08.01.2021, 22:02

Denkst du das ist eigentlich nur ein reiner Machtverein und der rest Fassade?

0
Mfkgne  08.01.2021, 22:08
@Vi0l2t

Einfache Antwort: Ich weiß es nicht. Die unteren Ebenen machen nichts Schlimmes, was die oberen Ebenen machen kann ich nicht beurteilen

0
Itayakkamalam  28.01.2021, 09:43
@Mfkgne

Eine Loge hat nichts mit einem Wohltätigkeitsverein zu tun, denn es geht nicht um karitative Arbeit, sondern Arbeit an sich selbst. Die Beschäftigung mit den eigenen Stärken und Schwächen und der Versuch ein besserer Mensch zu werden, kann natürlich dazu führen, dass sich Brüder ehrenamtlich engagieren - die Freimaurerei lässt aber völlig offen, in welche Richtung die 'Arbeit am rauhen Stein' führt. Das ist auch in höheren Graden nicht anders, wobei man vielleicht betonen sollte, dass es keine strikte Hierarchie gibt. Jeder begegnet sich auf Augenhöhe und es gibt auch keine geheimen Machenschaften, von denen untere Grade nichts wissen. Auf solche Ideen kommt man nur, wenn man einfach nicht weiß wovon man redet. Dann wird gerne behauptet, die niederen Grade hätten keine Ahnung, dass die höheren Grade irgendein Schindluder treiben, weil diese nie darüber sprechen würden. Das ist aber ein Scheinargument, gegen das kein Freimaurer ankommen kann, denn entweder wird ihm vorgeworfen, dass er in diese Machenschaften einfach noch nicht eingeweiht wurde oder aber, dass er davon weiß und es leugnet, um es geheim zu halten.

Die andauernden Verschwörungstheorien über die angebliche Macht der Freimaurer haben ihren vorläufigen Höhepunkt übrigend im Dritten Reich erreicht, in dem Logen enteignet und geplündert wurden. Brüder sind dafür sogar ins KZ gewandert. Wenn man solche Thesen schon verbreitet, sollte man sich auch mit der Geschichte der eigenen Ideen auseinandersetzen.

0

Ich war eine ganze Weile als Gast bei der örtlichen Freimaurerloge, die im Übrigen sehr religiös orientiert war. Ich habe auch andere Logen besucht, nu, um am Ende festzustellen, dass sich dort nur reiche, alte Männer treffen, um unter sich zu sein. Als offenbar wurde, dass ich ein armer Schlucker bin, wurde ich nicht mehr zu den Logentreffen eingeladen und habe letzlich auch enttäuscht keine Aufnahme beantragt. An den Tempelarbeiten durfte ich als Gast nicht teilnehmen, ich weiß nur aus Erzählungen, wie es bei den Ritualen zugeht.

Übrigens gibt es nach meiner Erfahrung überhaupt kein Geheimnis in der Freimaurerei, aber man gibt sich gern geheimnisvoll, was speziell die Kirche sehr ärgert.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Hallo, ViOl2t.

Zu Deinen Fragen:

Was machen Freimaurer in ihren Ritualen.

Das Ritual kannst Du Dir wie ein Theaterstück vorstellen, bei dem alle Zuschauer zugleich auch Beteiligte sind. Der Ablauf ist jedes Mal absolut identisch. Es handelt sich im Kern um Wechselgespräche zwischen drei Hauptakteuren, bei der es um die Symbolwelten der mittelalterlichen Bauhütten geht.

Diese Inhalte werden in Verbindung gebracht mit allgemeingültigen Idealen, wie sich auch von tausend anderen Vereinigungen für gut befunden werden.

Das Ganze findet in einer sehr meditativen, feierlichen Atmosphäre statt.

In das Ritual eingebettet sind - ebenfalls feststehende - Abläufe, bei denen neue Mitglieder aufgenommen bzw. in weitere Grade befördert werden.

Ein neuer Grad bedeutet keine Beförderung in dem Sinne, wie man es aus dem beruflichen Umfeld kennt, sondern vielmehr ein Bekanntmachen mit weiteren, zusätzlichen Inhalten. Man wird also nicht "mehr wert" oder "höhenstehend" - man beschäftigt sich vielmehr auch weiterhin mit den Inhalten, die man in dem vorherigen Grad, es kommen jedoch weitere Perspektiven und Blickwinkel dazu.

