Warum war Paulus so obrigkeitshörig?

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Pauslus war römischer Staatsbürger und er hielt das Römische Reich für einen Rechtsstaat. Dabei spielt sicher eine Rolle, dass er in Tarsus, also außerhalb von Judäa und Galiläa aufgewachsen ist.

Jesus Christus hat es schon vor ihm gesagt und die Grenze zwi­schen dem Bereich Got­tes und dem Bereich der irdi­schen Gewalt fest­ge­legt, aber nur im Grund­satz. Dar­aus müs­sen Fol­ge­run­gen gezo­gen und Regeln abge­lei­tet wer­den. Diese Arbeit haben die Schrift­stel­ler des Neuen Tes­ta­men­tes im Ansatz geleis­tet.

Der Apos­tel Pau­lus hat in gewis­ser Hin­sicht das sitt­li­che Natur­ge­setz bestä­tigt. Es muss doch so sein, dass jede mensch­li­che Gemein­schaft ein Ober­haupt hat. Es muss Füh­rer und Geführte geben, es muss eine Obrig­keit und Unter­ge­ord­nete geben, sonst zer­fällt die Gemein­schaft. Die Obrig­keit hat das Recht, Gehor­sam zu for­dern, und die Unter­ge­ord­ne­ten haben die Pflicht, Gehor­sam zu leis­ten. „Wer sich der staat­li­chen Gewalt wider­setzt, der wider­setzt sich der Anord­nung Got­tes“, sagt der Apos­tel Pau­lus. „Jeder­mann unter­werfe sich der obrig­keit­li­chen Gewalt“, schreibt Pau­lus.

Petrus bestä­tigt es: „Unter­wer­fet euch um des Herrn wil­len jeg­li­cher mensch­li­chen Ord­nung.“ Wer in den Besitz der staat­li­chen Macht gelangt ist, hat Anspruch auf Ach­tung und Gehor­sam der Bür­ger. Selbst einem Regime, das unrecht­mä­ßig zur Herr­schaft gekom­men ist, ist um des Gemein­wohls will­len Gehor­sam zu leis­ten, und wenn es Bestand hat, ist es auch anzu­er­ken­nen. Der Besit­zer der staat­li­chen Gewalt ver­liert den Anspruch auf Ach­tung und Gehor­sam nicht, wenn er Unrecht ver­übt. Die Urchris­ten­heit hat es uns gezeigt. Die Regen­ten des Römi­schen Rei­ches haben Jahr­hun­derte lang das Chris­ten­tum ver­folgt, die Chris­ten inhaf­tiert, bestraft, hin­ge­rich­tet, aber die Chris­ten haben nicht daran gedacht, die­sem Reich den Gehor­sam zu ver­wei­gern in allen Din­gen, die nicht vom christ­li­chen Sit­ten­ge­setz ver­bo­ten sind. Es ist die­ses Reich, von dem Pau­lus schreibt: „Jeder­mann unter­werfe sich der obrig­keit­li­chen Gewalt.“ Aber: sie leisteten den Gehorsam nicht, wenn es um die Ehre ihres Gottes ging!

Solange die Obrig­keit nicht zum Ver­der­ben des von ihr regier­ten Volkes wird, muss ihr Gehor­sam geleis­tet wer­den. Wenn eine Staats­ge­walt über­wie­gend unge­recht wirkt, gibt es Mit­tel dage­gen. Pas­si­ver Wider­stand, d.h. man ver­wei­gert den Gehor­sam für alle sünd­haf­ten Anord­nun­gen. Dann: Gebrauch aller ver­fas­sungs­mä­ßi­gen Mit­tel zur Abwehr von Unrecht und Sünde. Wei­ter: Per­sön­li­che Not­wehr, wenn diese gebo­ten ist. Und schließ­lich und letzt­lich: Akti­ver Wider­stand, wodurch das schwere Unrecht besei­tigt und das Gemein­wohl nicht noch mehr geschä­digt wird. In die­sem Falle der Not­wehr ist gemein­sa­mer akti­ver Wider­stand erlaubt - wie es in Deutschlands ehemaliger Diktatur geschehen ist.

