Was haltet ihr von der Reitweise "Vertikal"?
Hallo, ich hoffe, es ist okay, wenn ich hier so eine "Meinungsfrage" stelle...
Ich gucke auf Instagram immer mal so rum, alles, was mit Pferden zu tun hat.
Vor einiger Zeit bin ich dort über Umwege auf die Oliveira Stables gestoßen. Dieses Sektenartige, was die dort veranstalten, ist merkwürdig etc, darüber soll es hier gar nicht gehen, sondern die Richtung zu reiten, generell.
Gefunden habe ich das über einige Reiter, die nach den Lehren reiten, vielleicht nur mal das Buch Vertikal gelesen haben und dann so ihren Weg gefunden haben. Erstmal war erschien mir das erstmal wie eine Gegenbewegung zu "Ausbinder, Kopf muss runter" und so. Irgendwie ging da so ein Video rum von einer Reiterin, die ihr Jungpferd mit Schlaufzügeln vom Steigen abzuhalten versuchte, da in den Kommentaren habe ich dann diesen Gegensatz gefunden.
Allerdings ergibt das alles für mich nicht so viel Sinn. Ich hatte mal ein bisschen Unterricht bei einer Trainerin, die auch ein bisschen in die akademische Richtung ging, das ergab Sinn, das Pferd vorne auch mal hochzuholen, wenn es sonst eben nur auf der Vorhand latschte. Die lehnte aber die Dehnungshaltung per se nicht ab.
Was ich da auf Insta sehe (OS, Sonja Leitenstern, Hella Mohr, "kame horsediearies") finde ich irgendwie alles seltsam. Ich habe noch nicht sooo viel Ahnung von Gymnastizierung und Biomechanik. Aber ich habe mal gelernt, dass ein Pferd mit der Hinterhand weit unter den Schwerpunkt treten soll, dadurch den Rücken aufwölbt und automatisch den Hals fallen lässt. Aufrichtung kommt dann erst viel später. Diese Pferde dort bestehen aber quasi zur Hälfte aus Unterhals und machen kleine Tippelschrittchen. Es sieht immer aus, als würden die den Rücken total wegdrücken und wären noch nicht bereit für gar nichts, piaffieren dann aber oder machen Galopppirouetten (die aber irgendwie auch total abgehackt aussehen).
Vorwärts-Abwärts wird ja komplett verteufelt, dabei dachte ich immer, dass das erstmal die Basis ist?
Wie sollte denn dann Westernreiten jemals funktionieren, wenn Kopf unten böse ist?
Wenn ein Pferd unter mir so mit erhobenem Kopf laufen würde, würde mir meine Reitlehrerin gar nicht erlauben, auch nur an Rückwärtsrichten, geschweige denn irgendwelche Seitwärtsbewegungen oder sonstiges, zu denken. Erst muss das ordentlich laufen?!
Außerdem reiten die alle quasi sofort auf Kandare, die hängt dann aber bloß lose im Maul rum und wackelt. Sämtliche Pferde, die so geritten werden, die ich sehe, kauen die ganze Zeit nervös rum, sieht aus, als wäre das Backenstück viel zu lang.
Wie seht ihr das denn, machen die es richtig, oder ist das einfach seltsam?
8 Antworten
Grundsätzlich ist dass, was öffentlich raus tritt bei OS grausam.
Ich möchte davon aber nicht alles ausschließlich schlecht reden - ich bin vor einigen Jahren einen Kurs bei MJO mitgeritten (hatte zu dem Zeitpunkt keine großartige Ahnung, wer er ist) und es war ... joa. War der Kurs, von dem ich bisher am wenigsten mitnehmen konnte, aber naja. Kommt auch mal vor.
Das, was in den sozialen Medien gezeigt wird, ist widerlich. MJO hat sich an Fr. Sonntag verkauft, die das da alles leitet. Die ist bekannt für solche Sekten, ist wohl nicht ihr erster Auftritt.
Eine zeitlang dachte ich mir auch "komm, probier den Ansatz nochmal aus". Mein Pony wurde so kurz im Schritt... wirklich gut war er in der Zeit definitiv nicht reitbar.
MJO hat durchaus auch gute Elemente drin - die Mobilisation ist keine schlechte Sache. Die Mobilisation ist ja DAS Element in seiner Arbeit. Und ja, viele Pferde schluffen viel zu viel vorne unten rum, weil "heiliges vorwärts-abwärts"... Ist auch nicht besser ;) Die Mobilisation ist echt nicht schlecht - blöd gesagt: eine Art Schenkelweichen auf einer Volte, Pferd bleibt gerade dabei (!). Das löst die Hüfte und wird viel zu wenig von anderen Reitweisen genutzt.