Während sich ein Lehrling primär mit seiner eigenen Persönlichkeit, seiner Identität auseinandersetzt, verändert sich der Fokus im Gesellengrad auf die Frage, wie die eigene Einbettung in das gesellschaftliche Umfeld aussieht. Im Meistergrad schließlich geht es um großen philosophischen Fragen, die die Menschheit seit Jahrtausenden beschäftigen: Wo komme ich her, was bleibt einst von mir, wenn ich nicht mehr bin, welchen Sinn finde ich im Leben und wie kann ich mein Leben möglichst sinnvoll und gesamtgesellschaftlich wertvoll gestalten.

Es gibt hierbei keinerlei Zielvorgaben - Freimaurerei kann man also gewissermaßen als Methode sehen, deren Anwendung gelehrt wird. Auf die Ergebnisse muss der einzelne Freimaurer schon selbst kommen. Er hat allerdings die Freiheit, andere zu ihren Erfahrungen zu befragen und bewährte Praktiken oder Strategien übernehmen.

Kann man sagen das Freimaurer spirituell sind bzw. an Gott glauben?

Es gibt zahlreiche Freimaurer, die gläubig sind - Deutschland hat hier eine gewisse Sonderrolle. Während International vorausgesetzt wird, dass ein Freimaurer an ein "Supreme Beeing" glauben muss, gibt es in Deutschland eine große Anzahl Nicht-Gläubiger Freimaurer... eine genaue Quote zu benennen ist nur schwer möglich, denn Gespräche über die persönliche Konfession finden in der Loge kaum statt... diese Frage ist irrelevant, wenn man sich über Ideale und persönliche Ansichten austauscht. Ich würde jedoch sagen, eine 50:50-Quote ist nicht vollkommen daneben.

Warum pflegen sie es, sich oft im Geheimen zu treffen? Welche Ängste bzw. Befürchtungen haben sie, wenn sie sich öffnen? 

Eine schwierige Frage... ich als Freimaurer habe nicht den Eindruck, dass wir uns im Geheimen treffen. Freimaurerlogen sind mit Angabe des Logenvorstandes im Vereinsregister eingetragen. Die Logenhäuser sind bekannt, wir haben Webseiten, Telefonnummern und Emailadressen. Es gibt öffentliche Gästeabende, kulturelle Veranstaltungen und Vorträge, bei denen sich Interessierte informieren können.

Auch in einem 0815-Schützenverein wirst Du nicht einfach an vereinsinternen Treffen teilnehmen können, ohne eine Einladung vorweisen oder einen triftigen Grund anführen zu können. Ebensowenig wird man grundlos ein Mitgliederliste erhalten... das wäre bei jedem Verein ein Verstoß gegen geltendes Datenschutz-Recht.

Historisch betrachtet gab es jedoch durchaus eine Art "Geheimhaltung", denn Freimaurerlogen wurden von Beginn an - speziell durch die katholische Kirche als säkulare Konkurrenz betrachtet und heftig angefeindet.

In vielen Ländern gab es Verfolgungen mit Hinrichtungen. Noch heute besteht in einigen Ländern (z. B. Saudi-Arabien, Dubai) auf Freimaurerei die Todesstrafe.

Seit Erstarken radikaler politischer Kräfte gibt es auch in Europa wieder bewaffnete Angriffe auf Freimaurerlogen mit Todesopfern (z. B. Türkei und Frankreich)... in Deutschland gab es gerade in letzter Zeit viele Anfeindungen durch Naidoo und Co., was zu Brandanschlägen und Schmierereien führte.

Viele Freimaurerbrüder, die in den letzten Jahren die bestehende Diskretion in Frage stellten, überlegen seitdem wesentlich kritischer, ob sie sich in der Öffentlichkeit outen sollen.

Wie wird man in Coronazeit Freimaurer?

Kurz und schmerzlos: Überhaupt nicht. Auch in Freimaurerlogen ist derzeit kein persönliches Treffen möglich. Daher "trifft" man sich auch hier im virtuellen Raum. Bei den meisten Logen finden auch die Gästeabende derzeit virtuell statt - Aufnahmen und sonstige rituelle Arbeiten können aber wohl erst wieder im Herbst stattfinden.

Kann man jederzeit wieder austreten?

Selbstverständlich... wie in jedem anderen Verein ist das über eine einfache Austrittserklärung möglich.

Die Aufnahme in eine Freimaurerloge setzt jedoch eine lange Anbahnungsphase voraus, in der man sich durchaus anschaut, ob Jemand ernsthaftes Interesse und Ausdauer an dieser Art der persönlichen Entwicklung hat. Wer also offen plant, sich "das mal anzuschauen und wenn's nix ist, wieder auszutreten", wird wohl erst nicht aufgenommen werden, bis er/sie sich sicher ist.

