Was bringt die Finanzierung aus Rückstellungen - was sind die Vorteile?
Hallo,
ich verstehe die Finanzierung aus Rückstellungen in der BWL nicht.
Wo liegt da der Unterschied zu der Finanzierung aus Gewinnen.
Die Rückstellungen werden doch aus Gewinnen gebildet, oder?
Wieso schichte ich erst die Gewinne zu Rückstellungen, z.B. für Pensionszahlungen, um und ziehe diese zum Kauf einer neuen Maschine beispielsweise heran, als nicht gleich den Gewinn zu verwenden? Das ist ja letztendlich das selbe Geld oder?
Liebe Grüße und Danke schonmal!
5 Antworten
Du solltest zunächst einmal zwischen Rückstellungen und Rücklagen unterscheiden.
Rückstellungen werden für ungewisse Verbindlichkeiten gebildet. Rücklagen sind steuerfreie Gewinnanteile für ganz bestimmte Verwendungszwecke (z. B. Ersatzanschaffungen).
Gewinn wird versteuert. Rückstellungen erhöhen den Aufwand und mindern so den Gewinn und die darauf zu zahlende Steuer.
Rücklagen sind unversteuerter Gewinn.
Also bleibt mir am Ende mehr Geld, wenn ich mit Rückstellungen meine Investitionen finanziere?
In der Vorlesung haben wir bei der Investitionsfinanzierung die Finanzierung aus Rückstellungen behandelt. Ist das falsch?
Wie schon gesagt: das ist nicht der originäre Sinn einer Rückstellung. Man kann aber argumentieren, dass die Bildung einer Rückstellung durch die damit verbundene Aufwandsbuchung den Gewinn mindert ohne dass ein Geldfluss stattgefunden hat. D. h.: das Geld steht noch zur Verfügung. Da einer Rückstellung eine konkrete Verbindlichkeit in ungewisser Höhe gegenübersteht, würde ich sie nicht zur Finanzierung verwenden. Aber das ist nur meine Meinung.
Rückstellungen dürfen nicht mit Rücklagen verwechselt werden.
Rückstellungen sind Verbindlichkeiten, die in der Zukunft entstehen aber deren Höhe noch nicht bekannt ist.
Die Einstellung in die Rückstellung mindert den zu versteuernden Gewinn im Jahr der Einstellung.
Sie werden gewinnerhöhend aufgelöst, wenn die Verbindlichkeiten bezahlt werden.
Rückstellungen müssen gebildet werden, weil zum Bilanzstichtag das Unternehmen seine realen wirtschaftlichen Verhältnisse darstellen muß - dazu gehören auch bereits feststehende Verbindlichkeiten; wenn man das nicht machen würde, würde sich das Unternehmen reicher darstellen als es ist.
Es wird also gar kein Geld zur Seite gelegt - das ist grundsätzlich ein rein buchhalterischer Vorgang - es ist sogar völlig unklar, ob das Unternehmen zum Zeitpunkt der Fälligkeit der Verbindlichkeiten überhaupt zahlen kann...
Rücklagen werden aus dem Gewinn gebildet - hier werden tatsächlich Gelder zur Seite gelegt, die im späteren Fall auch für die Zahlung verwendet werden können.
Finanzierung aus Gewinnen stellt bilanziell einen Aufwand dar. Die Bildung von Rückstellungen sind Aufwände. Wenn du also Rückstellungen verwendest, hast du keine dadurch entstehenden Aufwände im laufenden Geschäftsjahr, sondern hattest die bspw. im Vorherigen.
So hab ich das verstanden.
Also liegt der Unterschied darin, dass ich bei der Finanzierung aus Rückstellungen im akutellen Geschäftsjahr kein Vorfall eintrage, oder? Aber was ist der Vorteil davon?
Wenn du im vorherigen Geschäftsjahr den Aufwand einträgst, kannste deine Gewinne im vorherigen Vermindern und im Folgejahr Aufwände vermeiden. Wird auch verwendet, wenn du einfach in der Kostenrechnung verursachungsgerecht die Kosten verteilen willst. Steht bspw. voraussichtlich eine Strafzahlung von 50.000€ aus einem Gerichtsverfahren an willst du den dadurch entstehenden Aufwand ja nicht im Folgejahr erst in der Bilanz haben.
https://studienretter.de/finanzierung-aus-rueckstellungen/
...erklärt es ganz gut. Auch wenn ich des Begriff "Finanzierung" für eine Aufwandserfassung zum Zwecke der Kleinrechnung eines Ergebnisses nicht übermäßig glücklich finde. Er hat sich aber etabliert.
Das hat schon was mit Finanzierung zu tun - das Geld bleibt bis zur Auflösung der Rückstellung im Unternehmen und kann solange für andere Zwecke verwendet werden. Und das, ohne mit dem Finanzamt oder den Aktionären teilen zu müssen.
Dann ist der Aufwand ja nicht finanziert, wenn er nicht getätigt wird. Und wenn das dafür rückgestellte Geld anderweitig verwendet wird, erst Recht nicht.
Für einen rein gedanklichen Aufwand wird eine rein fiktive Finanzierung getätigt, da darf man ja wohl mal drüber nachdenken.
Einstellungen in Rückstellungen sind Aufwand, mindern den Gewinn, ohne sofort zu Auszahlungen zu führen.
Auf Gewinne muss das Unternehmen Steuern zahlen. Weniger Gewinn = weniger Steuern. Und die Eigentümer (z.B. Aktionäre) wollen vom Gewinn auch was ab.
Tricksen würde ich das nicht nennen. Der Gesetzgeber lässt den Unternehmen einen Spielraum für die Bewertung diverser Bilanzpositionen. Und bitte nicht immer Rückstellungen (Fremdkapital) und Rücklagen (Eigenkapital) verwechseln. ;-)
Ich meine ja Rückstellungen - man kann ja auch in die Buchführung schreiben wir haben 10.000 Euro Rücklagen für Pensionszahlungen im nächsten Jahr gebildet - auch wenn es nicht stimmt
Die Rückstellungen müssen schon sachlich und wertmäßig gerechtfertigt sein. Im Zweifel will das Finanzamt wissen, warum eine bestimmte Rückstellungen gebildet wurde.
Was meinst du mit Einstellungen? Einstellung neuer Mitarbeiter?
Nein. Einstellung = Erhöhung vorhandener bzw. Bildung neuer Rückstellungen.
Gerne werden ja Pensionsrückstellungen als Beispiel genannt, weil diese erst in ferner Zukunft zu Auszahlungen führen. Hier wird jedes Jahr irgendwie berechnet, wie hoch die Rückstellungen anzusetzen sind. Dementsprechend werden die vorhanden Rückstellungen angepasst (also herauf- oder herabgesetzt).
Ah vielen Dank! Also tricksen damit Unternehmen um weniger Steuern zu zahlen?
Also könnte ein Unternehmen 10.000.000 € für Rücklagen aufschreiben, und zahlt dann wenig Steuern?
Eine Rückstellung aus Finanzierungsgründen zu bilden, entspräche nicht den Vorgaben der korrekten Bilanzierung. Das Finanzamt oder der Wirtschaftsprüfer würden dir diese Rückstellung in der Luft zerreißen.
Was du meinst ist eine Rücklage. Der Vorteil liegt in der Steuerersparnis.