Aus meiner Sicht braucht es zwingend eine Dehnungshaltung - ob das nun im Stand, im Schritt, Trab oder Galopp gemacht wird, kommt aufs Pferd an, auf den Charakter, den Ausbildungsstand usw. Dehnung entspannt auch, wodurch man unruhige Pferde im Stand sehr gut wieder etwas runter bekommt.
Die Mischung machts - ja, Dehnung, aber bitte richtig. Ja, Aufrichtung - aber nur in Kombination mit Dehnung. Anders macht eine Aufrichtung kaum Sinn.
Es gibt inzwischen so viele Nischen-Reitweisen - und dadurch, dass Frau Sonntag da so hervorragend labern kann und auch nur das, bekommen sie weitere Kunden.
Wobei - ich kenne eine (!) Reiterin, die Ritt damals schon absolut genial. Sie ritt mit mir denselben Kurs (das war kurz, bevor MJO die OS gegründet hatte) und war seitdem bei ihm im Unterricht. DIE würde ich jederzeit auf mein Pferd lassen, weil die auch vorher schon reiten konnte. Eine andere aus dem gleichen "Kurs" von ihr könnte ich so gar nicht sehen. Viel zu fette Isländer, unpassende Sättel (natürlich spanisch, aber ok, ich hab auch nen spanischen) und viel Ahnung von Nichts.
Das Buch Vertikal 1 habe ich Zuhause. Allerdings gestehe ich: Bei dem Kapitel "Haltung" wurde es mir zuwider und ich habe nicht weiter gelesen. Ein Pferd braucht ja keine Sozialkontakte, es braucht die Energie für die Arbeit mit dem Menschen, deshalb bleibt es bitte möglichst in seiner Box, die es natürlich auch ganz toll findet, weil es sich zurückziehen kann und draußen Energie verschwendet mit Auseinandersetzen mit anderen Pferden und Futtersuche... Boah, ne, da wurde mir übel.
Ach, was ich noch hinzufügen möchte: MJO ist nicht allein "Schuld" an dem Ruf der OS. Das ist Frau Sonntag. MJO ist eigentlich kein schlechter Mensch und auch gar kein schlechter Reiter.
Du scheinst dann eine sehr gute Trainerin erwischt zu haben - halte dich an sie, das klingt fürs erste doch sehr gut!
Das ist doch völlig normal, was deine Reitlehrerin macht. Zumindest theoretisch, von der Lehre her. Ich habe aber noch keinen getroffen, der Riegeln offiziell als den richtigen Weg bezeichnen würde. Wer es dennoch tut, redet nicht drüber, sondern leugnet es und hat blöde Ausreden parat.
Genauso, wie jeder E- Reiter erzählt, dass er Pferde über den Rücken reitet. Und angeblich niemand eine Reitbeteiligung bekommt, der das noch nicht kann. In Wahrheit können es die wenigsten wirklich. Aber Papier (bzw das Internet hier) ist geduldig, und in der Praxis wissen die wenigsten, wie das überhaupt auszusehen hat. So beschummelt jeder jeden, einschließlich sich selbst, um sich weis zu machen, man reite nach den Maßgaben der reinen Reitlehre…
Das Buch Vertikal 1 habe ich Zuhause. Allerdings gestehe ich: Bei dem Kapitel "Haltung" wurde es mir zuwider und ich habe nicht weiter gelesen. Ein Pferd braucht ja keine Sozialkontakte, es braucht die Energie für die Arbeit mit dem Menschen, deshalb bleibt es bitte möglichst in seiner Box, die es natürlich auch ganz toll findet, weil es sich zurückziehen kann und draußen Energie verschwendet mit Auseinandersetzen mit anderen Pferden und Futtersuche...
Hier muss man den Ansatz verstehen und die Hintergründe.
Das es aus der heutigen allgemein gültigen Auffassung von Tierhaltung Müll ist steht weitgehend außer frage.
Es wird damit versucht, eine Haltung zu ermöglichen, die gänzlich ohne Weidehaltung auskommt, diese ist im spanischen Einflussbereich nicht so unüblich. Würde gerade auch in Deutschland für viele "merkwürdige" Halter die Lösung bedeuten, den Führanlagen, Reitanlagen bringen Geld. Der Platz wird aber für Weideflächen immer knapper. Diesen Wert gegen zurechnen trauen sich aber die Stalleigner nicht.
Mir wurde bei einer Anlage für einen Teil der Weiden schon mehr wie 750 Euro je QM geboten. Selbst der Bürgermeister macht druck, ich sollte die Flächen doch verkaufen.
