Was haltet ihr davon, wenn in einem Buch die Hauptperson nicht die zentrale Person ist?

6 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Die Antwort von Janaki ist gut und es gibt eine sehr moderne Variante davon:

Die ich-Erzählung in der dritten Person. Die Hauptperson wird quasi begleitet und der Roman wird so erzählt, dass er (fast) nur erzählt, was diese Person wahrnimmt.

Ein Beispiel dazu wäre etwa die Figur Brenner von Wolf Haas.

Absurd ist "Das Geld spricht". Das Geld erzählt die Handlung. Das Buch musste ich haben und las es. - äh - will es jemand geschenkt?

Von Experte Mauritan bestätigt

Üblicherweise gibt es nur 2 Erzählperspektiven:

  • 3. Person - der Erzähler/die Erzählerin blickt "von außen" auf die Handlung, ohne selbst deren Teil zu sein (wie es z.B. J. K. Rowling bei den Harry-Potter-Büchern gemacht hat) oder
  • 1. Person - die erzählende Person ist selber Teil der Handlung - bekanntes Beispiel dafür sind die Winnetou-Romane von Karl May. Oder, deutlich aktueller: Suzanne Collins - Die Tribute von Panem, wo die Geschichte (in den Büchern - in den Filmen gibt es gelegentliche Perspektivwechsel) ausschließlich aus der Sicht von Katniss erzählt wird.

Ausnahmen (wie die Sherlock-Holmes Erzählungen von Arthur Conan Doyle, die aus der Perspektive von Dr. Watson erzählt werden und wo der Erzähler tatsächlich auch Teil der Handlung ist) sind selten.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Bibliothekar an einer Universitätsbibliothek seit 1989

So einfach stimmt das nicht!

Die Hauptfiguren eines Romans sind nämlich die zentralen Figuren - neben den nicht-zentralen. Deshalb ist dein Vergleich mit "Ron zu Harry" auch nicht richtig: "Harry Potter" lebt von drei Hauptfiguren als 1. Helden, weiteren Hauptfiguren als 2. Schurken, weiteren Hauptfiguren als 3. Entwicklungsfiguren der Helden und der Schurken und vielen weiteren als 4. Nebenfiguren.

Du sprichst nur von einer bestimmten Erzählperspektive:

Die Geschichte des Helden soll zum Beispiel von einem weiteren Helden oder einem Schurken oder einer Nebenfigur erzählt werden - Ron erzähle die Geschichte von Harrys Leben, vergleichst du.

Das ist kompliziert, weil du als Autor*in haargenau darauf achten musst, was diese erzählende Figur über eine zentrierte Figur wissen kann - und woher. Überlege ´mal, was du über einen besten Freund weißt und nicht weißt, wissen willst oder auch nicht, nicht erfahren sollst, weil es dich nichts anginge, gar nicht wissen kannst, ob es gelogen ist oder doch... usw. usw..

Natürlich kann das spannend zu schreiben und auch zu lesen werden, aber die typische Form in der limitierten dritten Person zu erzählen ist einfacher.

SuinNius 
Fragesteller
 29.08.2022, 13:48

Also eigentlich meinte ich damit eher, dass die Geschichte nicht von einer anderer Person erzählt wird, sondern dass man die Geschichte durch die Augen einer anderer Person mitbekommt.

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Skoph  29.08.2022, 16:47
@SuinNius

Bitte nicht immer "Person", in der Literatur heißt die eben irreale Person immer "Figur", die aber durchaus einer realen Person entsprechen kann, z. B. in einer Biografie.

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Jedenfalls ist die beliebteste Perspektive der Jugendliteratur "die limitierte erste Person" - hier "Person", weil das aus der Grammatik stammt -: Der ICH-Erzähler ist eine der Figuren, egal welcher Typus (Held, Schurke, Nebenfigur). Je weiter vom zentralen Helden entfernt, desto schwieriger ist das zu schreiben (vgl. ein mehrseitiges Geschichten-Rätsel entwerfen).

Die beliebteste Perspektive der "Unterhaltungsliteratur" ist jedoch "die limitierte dritte Person": ER-Erzähler. "Limitiert" heißt, dass der Autor nicht schreiben kann, was der ER-Erzähler nicht weiß; dieser sieht nämlich während der Handlung nur über die Schulter der Figuren, meistens eines zentralen Helden, und kennt nur dessen Gefühle und Gedanken vgl. Gegenteil: allwissender ER-Erzähler).