Das Gesetz Gottes bedeutet immer auch die Sozialethik zu berücksichtigen.

Und die­ses Gesetz lau­tet: Jeder­mann unter­werfe sich der obrig­keit­li­chen Gewalt. Man muss ihr unter­tan sein, nicht nur um der Strafe, son­dern auch um des Gewis­sens wil­len. „Gebet ihr also, was ihr schul­dig seid: Steuer, wem Steuer, Zoll, wem Zoll, Ehr­furcht, wem Ehr­furcht, Ehre, wem Ehre gebührt.“

Die Obrigkeit hat die Aufgabe, die Ordnung durch Gesetze und deren Durchsetzung zu bewahren. Dagegen wollte Paulus sich nicht stellen, was auch Sinn ergibt.

Paulus hat bestimmt nicht für Schaden gesorgt, sondern vermeintliche Christen, die die Bibel falsch ausgelegt und für ihre eigenen Zwecke missbraucht haben.

Aus biblischer Sicht spricht nichts gegen eine Demokratie. Ganz im Gegenteil bin ich sehr froh und dankbar, dass wir in einer Demokratie leben dürfen und dass das Volk die Obrigkeit nach unserer Verfassung ist. Ich wäre sogar für noch mehr direkte Demokratie bei manchen Themen und weniger parlamentarische Demokratie (also ungefähr nach dem Schweizer Vorbild). Aber das wäre wieder ein anderes Thema...


Nofear20 
Beitragsersteller
 20.05.2023, 16:04
Die Obrigkeit hat die Aufgabe, die Ordnung durch Gesetze und deren Durchsetzung zu bewahren. Dagegen wollte Paulus sich nicht stellen, was auch Sinn ergibt.

Aber Jesus hielt nichts von der römischen Besatzungsmacht und den Sadduzäern. Deshalb wurde er ja als Aufrührer hingerichet.

Paulus hat bestimmt nicht für Schaden gesorgt, sondern vermeintliche Christen, die die Bibel falsch ausgelegt und für ihre eigenen Zwecke missbraucht haben.

Wenn man behauptet, dass alle Obrigkeit von Gott gewollt ist, können sich auch alle Obrigkeiten auf ihn berufen. Das hat Hitler getan und das tut Putin. Das ist das Ergebnis von solch unsinnigen Aussagen.

chrisbyrd  20.05.2023, 16:10
@Nofear20

So ist diese Stelle aber nicht gemeint. Es geht darum, dass Gott generell Obrigkeit eingesetzt hat, um Recht und Ordnung zu gewährleisten. Das ergibt auch Sinn, denn ohne Gesetze würde jeder machen, was er will.

Aber Despoten, Diktatoren und Tyrannen sind das Werk und die Schuld von Menschen. Was von Gott gewollt ist, steht im Neuen Testament: Friedfertigkeit, Sanftmut, Demut, andere behandeln, wie man selbst behandelt werden möchte usw. So sollte sich auch die Obrigkeit verhalten.

Jesus hat nicht gegen die Römer gekämpft, sondern sogar gesagt, dass Steuern für den Kaiser bezahlt werden sollen.

Die religiösen Führer der Juden waren neidisch auf Jesus und verstanden seinen Anspruch, der verheißene Messias und Gott selbst zu sein, ganz genau. Deshalb ließen sie Ihn von den Römern kreuzigen.

Pontius Pilatus fand keine Schuld an Jesus. Wäre Jesus ein Aufständiger gewesen, dann hätte Pilatus einen Grund für die Kreuzigung gefunden. Doch er fand keinen...

Nofear20 
Beitragsersteller
 20.05.2023, 16:27
@chrisbyrd
Es geht darum, dass Gott generell Obrigkeit eingesetzt hat, um Recht und Ordnung zu gewährleisten.

Das sagt Paulus ja auch. Alle Obrigkeit ist von Gott gewollt.