Ich weiß, dass das in Spanien und Portugal Gang und Gäbe ist - dennoch befinden wir uns um 21. Jahrhundert in Deutschland und wer dann noch nicht rafft, dass Pferde nicht 24/7 in eine Box gesperrt gehören, dem brauche ich dann auch nicht weiter zuhören. Vor allem nicht, wer das vehement so vertritt, dass das Pferd draußen seine Energie verschwendet. Es geht ihm rein gar nicht um die Flächen, sondern einzig darum, dass die Pferde draußen Energie verplempern.
Man sollte eher zuhören und verhindern, das Spinner diese Haltungsformen hier etablieren.
Sowas sollte man schlichtweg verbieten. Ganz einfach.
Nach dem Kapitel habe ich trotzdem nicht weiter gelesen - bis dahin war es relativ interessant.
Ich habe davon bisher noch nie gehört. Aber was du da schreibst, überzeugt mich jedenfalls nicht. Dehnungshaltung und Aufrichtung sind Gegenspieler, die einander nötig haben, um gesund und vernünftig zu reiten. Jedes von beidem allein ist in meinen Augen Tierquälerei. Denn für beides braucht das Pferd Muskeln, die überbeansprucht werden ohne die Abwechslung. Zu viel Dehnung lässt das Pferd auf die Vorhand fallen, und zu viel Aufrichtung lässt das Pferd verkrampfen. Dazu braucht man nicht mal was von Pferden verstehen - das Prinzip kennt jeder Depp aus dem Fitnessstudio: Muskeln, die gekräftigt werden, sollte man auch dehnen.
es ist völlig in ordnung, wenn man sich da hinsetzt, wo die alten assyrer auf dem pferd sassen - auf die kruppe.
in allen andern fällen muss diese reitweise aus tierschutzgründen verboten - und unter strafe gestellt werden.
übrigens reitet man immer vertikal. ausser man springt mit dem pferd. dann beschreibt man einen halbkreis.
ich beschäftige mich nicht mit sekten und schaue mir auch nichts an, was mit sekten zu tun hat. mir hat seinerzeit ein kurzer kontakt zu scientology genügt, um zu wissen, was ich will und was nicht. i`ve got the power und so...
das prinzip ist überall dassselbe - gehirnwäsche und gleichschaltung.
Ich bin strikt dagegen und die Bilder geben mir recht. Diese Sekte rund um Manoel Jorge de Oliveira ist genau das. Eine Sekte. Übrigens ist Manoel Jorge KEIN Verwandter von Nuno Oliveira.
Niemand will, dass die Pferde auf der Vorhand latschen. DAs tun sie bei richtiger Dehnungshaltung auch nicht. Sie sollen losgelassen und im Takt über den Rücken gehen.
Wenn die von OS mit Frau Sonntag als Anführerin behaupten, dass die Pferde in der "üblichen" Reiterei runtergeriegelt würden, so ist das Polemik. Denn Runterriegeln hat mit gutem Reiten genauso wenig zu tun wie die viel zu frühe Aufrichtung.
Ich hatte mal in einer Show ein Pferd von dieser Reitschule in Bückeberg gesehen. Die sind zwar nicht von OLiveira Stables, aber ebenfalls so ein Aufricht-Verein, für die Dehnung vom Teufel ist. Ein Reitlehrer von Bückeburg stellte sein Pferd vor bei diesem Reitertreff.
Es war nur grauenvoll. Ich habe selten so ein verspanntes Pferd ohne jeden Takt gesehen. Es piaffierte nicht, es zappelte wie das Hölzerne Bengele. Meine RL, die nicht da war, hätte nur spöttisch gefragt: "hat der Gaul einen Stock verschluckt?"
Na ja muss man mögen oder eben nicht.
Umgangsformen mit Kritik lassen echt zu wünschen übrig.
Es ist halt ein Versuch, Geld zu verdienen. Dort werden vielen Ansätze, schlecht umgesetzt.
Es ist ein Problem in der Reiterei!
Die großen Verbände zerfallen, haben immer weniger Einfluss und jeder macht was er will! Dieses fördert die Entstehung von "seltsamen" Reitweisen!
Mit dem Wunsch nach pro Pferd kann man halt im Moment den Leuten das Geld aus den Rippen leiern.
Ja, dann deckt sich das ja ungefähr mit meinem Eindruck. Dass da nicht alles schlecht sein kann, dachte ich mir schon, aber im großen Ganzen braucht es das alles irgendwie nicht so recht.
Dieses Mobilisieren macht meine Reitlehrerin zum Beispiel auch gerne mit uns. Sie hat auch einen umfassenderen Blick für andere Reitweisen, zum Beispiel weiß ich, dass sie zwar möchte, dass die Pferde im Genick nachgeben und den Hals fallen lassen, aber sie würde das nie über Riegeln erzwingen lassen, sondern zeigt uns den Weg dorthin, angefangen immer hinten.