Was denkt ihr über das Kopftuch spezifisch im Islam?

9 Antworten

Muslimische Frauen gehen ganz unterschiedlich mit der Frage um, ob sie sich verschleiern sollen oder nicht. Daneben stellt sich auch die Frage, wie sie sich verschleiern sollen. Nachfolgend werden die Fragen näher betrachtet.

Form der Verschleierung

Es gibt keine Aufforderung zu einer Vollverschleierung mit Burka oder Niqab.

Die Burka ist primär in Afghanistan zu finden. Der Niqab ist auf der arabischen Halbinsel anzutreffen. In anderen Ländern überwiegen andere Kopfbedeckungen. In islamischen Ländern wie Ägypten steht man einer Vollverschleierung deutlich kritischer gegenüber. In manchen Ländern gibt es auch Verbote.

In Deutschland ist das Nicht-Zeigen des Gesichtes unüblich. Es passt nicht in das Bild unserer Gesellschaft. Da heutzutage primär extremistische Strömungen wie die Salafisten solche Kleidervorschriften befürworten, sollte Deutschland nicht aus falsch verstandener Toleranz das Tragen von Burka und Niqab ignorieren oder gar gutheißen.

Das Kopftuch ist im Koran nicht explizit beschrieben. Dort heißt es, dass eine Frau ihre Zierde nicht zeigen dürfe. Im Koran steht dazu geschrieben:

„Sprich zu den gläubigen Frauen, sie sollen ihre Blicke senken und ihre Scham bewahren, ihre Zierde nicht offen zeigen, mit Ausnahme dessen, was sonst sichtbar ist. [...]” [An-Nur 24:31]

Die Frage ist also, was unter Zierde zu verstehen ist. Darunter fallen alle Körperteile außer das Gesicht, die Hände und Füße. Die nachfolgende Überlieferung verdeutlicht es:

Maruk Ibn Ubaid berichtete, dass Imam As-Sadiq (a.) gefragt wurde: „Was ist dem Mann zu erlauben (Halal), von der Frau zu sehen, wenn es sich bei ihm um jemanden handelt, mit dem es ihr nicht verboten ist (Mahram), eine Partnerschaft einzugehen?” Er sprach: „ Das Gesicht, die Hände und die Füße.” [Al-Kafi von Al-Kulaini, Band 5, Seite 521, Hadith 2]

Eine Frau sollte also einen Hijab tragen. Es ist keine Pflicht, sondern eine Empfehlung. Sie sollte es aus eigenen Stücken wollen.

Wo sollte sich eine Frau verschleiern?

Ob sich eine Frau verschleiern sollte, hängt vom Verwandschaftsverhältnis ab:

Der Begriff Mahram [...] bezeichnet im Islam ein Verwandtschaftsverhältnis, in dem Heirat/Geschlechtsverkehr als Harām angesehen wird oder Personen, vor denen eine Muslima ihre ʿAura nicht verhüllen muss, das heißt, dass sie keinen Hidschab oder ähnliches wie in der Öffentlichkeit tragen muss. [Wikipedia]

Eltern, Großeltern, deren Vorfahren, genauso Geschwister und deren Nachkommen sind Blutsverwandte:

„[...] Sie sollen ihren Schleier auf den Kleiderausschnitt schlagen und ihre Zierde nicht offen zeigen, es sei denn ihren Partnern, ihren Vätern, den Vätern ihrer Partner, ihren Söhnen, den Söhnen ihrer Partner, ihren Brüdern, den Söhnen ihrer Brüder und den Söhnen ihrer Schwestern, ihren Frauen, denen, die ihre rechte Hand besitzt, den männlichen Gefolgsleuten, die keinen Trieb mehr haben, den Kindern, die die Blöße der Frauen nicht beachten. Sie sollen ihre Füße nicht aneinanderschlagen, damit man gewahr wird, was für eine Zierde sie verborgen tragen. Bekehrt euch allesamt zu Gott, ihr Gläubigen, auf daß es euch wohl ergehe.” [An-Nur 24:31]

Vor Blutsverwandten braucht sich eine muslimische Frau also nicht verschleiern.

Ab welchem Alter ist die Verschleierung sinnvoll?

Jetzt stellt sich noch die Frage nach dem Alter. Ayatollah Ali Sistani sagt:

Frage: Wann gilt ein Mädchen aus Sicht der Scharia als erwachsen?
Antwort: Sie gilt als erwachsen, wenn sie neun Mondjahre vollendet hat (das entspricht etwa acht Jahren, acht Monaten und zwanzig Tagen des Sonnenkalenders). Sie sollte mit der Erfüllung ihrer religiösen Pflichten beginnen, wenn sie das Alter von neun Mondjahren, also das Alter der Pubertät, erreicht hat.

