3 Antworten

Da sind Denkfehler drin.
1. Das Fressen und Gefressen werden gehört zum Naturkreislauf. Eisbären fressen Menschen, wenn sie es können. Wir sorgen dafür, dass sie es nicht können. Wenn wir unterliegen, ist das zwar schlimm, aber es steckt keine Bosheit dahinter.
2. Wir stehen -welch ein Glück- an der Spitze der Nahrungskette (abgesehen von den Fliegenmaden). Aber alle Tiere sind Fressfeinde eines anderen Lebewesens und Bestandteil der Nahrungskette.
3. Die Natur hat uns so hervorgebracht. Dies ist unsere evolutionär bestimmte Daseinsform. Wenn da Aliens kommen, die sich an die Spitze setzen, wäre das das Ende unserer Zivilisation. Ein Asteroid, der die Erde zerstört, wäre vergleichbar schlimm, aber auch weder moralisch noch unmoralisch.

4. Es gibt keine universelle Moral. Eine Moral hängt davon ab, inwieweit wir Wesen als unseresgleichen betrachten und uns mit diesen in einer altruistischen Übereinkunft befinden. In aller Regel bezieht sich diese auf Menschen, nur äußerst selten auf Tiere.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Vor über 40 Jahren als Klassenkasper 10. Klasse absolviert.
TheInquisition  07.06.2022, 12:15

Ich denke das Experiment dient nicht der Frage nach der Legitimität des Tötens, sondern mehr des strukturellen, industriellen Leides das dadurch bewirkt wird.

Wenn ich mit anderen Menschen über so etwas rede, verurteilen die wenigsten befugte Jäger - nein, verurteilt werden die Konzerne die unter grausamen Bedingungen täglich hunderttausende Tiere züchten und töten.

Das dadurch hervorgehobene Leid ist faktisch nicht nötig für das Überleben des Menschen. Oder möchtest du sagen dass durch einen globalen Veganismus das Ende der Menschheit nahen würde?

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RonaId  07.06.2022, 12:22
@TheInquisition

Bedenke aber, das 70% der weltweiten landwirtschaftlichen Nutzfläche ausschließlich als Weideland nutzbar ist.
Ich bin aber ganz bei Dir, dass der Fleischkonsum in unseren Breiten höher ist, als für eine ausgewogene Ernährung nötig.
Wichtiger finde ich persönlich, nach Möglichkeit auf hochverarbeitete Produkte der Lebensmittelindustrie zu verzichten und den Fleischkonsum auf das gesundheitlich optimale Maß zu reduzieren, aber das dann ohne Gewissensbisse.
Aber gerade um diese ging es in dem Video.

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Ergosum17 
Fragesteller
 07.06.2022, 13:37
4. Es gibt keine universelle Moral. Eine Moral hängt davon ab, inwieweit wir Wesen als unseresgleichen betrachten und uns mit diesen in einer altruistischen Übereinkunft befinden. In aller Regel bezieht sich diese auf Menschen, nur äußerst selten auf Tiere.

Ich kann eigentlich nur mit diesem Punkt etwas anfangen.

Klar, Moral ist ein hypothetisches Konstrukt, das vom Menschen erschaffen wurde und an dem sich bedient wird, um Gut von Böse unterscheiden zu können und um sich dem Entstehen und der Wahrung des Guten zu widmen. In diese Richtung geht es bei der Moral etwa.

Da sie aber nur hypothetisch und lediglich in den Köpfen der Menschen existiert, ist sie nichts Greifbares und folglich auch nichts, an das man sich halten muss, zumal man sowieso nur sterben muss.

Wo ich dir also Recht gebe, ist der Standpunkt, dass man sich an der Moral orientieren kann, es aber nicht muss, man also genauso gut auch tun und lassen kann, was man möchte. Allerdings würde die Gesellschaft nicht funktionieren, würde sich jeder so verhalten, wie es ihm gerade beliebt. Wir brauchen also Moral. Das führt mich zu dem Punkt, dass wir Tiere nicht mästen, schlachten und verspeisen sollten. Tiere sind vielleicht weniger intelligent als wir, doch viele verfügen über ausreichend kognitive Stärke, um Schmerz zu erfahren und gewisse Umstände wahrzunehmen und auch zu verstehen. Vielleicht denken sie nicht so, wie wir, aber es ist davon auszugehen, dass sie genug und gut genug denken können, um zu verstehen, dass sie von uns Menschen mitunter schlecht behandelt werden (Kühe, Schweine, Schafe, (evtl. auch Geflügel).

