Was ist mit Judas Iskariot?

6 Antworten

Es reute ihn so sehr das er sich sogar erhing.

Im Neuen Testament gibt es zwei Berichte von Judas Iskariots Tod:

1. Matthäus 27,5: Da nahm Judas das Geld und warf es in den Tempel. Danach ging er weg und erhängte sich.

2. Apostelgeschichte 1,18:
Von dem Geld, das er für diese verwerfliche Tat bekam, kaufte er sich ein Stück Land. Dort stürzte er kopfüber zu Boden, sodass sein Leib aufplatzte und alle seine Eingeweide heraustraten.

Da steht nicht, dass er sich erhängt hat.

Hat Judas dennoch einen Platz neben Christus?

Er spielte die Rolle, die JHWH im zugeteilt hat. Manche sehen ihn als "Befreier":

In frühchristlichen vom Gnostizismus beeinflussten Apokryphen wie dem Judasevangelium wird Judas als der Jünger gesehen, der die Erlösungsgeschichte durch seinen Verrat erst ermöglichte, damit im Dienst Jesu stand und sogar als dessen „Befreier“ gilt. Auch Origenes sah in Judas einen Heiligen.
Auf diese Deutung stützen sich auch moderne Exegeten wie der Kirchengeschichtler Hans van Oort. Er sieht Judas in der theologischen Auslegungsgeschichte als missverstanden an und ist der Ansicht, dass Judas Jesus befreit habe, indem er ihn auslieferte.

https://de.wikipedia.org/wiki/Judas_Iskariot#%C3%9Cbergabe_als_Befreiung

Er "erhing" sich nicht, sondern "erhängte" sich.

Die Geschichten um Judas von Iskariot gehört zu den größten Ungereimtheiten, Heucheleien und Lügen der biblischen "Wahrheiten" und Exegesen.

Ich verweise auf eine Abhandlung des israelischen Schriftstellers Amos Oz: "Judas", Suhrkamp, 2016, ISBN 9783518466704.

Für Oz klingt die Verratsgeschichte unglaubwürdig und hat auch mit dem Ursprung des Antisemitismus zu tun. In einem Interview mit der deutschen „Welt“ bezeichnete Oz Judas als Verkörperung des „Tschernobyl des Antisemitismus“. Und er stellt die Frage, warum Judas Jesus durch einen Kuss identifizieren musste, wenn doch ganz Jerusalem gewusst habe, wie Jesus aussah, nachdem er dort gepredigt hatte.

Ähnlich sieht es der katholische Theologe Wolfgang Treitler von der Universität Wien. Er stellte das herkömmliche Bild von Judas gänzlich auf den Kopf. Treitler glaubt nicht, dass Judas - wie es in der Bibel steht - Jesus verraten hat, sondern dass er vielmehr einer der engen Anhänger Jesu war, mit ganz großen Erwartungen seitens Jesus und damit seitens Gott an ihn.

Wie auch andere Theologen glaubt Treitler, dass diese Erzählung des Verrats erst in den Text aufgenommen wurde, als die Evangelien aufgeschrieben wurden, also um das Jahr 70 nach Christus. Damals habe sich, auch in den Evangelien sichtbar, die Ansicht durchgesetzt, dass nicht die Römer für den Tod Jesu verantwortlich gewesen seien, sondern ausschließlich Juden. Judas habe allein aufgrund seines Namens (hebräisch: Jehuda) „gut dazugepasst“ und sei zum „personifizierten Juden“ geworden, dem alles, was mit dem Tod und der Hinrichtung Jesu zu tun hat, angehängt worden sei, so Treitler.

Über die Figur des Judas sei so ein kirchlicher Antijudaismus hervorgebracht worden, der über die Jahrhunderte zum Teil stark gewirkt habe. „Im zweiten Jahrhundert gab es den Vorwurf, dass die Juden das Volk der Gottesmörder sind“, was zu Zerstörungen von Synagogen als „Höllen des Satans“ geführt habe. Der Antisemitismus unserer Tage hat wohl hier seine Wurzeln.