Mit dem Erreichen der Pubertät wäre die Verschleierung aus islamischer Sicht sinnvoll, also zwischen dem achten und neunten Lebensjahr.

Gesellschaftliche Situation

Auch in der Gesellschaft gibt es immer wieder Diskussionen zum Kopftuch. Teilweise sind Frauen, die ein Kopftuch tragen, Diskriminierung ausgesetzt. Medien berichten:

Eine Studie findet deutliche Belege für die alltägliche Diskriminierung von Frauen mit Kopftuch in Deutschland. [...] Die erste Beobachtung der Forscher: Bei gleichem Gesprächsinhalt zeigte sich bei den zwei Gruppen ohne Hidschab kein Unterschied in den Reaktionen der Passanten. In immerhin drei Viertel der Situationen wurde den Schauspielerinnen Hilfe angeboten. "Dies änderte sich jedoch, sobald eine Frau ein Kopftuch trug", sagt Mathias Poertner, einer der Autoren der Studie. Dann lag der Anteil der Situationen, in denen Hilfe angeboten wurde, rund acht Prozentpunkte niedriger. "Wir belegen, dass Frauen mit Kopftuch in Deutschland in ihrem alltäglichen Leben systematisch anders behandelt werden als Menschen ohne Kopftuch", sagt Poertner. Die Forscher sehen darin eine wissenschaftliche Bestätigung der zahlreichen Berichte kopftuchtragender Frauen über Diskriminierung in alltäglichen Situationen. [...] Das Ergebnis sehen die Forscher als Beleg dafür, dass viele Menschen bei Frauen, die Kopftuch tragen, automatisch sehr konservative Wertvorstellungen annehmen. "Tatsächlich belegen die Ergebnisse zahlreicher Studien, dass solche Vorurteile falsch oder veraltet sind. Die Wertvorstellungen von Menschen mit Migrationshintergrund sind denen der Mehrheitsgesellschaft erheblich ähnlicher, als viele denken", sagt Poertner. Dabei macht er auch auf einen unfairen Doppelstandard aufmerksam: "Während Frauen mit Kopftuch in unserem Experiment diskriminiert wurden, wenn sie ein konservatives Weltbild zu erkennen gaben, war das für Frauen ohne Kopftuch und Migrationshintergrund nicht der Fall."
Kopftuchverbot

Kritiker fordern häufig ein Kopftuchverbot. Im oberen Teil der Antwort wurde bereits beschrieben, dass es islamische Staaten gibt, in denen gewisse Formen der Verschleierung verboten sind. Dies gilt aber nicht für ein normales Kopftuch, bei dem das Gesicht noch erkennbar ist.

Ob für Deutschland ein Kopftuchverbot sinnvoll ist, hängt davon ab, ob sich Deutschland als säkularer oder laizistischer Staat versteht. Aktuell ist Deutschland säkular ausgerichtet. Medien berichten:

Die Türkische Republik wurde von Mustafa Kemal Atatürk (1881-1938) gegründet. Die von Atatürk geschaffene Staatsdoktrin, die eine strenge Trennung von Staat und Religion vorsieht, steht heute auf dem Prüfstand. [...] Den Frauen wurde das Tragen des Schleiers in der Öffentlichkeit verboten, den Männern der traditionelle Fez. Statt des arabischen Alphabets wurde die lateinische Schrift eingeführt. Die Verfassung und das Rechtssystem wurden nach europäischen Normen ausgerichtet.

Ein Kopftuchverbot ist kein rein westeuropäisches Phänomen. Der Medienbericht zeigt die Situation in der Türkei. Weiter heißt es:

Für die "säkulare" Staatselite verkörpert das Kopftuch einen Lebensstil, der mit Laizismus, also der Trennung von Staat und Religion, unvereinbar ist. [...] Falle das Kopftuchverbot, warnen sie, drohe der Gottesstaat. [...] "Das Kopftuch ist ein Zeichen für den Dogmatismus der Religion", sagt Professor Celal Sengör. Verhüllte Studentinnen begingen Verrat an der Wissenschaft und hätten deshalb kein Recht auf den Zutritt zu Hochschulen.

In der Türkei streitet man sich also über das Kopftuch: Erlauben oder verbieten?

Grundsätzlich sei gesagt, dass Europa als liberales Europa Freiheit hoch hält. Verbote stehen zur Freiheit im Widerspruch. Aus dem Grund sollte jeder selber über seinen Körper entscheiden können. Wer sein Haar zeigen möchte, sollte dies können. Wer es nicht möchte, sollte dies ebenso können.

