Was ist, wenn einem vergeben worden ist und man kann sich selbst nicht verzeihen?
Guten Morgen liebe Community
Einen schönen zweiten Advent gewünscht.
Ich bin - wie in mein Profil steht - Christin.
Ich glaube, dass Jesus Christus alle Schuld am Kreuz bezahlt hat und ich frei bin!
Es gibt nur ein Problem:
Ich habe einigen Menschen, die ich über alles liebte, unendlich weh getan!!! Es sind viele von Ihnen tot und obwohl ich mich zu deren Lebzeiten unter Tränen bei ihnen entschuldigt habe und es wieder gut machen wollte, konnten sie mir nicht vergeben.
Jetzt sind sie tot und ich weine um sie
Mir tut alles so Leid und ich hätte es verdient, dass mich mein Karma trifft! Dass ich meine Schuld in diesem und nächsten Leben abtrage.
Ich glaube an Reinkarnation, Sünde, Karma, das Licht im Jenseits und an Jesus Christus.
Meint ihr, dass Jesus Christus uns auch vergibt, dass wir uns nicht selbst vergeben können?
2 Antworten
Zunächst einmal hast Du ein Gewissen, was objektiv gesehen gut ist. Gegen diesen inneren moralischen Kompass hast Du aus Deiner eigenen Sicht schwer verstoßen. Und genau dies quält Dich, weil --ungeachtet der Frage einer Vergebung von außen/oben-- Du Dir selbst nicht vergeben kannst. Im religiösen Sinn besteht Deine Aufgabe darin, die "Gnade" auch in Dein Herz zu lassen und dadurch wirklich anzunehmen. Erst dann wird sie auch Dir selbst zur "Erlösung". Es gibt Menschen, die diesen Prozess erst im Zuge ihres inneren Todeskampfes am Sterbebett bewältigen, bevor sie das Loslassen zuzulassen lernen.
Für einen christlich geprägten Menschen kann hier, bei Bedarf, das "Also hat Gott die Welt geliebt..." als Referenz dienen.
Jesus vergibt uns, auch wenn wir anderen nicht vergeben können. Das ist ganz klar:
- "Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit" (1. Johannes 1,9).
Das Ziel ist, nicht zu sündigen. Wenn wir aber in Sünde fallen, gibt es Vergebung in Jesus Christus:
- "Meine Kinder, dies schreibe ich euch, damit ihr nicht sündigt! Und wenn jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten; und er ist das Sühnopfer für unsere Sünden, aber nicht nur für die unseren, sondern auch für die der ganzen Welt" (1. Johannes 2,1-2).
Da Jesus uns vergeben hat, können wir diese Sünden auch fallen lassen, denn sie sind vergeben. Wir können bzw. sollten uns dann auch vergeben.
Aber: von Reinkarnation und Karma steht nichts in der Bibel. Diese Lehren finden sich im Hinduismus, Buddhismus und der Esoterik. Es lohnt sich m. E., bei der Lehre Jesu und der Apostel zu bleiben und außerbiblische Irrlehren abzulehnen.
In Hebräer 9,27-28 steht: "Und so gewiss es den Menschen bestimmt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht."
Das ist auch ein großer Trost, nicht immer wieder ein Erdenleben durchlaufen zu müssen. Wenn man sich mit dem Hinduismus und Buddhismus beschäftigt, die an Reinkarnation glauben, stellt man fest, dass dieses Konzept dort auch recht negativ gesehen wird, da das Ziel ist, dem Kreislauf der Wiedergeburten zu entfliehen und ins Nirwana einzugehen.
Als Christ freue ich mich sehr darauf, nach dem Tod ein Leben in Herrlichkeit bei Gott haben zu dürfen und kann nur jeden in aller Freiheit dazu einladen, auch dabei sein zu wollen. Dazu muss man nur an Gott glauben und Ihm vertrauen...
Ich zitiere mal vom Mitternachtsruf:
- "Wenn es über Israel hiess: «Und vergib uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben unseren Schuldnern», so heisst es über die Gemeinde nach Pfingsten (neues Heilszeitalter) genau umgekehrt: «Ertragt einander und vergebt einander, wenn einer gegen den anderen zu klagen hat; gleichwie Christus euch vergeben hat, so auch ihr» (Kol 3,13). Allerdings ist es auch für uns wichtig, unseren Mitmenschen alle Zeit zu vergeben, und zwar aufgrund der unverdienten, grossen Liebe, die wir in der Vergebung durch Jesus Christus erfahren haben – aber sie steht nicht mehr unter einer Bedingung."
