Was bedeutet es wirklich, verrückt zu sein?

5 Antworten

das Wort "verrückt" gibt es in der Fachsprache nicht. Ansonsten: Menschen. die an einer Psychose des schizophrenen Formenkreises erkrankt sind, nennt man, laienhaft ausgedrückt, verrückt oder irre.

D.h. sie haben Wahrnehmungen. Hallizinationen, Denkstrukturen, die gesunden Menschen fremd sind.

Aber die meisten Menschen, die man umgangssprachlich "verrückt" nennt, sind es fachlich gesehen, nicht. Viele Querdenker sind z.b. verrückt, aber die Meisten von ihnen natürlich nicht im fachlichen Sinne.


SchIechtInMathe 
Beitragsersteller
 12.12.2021, 21:51

Der letzte Abschnitt ist der an dem es hapert. Man kann einen Menschen eigentlich nicht (nicht einmal umgangssprachlich) als verrückt erklären, nur weil die Ansichten dieses Menschen nicht den persönlichen bzw. allgemeinen Maßstäben entsprechen. Es macht nach weiterer Überlegung zu dieser Frage einfach keinen Sinn, der Ausdruck würde meiner Meinung nach zur fachsprachlich funktionieren, bzw. wenn man jemanden der tatsächlich an einer psychischen Krankheit leidet so bezeichnet.

Es gibt in Wirklichkeit Niemanden der verrückt ist (so wie man das gemeinhin annimmt oder wie es in Filmen gezeichnet ist). Was es gibt sind Wahnvorstellungen, sog. Überwertige Gedanken und Fixe Ideen, die Menschen zu Handlungen bringen, die für andere komplett unverständlich sind und Menschen ihrer Anschlussfähigkeit berauben können. Das hat dann auch nichts mehr zu tun mit Charakteren die "aus der Rolle fallen", "nicht in die Gesellschaft passen" oder Menschen, die bei Dingen die für andere Normal sind nicht mitspielen wollen.

Aus der Sicht eines wahnhaften Menschen machen seine Handlungen sinn. Für Menschen die ganz grob gesagt nicht ins System passen kann es heilsam sein ein bischen "verrückt zu spielen" bzw. "eine kleine Verrücktheit vorzuspielen" um nicht von Gruppendruck und Gruppenzwang übermächtigt zu werden.

Einen Wahn hingegen - wie bei einer Psychose - übermächtigt den Menschen von Innen/Oben. Fälschlicherweise wird angenommen er resultiert aus einer Stoffwechselstörung im Gehirn. In Wahrheit ist er aber eine Art Gemeinschaftsprodukt von dir selbst und der Psycho-Geist-Entität zu der manche Menschen Gott sagen würden (die dann allerdings alle möglichen Wesen dazu erfinden müssen damit auch ungöttlich erscheinende Geist-Qualitäten erklärt werden können) - Ich sage dazu am liebsten "Erdenseele". Sie ist hier meiner Meinung nach für jedes jegliches jedwedes methaphysisches Erlebnis "verantwortlich". Ich bin mir da deswegen so sicher weil ich oft und lange Zeit Psychosen hatte und dabei das ganze genau analysiert habe. Ich bin da quasi bis zum "Endboss" durchgegangen und habe alle Interpretationen der "erlebten Realität" hinter mir gelassen. Im "Wahn"/In der Psychose begegnen dir Dinge, die du dir mit "normalen" Erklärungsansätzen nicht erklären kannst. Also beginnst du zu interpretieren und auf sehr außergewöhnliche Erklärungen zurückzugreifen - klassische Genres sind Aliens, Gott, Engel/Luzifer/Jesus, Geister, Geheimdienst. Wenn du dich auf eine "Story" eingeschossen hast wird blöderweise dann so mit dir weitergespielt und die Story verfestigt sich dabei. Im kleinen kennt diesen Effekt jeder, wenn er beispielsweise sehr erzürnt ist über jemand Anderen, aus seiner Wut oder den Gedanken nicht mehr rauskommt und sich selbst indirekt immer wieder die selbe Geschichte erzählt. Angeblich erlebt jeder Mensch in seiner Jugend ca. 20 sogenannten Minipsychosen bei denen er sich meist Abends wenn er mit sich alleine ist "in etwas verrennt" oder "überbegeistert", in irgend einer Form große Gefühle dabei hat irgendwann schlafen geht und sich am nächsten Morgen fragt: Was war das denn Gestern?!