Die Freiheit findet aber ihre Grenzen, wenn andere dadurch eingeschränkt sind. Eine Vollverschleierung ist in Deutschland unüblich. Das Gesicht zu zeigen ist in Deutschland normal, weswegen eine Vollverschleierung für viele Mitbürger inakzeptabel ist. Beim Kopftuch verhält es sich anders. Dies schränkt andere Menschen nicht ein. Frauen sollten es tragen können, wenn sie es selber möchten.

Diese Regelung sollte für die öffentlichen Orte gelten. Das Hausrecht einer Unternehmung, einer Universität oder einer anderen Institution sieht womöglich anders aus. Hier kann es Vorschriften geben. Das Kopftuch sollte genauso unter eine mögliche Kleiderordnung fallen können.

Woher ich das weiß:Recherche

Wenn eine Frau das freiwillig tragen will soll sie.

Für mich persönlich ist das Ganze ein übler Offenbarungseid für die muslimischen Männerwelt. Der Grund ist ja, dass Männer so triebgesteuert sind, dass alleine das betrachten weiblicher Haare sie so in Wallung bringt, dass sie fast nicht anders können als diese Frau zu begehren. Armselig.

YOUKnow3  18.10.2022, 17:14

Das ist nicht der Grund, warum Frauen Kopftücher tragen. Sie tragen sie weil Allah es angeordnet hat und aus eigener Überzeugung. Haare machen wohl kaum zum Vergewaltiger.

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MarcelDuchamp  18.10.2022, 17:35
@YOUKnow3

NICHTS hat Allah angeordnet! - Mangels Existenz! ... das war sein Erfinder und selbsternannter Prophet - und noch nichtmal ER kam von selbst auf das KT-Gebot, sondern hat es sich von einem seiner Gefährder aufschwätzen lassen:(

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Panazee  18.10.2022, 20:35
@YOUKnow3

Äh, im Koran steht, dass die Frau das machen soll, damit sie nicht belästigt wird. Sure 33 Vers 59

Das bedeutet ja, dass die Männer zu belästigendem Verhalten tendieren, wenn das Haar unbedeckt bleibt, oder?

Ich schrieb gar nichts von Vergewaltigung, sondern vom begehren der Frau durch den Mann.

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Hallo,im Koran gibt es keine Aufforderung zum tragen einer Kopfbedeckung, lediglich ihre sichtbaren Brüste mit dem Kopfschal zu bedecken. Die freien Frauen hatten damals einen grossen Ausschnitt in der Kleidung, sodass die Brüste beim bücken usw. gut sichtbar wurden. Daher die Aufforderung an die freien Frauen mit dem Schal diese zu bedecken. Sklavinnen durften keine Kopfbedeckung tragen. Dazu gibt es Hadithe, dass bei dieser "Anmassung" ihnen das Tuch vom Kopf gerissen wurde. Aufrunddessen wird klar, dass die Kopfbedeckung der Frau eine erfundene Geschichte ist, und eindeutig eine "Bida" darstellt - heisst Erneuerung, was eine grosse Sünde ist.

Interessanterweise verhält es sich im neuenTestament Korinther 1/11 anders. Dort muss eine Frau während des Gebetes bzw. propheischen Reden eine Kopfbedeckung tragen, da sie sonst als Prostituierte gilt. Bei den Männern ist es umgekehrt...

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Wenn die Natur gewollt hätte, dass Frauen der menschlichen Spezies sich verschleiern müssen, hätte die Natur etwas erschaffen, das Frauen sich nicht verschleiern müssen. Die Natur hat so viel erschaffen, warum nicht Frauen, die sich nicht verschleiern müssen. Es ist von Menschen gemacht, um Menschen zu unterdrücken zu bevormunden und gefügig zu machen.

Religion ist sowieso vom Menschen gemachtes Werk, es gibt keinen Beweis für die Existenz eines Gottes, Jesus, Allah, Mohammed, Buddha, Hindu, Manitu, das alles sind ernannte Herrscher von Religionen und jede Religion behauptet von sich, die einzig Wahre und Richtige zu sein. Ja welche ist es denn jetzt?

ChrystalSoldier  03.02.2023, 21:45

Historisch gesehen doch es wurde sehr oft gezeugt das Buddha, Jesus von Nazareth, Mohammad ect. Existiert haben. Viele kehren zu einer Religion um seinen inneren Frieden zu finden das mache ich auch

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verreisterNutzer  04.02.2023, 10:50
@ChrystalSoldier

Habe ich ja nicht verurteilt dass Menschen an etwas glauben, ich glaube auch, und ja ich finde meine innere Ruhe in der Natur, sie gibt mir so viel, viel mehr als es Menschen mir je gegeben haben. Die Natur ist grausam, aber sie ist ehrlich und vorallem gerecht.