Zudem kommt da noch ein gewisser Widerspruch hinzu: viele Menschen können kein Blut sehen. Viele können keine Innereien oder verunstaltete Körper sehen. Die allermeisten finden es schlimm, wenn man Menschen tötet, und noch mehr finden es anwidernd, wenn Menschen gegessen würden.

Warum sollte der Mensch Tiere (andere, mitunter intelligente Lebewesen) essen dürfen, wenn er seine eigenen Artgenossen nicht essen möchte?

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RonaId  07.06.2022, 14:48
@Ergosum17
Allerdings würde die Gesellschaft nicht funktionieren, würde sich jeder so verhalten, wie es ihm gerade beliebt.

Da sagst Du es. Die Moral ist für eine bestimmte Gesellschaft gut, weil es einen evolutionären Vorteil darstellt, sich aufeinander verlassen zu können. Wer Teil dieser Gemeinschaft ist, ist sowohl Nutznießer als auch verpflichtet, sich deren Moralnormen anzupassen. Tiere gehören selten dazu und haben auch keinerlei Lust, zum Vorteil unserer Gemeinschaft beizutragen. Daher gehören sie nicht dazu.

Unnötiges Leid vor allem uns ähnlicher Kreaturen zu vermeiden, liegt durch sogenannte Spiegelneuronen instinktiv in unserer Natur. Wer diese Eigenschaft nicht besitzt, der gilt als gefährlich auch für Artgenossen und wird aus dem Verband ausgestoßen. Aber nicht, wenn er Tiere tötet, sondern wenn er dabei von Anfang an keinen emotionalen Zwiespalt erlebt.

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Eine interessante Idee.

Natürlich gibt es keine einheitliche Moral - aber kann man damit wirklich alles rechtfertigen? Wenn ich einen Obdachlosen sehe kann ich ihn auch nicht umbringen und sagen: „Ja, moralisch fand ich das okay, denn er sah ziemlich traurig aus und es ist besser wenn ich ihn erlöse.“

Hier sollte mal wirklich die Wissenschaft mit einbezogen werden. Tiere fühlen sich natürlich in diesen großen Fabriken schlecht und jetzt kann sich mal ernsthaft jeder fragen: Gehe ich wirklich gerne über Leid, Krankheit, und Tod nur um kurz etwas Geschmackvolles zu essen? Und ist es moralisch vielleicht doch problematisch das zutun wenn die einzige Rechtfertigung ist, ich hätte meine eigene Moral?

Es wäre vom Standpunkt der Aliens nicht falsch.

Auch ist wichtig zu sagen, die alternative zur Tierzucht für Fleisch und Milch ist nicht das die Kühe dann fröhlich draußen herumlaufen, sondern das wir sie nicht mehr züchten. Wir würden also etwa 99% der Kühe in Deutschland ausrotten.

Es wäre zu überlegen was besser ist. Wir sehen an den Menschen grade in den Armen ländern die es schwer haben das jeder Strohhalm ergriffen wird um nur einen weiteren Tag zu erleben. Ist die alternative das Milliarden von Tieren nie geboren werden besser als ihr Leben jetzt?

TheInquisition  07.06.2022, 12:17

Und was wäre so schlimm daran? Der einzige Aspekt beim „Ausrotten der Kühe“, der da wirklich noch erwähnt werden kann, ist der geringere Methan-Ausstoß.

Mal ganz abgesehen davon, dass Veganismus rein landwirtschaftlich effektiver ist als Fleischkonsum.

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Kaen011  07.06.2022, 13:42
@TheInquisition

Co2 technisch spricht nichts gegen das Ausrotten von Tierarten da hast du recht.

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TheInquisition  07.06.2022, 14:03
@Kaen011

Ich meine, ich habe diesen Punkt schon öfter gehört, aber ich verstehe ihn nicht. Das hört sich so an als wären diese Tiere für die Erhaltung der Natur relevant, aber in den Fabriken bewirken sie eher das Gegenteil?

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Kaen011  07.06.2022, 14:33
@TheInquisition
Das hört sich so an als wären diese Tiere für die Erhaltung der Natur relevant

Nein sind sie nicht. Der Natur ist es relativ egal. Wir machen Umweltschutz und Artenvielfalt weil uns die Welt dann besser gefällt.

Wir könnten die Tiere auf der roten liste auch einfach aussterben lassen. Bis auf uns würde das wohl keiner mitkriegen.

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