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Sind das dann die Augen einer erzählenden Figur oder die Augen wie einer Kamera, wobei das Gesehene von einem Erzähler berichtet wird?

Ob also ein/e typische/r Leser*in deine gewählte Perspektive mag, ist statistisch betrachtet schon voraussehbar, eben eher weniger!

Schon sich einen Unfall von mehreren Zeugen schildern zu lassen, empfinden garantiert typische (jugendliche) Romanleser*innen überflüssig, also langweilig. Es fehlt ihnen der gradlinige, fokussierte Spannungsverlauf!

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SuinNius 
Fragesteller
 29.08.2022, 16:51
@Skoph
Schon sich einen Unfall von mehreren Zeugen schildern zu lassen, empfinden garantiert typische (jugendliche) Romanleser*innen überflüssig, also langweilig. Es fehlt ihnen der gradlinige, fokussierte Spannungsverlauf!

Es wäre aber nur eine Figur.

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Skoph  29.08.2022, 18:13
@SuinNius

Schreibe doch noch einmal die ganze Frage neu für alle User mit Beispielszene und einem Textbeispiel. Vielleicht erhältst du dadurch eine für dich spezielle, beste Antwort!?

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SuinNius 
Fragesteller
 29.08.2022, 18:33
@Skoph

Ich habe kein Textbeispiel…

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Skoph  30.08.2022, 08:01
@SuinNius

Na ja, dann ist es eben wie zum Beispiel in den Sherlock-Holmes Krimis (vgl. hier die Antwort von Janaki) von Arthur Conan Doyle, die aus der Perspektive der Entwicklungsfigur Dr. med. Watson erzählt werden, dem Freund und Mitarbeiter von Sherlock Holmes, dem Detektiv, der Figur des Helden.

Tausende haben diese Geschichten gelesen, Sherlock Holmes durfte damals auf keinen Fall sterben, da gab es einen Widerspruch des Publikums gegen den Autor, also war diese seltene Perspektive egal oder sogar hervorragend gut.

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Wenn die Hauptperson nicht die wichtigste Person ist, dann ist sie nicht die Hauptperson.

Nur weil Dandelion die Geschichte von Yennefer oder Geralt erzählt, heißt das nicht, dass er plötzlich wichtiger ist. Ihm kommt die Rolle eines Chronisten zu, der ggf. auch noch kommentiert, wenn es hochkommt. Doch die Hauptperson in der ganzen Geschichte ist und bleibt Yennefer, respektive Geralt.

Dass ein Dritter als 'Quasi-Chronist' die Geschichte erzählt ist nichts neues. Das hat schon Dr. Watson bei Sherlock Holmes gemacht. Ist okay und kann man machen.

SuinNius 
Fragesteller
 29.08.2022, 10:37

Danke, dass du dir die Mühe machst die Frage zu korrigieren, ohne sie zu beantworten.

Äusserst hilfreich.

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BeviBaby  29.08.2022, 10:38
@SuinNius
Was haltet ihr davon, wenn in einem Buch die Hauptperson nicht die wichtigste Person ist?

wird beantwortet mit

Wenn die Hauptperson nicht die wichtigste Person ist, dann ist sie nicht die Hauptperson.

Und das:

Wenn z.B. Harry Potter aus der Sicht von Ron erzählt worden wäre.

wird beantwortet mit

Nur weil Dandelion die Geschichte von Yennefer oder Geralt erzählt, heißt das nicht, dass er plötzlich wichtiger ist. Ihm kommt die Rolle eines Chronisten zu, der ggf. auch noch kommentiert, wenn es hochkommt. Doch die Hauptperson in der ganzen Geschichte ist und bleibt Yennefer, respektive Geralt.
Dass ein Dritter als 'Quasi-Chronist' die Geschichte erzählt ist nichts neues. Das hat schon Dr. Watson bei Sherlock Holmes gemacht.

Wenn du hättest Wissen wollen, was ich davon halte, wenn der (Ich) Erzähler einer Geschichte nicht der Hauptcharakter ist, dann hättest du das so fragen können. Doch selbst DIESE nicht gestellte Frage hab ich beantwortet.

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Wenn die Hauptperson nicht die wichtigste Person ist, ist sie nicht die Hauptperson.