Wie ist das Verhältniss zu der christlichen Kirche?

Wie oben schon beschrieben, wurde die Freimaurerei nach ihrem rasanten Wachstum im 18. Jahrhundert durch Rom stark bekämpft. Es gab zahlreiche päpstliche Bullen, in denen den Freimaurern Dinge vorgeworfen wurden, die man heute wohl als Ideal ansehen würde ("machen keine Standesunterschiede", "sind in Bezug auf die Religion des Einzelnen nicht auf die katholische Konfession festgelegt"...).

Als Reaktion darauf gab es in Frankreich und Italien eine Gegenbewegung aus der Freimaurerei, in deren Rahmen man sich deutlich gegen den Vatikan stellte.

Abgesehen davon kann man jedoch - speziell mit Bezug auf Deutschland - sagen:
Die Freimaurerei hat kein Problem mit der christlichen Kirche. Man kann Freimaurerei sehr gut als säkulare Ergänzung zur religiösen Betätigung im christlichen Kontext betreiben.

Die evangelische Kirche überlässt es jedem einzelnen Kirchenmitglied, ob es eine freimaurerische Mitgliedschaft für sinnvoll hält. Die katholische Kirche ist hingegen nach wie vor noch restriktiv. Die automatische Exkommunikation ist zwar zwischenzeitlich aus dem Kirchenrecht entfernt worden - formal befindet man sich jedoch als Freimaurer nach wie vor im "Stand der schweren Sünde" - also der Status, den auch eine geschiedene Person in der katholischen Kirche hat.

Herzliche Grüße

krato333

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Vi0l2t 
Fragesteller
 08.01.2021, 23:57

Wow, danke für die tolle ausführliche Antwort.

Du hast echt alles umfassend beantwortet, ich hoffe das hat dich nicht zuviel Zeit gekostet.

Danke nochmal, ich weiß das echt zu schätzen.

1
krato333  09.01.2021, 00:11
@Vi0l2t

Sehr gerne. Wenn Du weitere Fragen hast, stehe ich gerne zur Verfügung.

1

In Google gibt es viel Infos dazu.

Das Geheimwissen, etwa Kaballa, wird dort gelehrt. Man muss Antrag stellen und wird geprüft, ob man aufgenommen wird.

Die Freimaurerei, auch Königliche Kunst genannt, versteht sich als ein ethischer Bund freier Menschen (ursprünglich nur Männer) mit der Überzeugung, dass die ständige Arbeit an sich selbst zu Selbsterkenntnis und einem menschlicheren Verhalten führt. ... Die Freimaurer organisieren sich in sogenannten Logen.

Bild zum Beitrag de.m.wikipedia.org › wiki › Freima...

Freimaurerei – Wikipedia
 - (Politik, Religion, Philosophie und Gesellschaft)
Vi0l2t 
Fragesteller
 08.01.2021, 22:04

Wie soll man einen Antrag für etwas stellen, wo man nicht genau weiß worum es geht? So ein 'Antrag' ist doch nicht ernstzunehmen oder übersehe ich etwas?

0
Kanimose  08.01.2021, 22:07
@Vi0l2t

Einen Antrag auf Annahme bei einer Grossloge stellen.

Das findest du genauer erklärt in den Google links.

Du wirst dann eingeladen, geprüft, ob sie dich aufnehmen können.

Da kommt nicht jeder einfach so rein.

0
Vi0l2t 
Fragesteller
 08.01.2021, 22:22
@Kanimose

Ich verstehe das Prinzip dahinter einfach nicht, sorry

0
schlappeflicker  08.01.2021, 22:58
@Vi0l2t

Man stellt keinen Antrag. Man besucht zunächst die offenen Abenden. Wenn du da ein paar mal warst und die merken das es was werden könnte, wird dir jemand zur Seite gestellt. Sollten die merken dass es zwischen dir und ihnen nicht passt, wird dir das gesagt. Wenn du also zb ein Jahr lang regelmäßig zu den offenen Abenden hingegangen bist, und die merken das es passt, wirst du gefragt ob du der Loge beitreten willst. Sagst du ja, gibt es ein aufnahmeritual.

2
Vi0l2t 
Fragesteller
 08.01.2021, 23:04
@schlappeflicker

Okay also man muss schon Zeit investieren & einen passenden Charakter haben, bevor man aufgenommen werden kann.