Die Schlüsselszene, die in den Evangelien vorkommt, ist jene im Garten Gethsemane, als Judas Jesus durch einen Kuss "verrät". Wörtlich heißt es bei Matthäus: „Der Verräter hatte mit ihnen ein Zeichen vereinbart und gesagt: Nehmt den fest, den ich küssen werde; er ist es. Sogleich ging er auf Jesus zu und sagte: Sei gegrüßt, Rabbi! Und er küsste ihn. Jesus erwiderte ihm: Freund, tu, wozu du gekommen bist!“ (Jesus wusste also rechtzeitig, was ihm bevorstand)

Treitler schließt nicht aus, dass es einen Judas-Kuss auch tatsächlich gegeben habe, meint aber, dass Judas Jesus damit nicht verraten wollte, sondern dass er ihn vielmehr dazu bewegen wollte, sich als Messias erkennen zu geben - als Zeichen dafür habe es in der jüdischen Tradition damals eben den Kuss gegeben, der auch Messias-Kuss genannt worden sei.

Judas sei einer der Jünger gewesen, die am stärksten hofften, dass Jesus der Messias sei. Doch Jesus stellte sich eben nicht als der von Judas erhoffte Messias heraus, der Israel von der römischen Herrschaft befreien würde - für Judas eine bittere Enttäuschung und in der Folge Perspektivenlosigkeit. In diesem Zusammenhang sieht der Theologe auch das tragische Ende des Judas - seinen Suizid.

„Welche Perspektive hat ein Mann, der alle Hoffnungen und Erwartungen auf Jesus setzt, dem dieser aber im entscheidenden Moment dann nicht als Messias begegnet?“ 

(Aus https://religion.orf.at/v3/stories/2701717/)

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Ich bin der Meinung, dass dieser angeblichen Verrat Jesu durch Judas eine objektive Notwendigkeit für das gesamte Entstehen und Fortbestehen des Christentums war und ist.

Denn ohne diesen "Verrat" könnte der "Heilsplan" gar nicht funktionieren und hätte schon gar nicht einen derartig langfristigen Fortbestand.

Ohne Verrat hätte es keinen Kreuzestod Jesu gegeben und folglich auch keine "Auferstehung".

Die Christen müssten dann zu Ostern doch einfach nur Eier suchen und der Rest der Welt müsste sich keinem Kirchendiktat unterwerfen und dürfte zu Karfreitag lustig und ausgelassen feiern :-)

Das sollte nicht unsere Sorge sein,

sondern "2.Tim.4,7" (Hebr.12,14)..

Woher ich das weiß:Recherche
GottesFragen 
Fragesteller
 07.04.2022, 19:52

war keine sorge an sich

lediglich eine Frage aus Interesse :D

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Im Endeffekt wird Gott weise und gerecht entscheiden, wo Judas einmal sein wird (ob im Himmel oder in der Hölle).

Aber: Judas wollte keine Vergebung und tat keine echte Buße. Es war seine eigene freie Entscheidung, sich umzubringen, weil er feststellte, dass er einen großen Fehler gemacht hatte und sich selbst bemitleidete.

Er hätte auch zu Jesus gehen und ihn um Vergebung bitten können. Das tat er leider nicht. Ansonsten hätte er bestimmt Vergebung erfahren können, denn:

  • "Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit" (1. Johannes 1,9).

Als Ergänzung ist der folgende Artikel sehr interessant: https://www.bibelkommentare.de/index.php?page=qa&answer_id=500

Bei den Aposteln, die mit Jesus vom Himmel aus regieren, ist er nicht dabei, weil er bei der Einsetzung des Bundes nicht mehr anwesend war. Ob er eine irdische Auferstehung haben wird, bleibt abzuwarten.