Bei einer schizophrenen Psychose mit religiösem Inhalt erlebst du womöglich ungeheuer große und wunderbare Momente, fühlst dich erhoben und auserwählt und die Positiv-Symptome überwiegen die Negativen oft lange und deutlich. Bei Verfolgungswahn sieht das ganz anders aus - eben so wie wenn du wirklich verfolgt wirst; mit Angst, Überaktivierung, Sresssymptomen und vielem mehr. In beiden Fällen ist das Erlebnis sehr intensiv und das bewirkt oder befeuert die weitere Auseinandersetzung damit und indirekt ein festhalten an deinen Annahmen bezüglich der Realität. Doch es bist in keinster Weise du selbst der dir Signale, Indizien, Stimmen, Visionen oder Anhaltspunkte sendet an die von dir angenommene Realität zu glauben. Das was du Erlebst, fühlst, spührst ist ebenfalls real, denn es ist ja da nur das ich Dinge aus dem Geistraum inzwischen als "gemachte Realität" bezeichnen würde. Es ist wie wenn die Macht, die dich in deiner Kindheit getragen hat und danach still begleitet plötzlich in deine Welt einbricht.

Wahn als pathologisches Phänomen gibt es nach der Psychologie als Symptom (einer Störung), als Syndrom (also als Symptomkomplex) und als eigene klassifizierbare Störung. Ein Kriterium ist Realitätsverlust. Doch was jenseits von Materie und Naturgesetzen ist denn Realität? Kann man sie überhaupt vom eigenen Erleben trennen? Wenn ein Mensch von einer Psychose ergriffen wird, dann ist das oft ein Prozess in Phasen und Wellen --> das Gehirn dreht auf, man schläft nicht mehr viel, hat kaum Hunger und Alltagselemente interessieren einen nur noch perifär. Von außen betrachtet sieht es so aus als würde sich derjenige selbst mit seinem Bewusstsein da rein manovrieren. Der Einfluss von außen ("Erdenseele") bleibt unbemerkt. Doch wie ist es hierbei: # Wachträume/Realträume (fühlen sich realer als real an). Mal angenommen du wirst dabei von Außerirdischen entführt und an dir rumoperiert und du findest dann auch noch einen Strich an deinem Körper der auf eine Narbe von einem Hightech-Skalpel schließen lässt, und mal angenommen du hattest vorher noch nie den Hang zu fantasieren oder bewusstes wahnhaftes Verhalten, dann ist es schwer zu glauben, daß das alles deinem eigenen Gehirn entspringen soll. Ich will damit übrigens nicht sagen, daß es keine Außerirdischen auf der Erde geben kann denn wie gesagt ich halte mich aus Spekulationen inzwischen raus und zu behaupten es gibt keine ist ebenfalls eine Spekulation. Ich halte es nur für sehr, sehr unwahrscheinlich und das liegt in erster Linie daran, daß ich erlebt habe was die "Erdenseele" hier so alles erzeugen kann. Diese Menschen spinnen nicht, denn das was sie erlebt haben war "real" - nur der Inhalt nicht und das was sie daraufhin für Vorstellungen entwickeln sind reine Spekulation.

Ich hoffe dich interessiert mein Einblick; ich kann auch gerne was von meinen eigenen Erlebnissen schreiben falls du mehr hören willst.

You!

Verrückt ist jemand, bei dem das Denken ver-rückt ist - der also nicht mehr normal denken kann. Hier stellt sich natürlich die Frage, was normal ist. Wenn man das als normal definiert, was in einer Kultur üblich ist, kommt man schnell ins Schlingern. Ich würde die Denkweise eines Menschen eher dahingehend hinterfragen, was natürlich ist. Aber diese Frage kann man wiederum nur beantworten, wenn man die Natur des Menschen genau kennt.

Von Zwangsneurotikern kann man mit Sicherheit behaupten, dass sie verrückt sind.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Dahika  12.12.2021, 11:38

Von Zwangsneurotikern kann man mit Sicherheit behaupten, dass sie verrückt sind.

aber nicht im psychiatrischen Sinne.