In meinem Beitrag ging es aber vorrangig um das tragen eines Kopftuches, und genau das bringe ich wieder mit der Natur zusammen, ein Kopftuch ein glaube an etwas spielt bei ihr überhaupt keine Rolle. Wenn es eine Rolle spielen würde hätte sie es so eingerichtet, so wie der Bär sein dickes Fell bekommen hat. Nur weil wir Menschen uns was einbilden heißt es noch lange nicht dass es sinnvoll ist. Glaube an Götter, Messias, Propheten usw. sind menschlich interpretiert, es gibt definitiv keinen Nachweis. Aber dass es Saurier gegeben hat und dass die Natur deren Ausrottung eingerichtet hat ist mittlerweile bewiesen.

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Selbstverständlich stelle ich mich dagegen das menschen im privatem dazu gezwungen oder genötigt werden irgendein bestimmtes kleidungstück zu tragen. (Kinder dazu zu nötigen vernünftige dem wetter angepasste kleidung zu tragen ist etwas anderes. Und uniformen/arbeitskleidung in berufen ist etwas anderes)

Abgesehen davon kann jeder tragen was er will oder eben nicht will. Der einen trägt einen hut. Der nächste nen cap. Der nächte hat seine kaputze auf. Und ein anderer entscheidet sich fürs kopftuch. Vollkommen egal.

Nur eine sache verbinde ich damit noch: Regeln die für alle gelten, sollten auch für alle gelten. Ich sehe den wunsch das Markus Müller sein Basecap tragen möchte nicht weniger wichtig an als den Wunsch das Aishe Schmidt ihr Koptuch tragen möchte.

Sprich: Wenn kopfbedeckungen verboten sind, für alle. Dann sollte es für religiöse kopfbedeckungen keine ausnahme geben. Oder es eben, für alle, Erlaubt sein.

Es einem zu erlauben, jemand anderen aber nicht nur weil der andere andere ansichten hat. Ist nicht ok.

Das bedeutet natürlich im umkehrschluss natürlich auch das man aishe schmidt ihr kopftuch nicht verbieden kann wenn Markus müller sein basecap tragen darf. (Geht ja schliesslich in beide richtungen)

Kiskudscha  18.10.2022, 16:01

Darf man Ronny das Tragen einer SS-Uniform verbieten?

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FouLou  18.10.2022, 17:14
@Kiskudscha

Interessanter einwand.

Ich denke das du auf den aspekt: Nazi Symbolik bad. Sybolik der unterdrückung der frauen schlecht. Eines ist nicht ok. Das andere schon. Das wäre ein widerspruch.

Ersteinmal kann man sagen. Das nazi symbolik selbst hier (Hakenkreuz usw. ) aufgrund unserer eigenen geschichte gesondert behandelt ist. In anderen ländern ist es so gesehen ja nicht unbedingt ein akt soetwas zu tragen.

Ohne diese symbolik kann man die uniform durchaus als reine militär uniform behandeln. Was eventuell aber probleme machen kann wenn es um verwechselungen mit echten uniformtägern. Also echten soldaten. Geht. Wobei die Uniformen des deutschen militärs nun durchaus ganz anders aussieht. In der polizei uniform darfste ja auch nicht einfach so rumlaufen.

Den grossen unterschied zwischen einer SS uniform und einem Kopftuch sehe ich hier durchaus in der Symbolik. Diese ist bei der uniform direkt mit dem kleidungstück verbunden. Sprich: Wenn man sie tragen darf. Darf niemand sie tragen.

Bei kopftüchern ist das aber nicht so. Da wird üblicherweise ein unterschied gemacht zwischen oma elfride die ihr traditionelles Kopftuch trägt. Und eben Aishe schmidt die ihr kopftuch trägt.

Einerseits wird argumentiert es ist ein symbol der unterdrückung. Aber andererseits ist es das nur wenn es jemand trägt der muslimisch aussieht. (Von Burka etc. ist ja hier nicht die rede. Da kann man natürlich das argument der SS uniform ansehen)

Das zweite unterschied der hier denke ich wichtig ist ist wer diese symbolik definiert hat. Im falle sind es beim kopftuch nicht die trägerinnen. Sondern andere personen die noch nichteinmal die muslime selbst sind.

Bei ner SS uniform waren die träger mit der dahinterstehenden ideologie verknüpft.

Und das ist ein unterschied der im zweifelsfall ein verbot des tragens von SS uniformen zulässt. Weil es direkte symbolik einer bestimmten idellen vereinigung ist.

Was bei einem Kopftuch aber nicht der fall ist. Da der islam in sich dafür nicht homogen genug ist und die vertretenen ideale immernoch von jedem einzelnen imgrunde für sich festgelegt werden.

Zum vergleich: Das wäre so als wenn man sagen wir den VW polo verbieten wollen würde. Weil Terroristen für ihre einsätze ausschliesslich VW polos benutzt haben. Und VW polos nun ein Symbol für terroristen sind.

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