Quelle: Die tiefere Dimension des Vaterunsers (Teil 3) - Mitternachtsruf
Der Bibeltext wiegt schwerer für mich als der Mitternachtsruf, den ich eigentlich gut finde: „Darum gleicht das Reich der Himmel einem König, der mit seinen Knechten abrechnen wollte. Und als er anfing abzurechnen, wurde einer vor ihn gebracht, der war 10 000 Talente schuldig. Weil er aber nicht bezahlen konnte, befahl sein Herr, ihn und seine Frau und seine Kinder und alles, was er hatte, zu verkaufen und so zu bezahlen. Da warf sich der Knecht nieder, huldigte ihm und sprach: Herr, habe Geduld mit mir, so will ich dir alles bezahlen! Da erbarmte sich der Herr über diesen Knecht, gab ihn frei und erließ ihm die Schuld. Als aber dieser Knecht hinausging, fand er einen Mitknecht, der war ihm 100 Denare schuldig; den ergriff er, würgte ihn und sprach: Bezahle mir, was du schuldig bist! Da warf sich ihm sein Mitknecht zu Füßen, bat ihn und sprach: Habe Geduld mit mir, so will ich dir alles bezahlen! Er aber wollte nicht, sondern ging hin und warf ihn ins Gefängnis, bis er bezahlt hätte, was er schuldig war. Da ließ sein Herr ihn kommen und sprach zu ihm: Du böser Knecht! Jene ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich batest; solltest denn nicht auch du dich über deinen Mitknecht erbarmen, wie ich mich über dich erbarmt habe?“ Matthäus 18:23-30, 32-33 SCH2000
Und das sagt Jesus - nicht Mose.
Der Mitternachtsruf sagt ja nicht, dass wir nicht vergeben sollen, sondern ruft zur Vergebung auf.
Auch würde der Mitternachtsruf niemals behaupten, dass ihre Aussagen wichtiger als der Bibeltext seien. Gerade beim Mitternachtsruf würde dieser Vorwurf nicht passen, denn sie versuchen bibeltreu zu sein (dass sie dabei, wie wir alle, auch Fehler machen, ist klar). Der Vorwurf passt aber gut bei liberalen und konstruktivistischen Kirchen und Gemeinden!
Du kannst gerne bei denen mal nachfragen, ob Matthäus 18 nicht diesen Gedanken widerspricht?
Aber meinst du wirklich, dass Vergebung ein Kriterium sein muss? Ich kenne Christen (darunter sogar Gemeindeleiter), die Probleme haben, anderen gänzlich zu vergeben, weil sich großer Streit aufgebaut hatte. Sind diese Christen dann verloren?
Wenn ein Christen einem anderen nicht vergibt und die andere Person stirbt, wäre der Christ dann verloren?
In beiden Fällen würde ich sagen, dass Sünden begangen wurden, dass diese Christen aber deshalb nicht verloren sind. Sie können durch ihren Glauben gerettet, wenn sie an Jesus als ihren Herrn und Erlöser geglaubt haben - auch wenn sie (wie wir alle) Sünder sind.
Aber wir sind uns natürlich einig, dass Christen anderen vergeben sollen und dass das sehr wichtig ist (für einen selbst, für die, denen man vergeben soll und für alle, die das mitbekommen und dann auf das Evangelium hingewiesen werden).
Ja, das ist eine wichtige Frage, was ist mit den Sünden der Wiedergeborenen? Wer seine Sünde bekennt und lässt - und wenn es hundert Mal geschieht - der erhält Vergebung durch Jesu Tat. Wenn einer nicht vergeben kann oder will, dann passt das nicht zu Jesus, er verunehrt ihn - und bei Ananias und Saphira wurde das mit der Wegnahme des irdischen Lebens beantwortet. Die andere Auswirkung, falschen Handelns ist dies:
„Denn einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. Wenn aber jemand auf diesen Grund Gold, Silber, kostbare Steine, Holz, Heu, Stroh baut, so wird das Werk eines jeden offenbar werden; der Tag wird es zeigen, weil es durchs Feuer geoffenbart wird. Und welcher Art das Werk eines jeden ist, wird das Feuer erproben. Wenn jemandes Werk, das er darauf gebaut hat, bleibt, so wird er Lohn empfangen; wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden erleiden; er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer hindurch.“ 1. Korinther 3:11-15
Wenn WIR nicht vergeben, wird uns AUCH uns nicht vergeben, steht hier: „Wenn ihr aber den Menschen ihre Verfehlungen nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben." Matthäus 6:15 SCH2000