SchIechtInMathe 
Beitragsersteller
 12.12.2021, 02:10

Gute Antwort. Das war auch der Beweggrund meiner Frage, das man jemanden eigentlich nicht als verrückt betiteln kann nur weil er den eigenen oder wie du es beschrieben hast, kulturellen Normen nicht entspricht, da ''normal'' ein wandelbarer Begriff ist''.
Ich denke mir dementsprechend, das es irgendwie ganz schön klein kariert ist jemanden überhaupt als verrückt für wahr zu erklären. Andererseits wäre diese Welt schon ziemlich ''verrückt'' würde jeder nur nach seinen eigenen Regeln spielen, und sämtliche Normen aufgeben.

Dichterseele  12.12.2021, 10:55
@SchIechtInMathe

Ich schrieb ja, verrückt sind Leute, deren Wahrnehmung verzerrt ist und die sich unnatürlich verhalten...

Die Verrücktheit ist ein subjektives Empfinden. Wie wenn eine Lampe von ihrem Platz ver-rückt ist. Oder verrückt wurde.

Man fühlt sich überall, auch im eigenen Körper, fremd und fehl am Platz. Auch die Gedanken verrücken; man kann keinen klaren Gedanken fassen. Die Sprache wird wirr und für Außenstehende schwer nachvollziehbar.

Wenn Menschen psychisch erkrankt sind, ist ihre derzeitige Realität verrutscht (verrückt), und kann teilweise vorübergehend verändert wahrgenommen, oder verarbeitet werden.

Die Patienten sind keineswegs verrückt, sie sind oft hochintelligent. Das Krankheitsbild, z. B. einer Psychose ist von diversen Facetten geprägt. Jeder Patient hat eine andere Wahrnehmung und auch Verarbeitung und Zugang zu seiner Krankheit und Problematik.

Tatsächlich verrückt zu sein bedeutet es, wenn Amokläufe passieren, da setzt das reale Denken oft für einen Moment aus und führt zu solch schlimmen Taten.

Zum Psychiater kommen viele Menschen, die von sich denken, "verrückt" zu sein, doch die Wahrheit sieht anders aus, diejenigen, die es wirklich sind, halten ihr Handeln für normal.


SchIechtInMathe 
Beitragsersteller
 12.12.2021, 21:54

Interessante Antwort!
Allerdings will ich gerne eine Sache hinzufügen. Versteh mich jetzt nicht falsch, ich will sowas wie Amokläufe in keinster Weise gut reden da ich es selber wie hoffentlich die meisten Menschen als schrecklich empfinde - jedoch muss man auch davon ausgehen, wieso diese Person sich zu einem Amoklauf entschieden hat. Im Kopf dieser Person, gibt es dafür die verschiedensten Begründungen, nur sind sie für uns Außenstehende nicht nachzuvollziehen, da wir nicht in der selben Haut stecken und selber keinen logischen Grund erkennen können so zu handeln.
Das würde dann aber doch auch wieder darauf hinauslaufen, das man diese Person nicht in dieser Hinsicht als verrückt bezeichnen kann, sondern nur anders denkend?

DianaValesko  12.12.2021, 23:18
@SchIechtInMathe

Das kommt darauf an, ob eine Vorbereitungszeit vor dem Amoklauf vorlag, oder ob es eine spontane Tat war, die ich meinte.

In meiner Zeit als Arzthelferin beim Psychiater sah ich so vielfältige Krankheitsbilder, dass man eigentlich nix ausschließen kann, was es nicht gibt

Ulisses1und6  15.02.2025, 22:35
@SchIechtInMathe

Interessant an Amokläufern ist, daß fast alle Mobbing-Opfer wahren. (Religigiösen Wahn mal ausgenommen). Das heißt, daß das im Grunde Menschen waren ohne psychische Störungen, die mehr ertragen haben als "ein Mensch ertragen" kann/sollte, alles runtergeschluckt und dann quasi wie ein Vulkan unkontrolliert/ unrational explodierten. In der "Endphase" kommt es dann ebenfalls zu Wahn.