1
schlappeflicker  08.01.2021, 23:10
@Vi0l2t

Ja. Man füllt nicht einfach einen mitgliedsantrag aus und wird aufgenommen, das ist ein längerer Prozess

3
Itayakkamalam  28.01.2021, 10:03
@Vi0l2t

Das klingt alles wilder als es tatsächlich ist. Freimaurer zu sein bedeutet ja im Idealfall, dass man lebenslang Mitglied einer Gemeinschaft ist - nicht nur eines Bundes weltweit, sondern in erster Linie mit den Menschen in der Loge, die man eben regelmäßig besucht. Natürlich kann man jederzeit wieder austreten, aber wenn man das ganze ernst nimmt, sollte man sich das schon reiflich überlegen, ob man da Lust drauf hat und vor allem, ob man mit den Leuten da klar kommt. Dafür besucht man die Gästeabende, in denen man Vorträge anhört, diskutiert und die Brüder kennenlernen kann. Da die aber häufig nur einmal monatlich sind und es eine Sommerpause gibt, vergeht eben häufig viel Zeit, bis man einen Eindruck von der Sache gewonnen hat. Dass man gefragt wird, ob man aufgenommen werden möchte kenne ich so nicht. Die Entscheidung sollte von Dir aus kommen. Wenn Du diese bereits nach wenigen Monaten triffst, steht das einer Aufnahme prinzipiell nicht entgegen.

Das mit dem passenden Charakter ist ein bisschen schwierig, denn es geht ja darum, dass man in der Freimaurerei an sich selbst arbeitet und sich mit seinen charakterlichen Schwächen auseinandersetzt. Aufgenommen wird eigentlich jeder, der fragt - es sei denn er hat auf den Gästeabenden einen echt schlechten Eindruck hinterlassen. Zurecht verpönt ist etwa die sog. 'Geschäftsmaurerei', also beizutreten, weil man sich berufliche oder finanzielle Vorteile von einer Mitgliedschaft erhofft. Oder natürlich rechtsextremistische Positionen - das passt mit den Grundwerten Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität natürlich gar nicht zusammen. Ansonsten sind die Brüder in der Loge aber sehr heterogen, sodass man mit sehr unterschiedlichen Positionen und Ansichten konfrontiert wird, was für die Reflektion eigener Überzeugungen sehr von Vorteil ist.

1

Spiritualität spielt bei manchen mehr, bei manchen weniger eine Rolle. Viel mehr geht es um Symbolik. Man muss auch nicht gläubig sein, denn darum geht es gar nicht in der Freimaurerei. Sie pflegen es sich im geheimen zu treffen? Was ist dann mit den monatlich stattfindenden "offenen Abenden" wo jeder der Interesse hat hin kann? Wieso kann man dann ganz einfach rausfinden wo die nächste Loge ist? Da ist nix dran geheim. Was für Ängste sollen sie haben wenn sie sich öffnen? Wie meinst du das? Jeder der Freimaurer ist, steht es frei seinen Mitmenschen zu sagen ob er Freimaurer ist. Ich hab auch selbst schon Leute gesehen die es bei Facebook öffentlich sichtlich stehen haben, daß sie Freimaurer sind. Manche halten es aber auch bis zum Tod geheim. Vor ein paar Wochen hab ich erst von einem verstorbenen Freimaurer gehört, der es 40 Jahre lang vor seiner Familie geheim gehalten hat. Erst bei der Beerdigung als sich die Familie gefragt hat wer all die Leute sind, die zur Beerdigung kamen, kam raus das er Freimaurer war. Was Freimaurer niemals machen dürfen, ist es, andere Mitglieder zu "enthüllen". Heißt, also man darf nie sagen "der x ist aber auch Freimaurer". Hat damit was zu tun, daß man nicht im Namen des anderen sprechen darf. Während corona kann man kein Freimaurer werden, da die Treffen und somit auch die gästeabende gegen die corona Verordnung verstoßen.an kann aber bei virtuellen gästeabende mitmachen. Und ja, man kann jederzeit wieder austreten. Das machen allerdings nur die wenigsten. Die Freimaurerei ist quasi nur ein Verein und wie bei jedem Verein kann man austreten. Die Kirche hat ein bisschen was gegen die Freimaurerei. Die interpretieren das quasi als Religion etc. weil auch christliche Werte vermittelt werden, und das darf halt nicht sein.

Ein Beispiel für ein Ritual ist zb das kerzengespräch. Man behandelt ein Thema und nur derjenige der die Kerze hält darf reden, muss aber nicht, und darf nicht auf die Punkte seines Vorgängers drauf eingehen.