Aber Despoten, Diktatoren und Tyrannen sind das Werk und die Schuld von Menschen. Was von Gott gewollt ist, steht im Neuen Testament: Friedfertigkeit, Sanftmut, Demut, andere behandeln, wie man selbst behandelt werden möchte usw. So sollte sich auch die Obrigkeit verhalten.

Tut sie aber nicht immer und das hätte auch ein Paulus wissen müssen.

Jesus hat nicht gegen die Römer gekämpft, sondern sogar gesagt, dass Steuern für den Kaiser bezahlt werden sollen.

Jesus war eindeutig von antirömischer Gesinnung. Die Zeloten zahlten keine Steuern. Auch Jesus hatte Zeloten unter seinen Anhängern. Dass man dem Kaiser Steuern zahlen soll, stammt vom Evangelisten, dem ja nach der Zerstörung des Tempel klar war, dass mit den Römern nicht zu spaßen war.

Pontius Pilatus fand keine Schuld an Jesus.

Wenn Pilatus ihn für unschuldig hielt und ihn trotzdem hinrichten ließ, war er ja noch schlimmer als die jüdischen Geistlichen.

Wäre Jesus ein Aufständiger gewesen, dann hätte Pilatus einen Grund für die Kreuzigung gefunden. Doch er fand keinen...

Er wurde definitiv als Aufrührer oder potentieller Aufrührer hingerichtet. Die Inschrift "König der Juden" ist ein deutlicher Hinweis.

Ob es überhaupt einen formellen Prozess gegeben hat, ist sowieso fraglich. Pilatus war wegen seiner Grausamkeit berüchtigt und hat in seiner Amtszeit Tausende kreuzigen lassen. Dass er sich überhaupt mit einem Nobody aus der Provinz persönlich abgegeben hat, ist eher unwahrscheinlich und der Phantasie der Schreiber geschuldet.

Das mit der Obrigkeit ist nicht neu.

So was sagte schon Jesus, Titus, Johannes, Petrus, ...

Schau einfach mal deine Bibel durch und verbreite nicht Fünftelwahrheiten.


Nofear20 
Beitragsersteller
 20.05.2023, 15:22

Wenn man keine Ahnung hat, sollte man besser schweigen.

Dafur  20.05.2023, 15:26
@Nofear20

Ich meine dich mit Fünftelwahrheit. Du kennst offensichtlich nicht die anderen Stellen zum Thema Obrigkeit.

Trotzdem Danke für dein "Hilfreich".

GandalfAwA  20.05.2023, 15:29
@Nofear20

Hallo Nofear,

Wenn man keine Ahnung hat, sollte man besser schweigen.

Am jüngsten Tage wird Dich Jesus an dieses Zitat eventuell erinnern.... 😂😂😂

Nofear20 
Beitragsersteller
 20.05.2023, 15:29
@Dafur

Natürlich sind die der Forschung bekannt. Nach dem Jüdischen Krieg und der Zerstörung des Tempels war es angebracht, sich nicht gegen die Obrigkeit zu stellen. Das hatten auch die Evangelisten kapiert. Deshalb legten sie Jesus solche Worte in den Mund. Es sind Rückprojektionen.

Nofear20 
Beitragsersteller
 20.05.2023, 15:32
@Dafur

Der Tempel wurde im Jahr 70 zerstört. Die Evangelien wurden danach geschrieben, teilweise Jahrzehnte später.

Dafur  20.05.2023, 15:36
@Nofear20

Die synoptischen Evangelien werden früher datiert. Deine von dir genannte "neutestamentliche Forschung" sagt das.

Weißt du es besser?

Dafur  20.05.2023, 15:41
@Nofear20

Das kenn ich anders.

Und jetzt werde ich auch was anderes tun und meinen mehrstöckigen Espresso trinken.

Nein, kein Alkohol.

Vier Espresso in einer Tasse.

Streit mit jmd anderem.

Auch Jesus Christus hat sich der politischen Ordnung untergeordnet bzw. nicht in Frage gestellt. Er hat immer betont, dass "sein Reich" ein anderes ist als das, was die meisten Menschen erwartet haben ("nicht von dieser Welt").

Auch seine Aussage, dass man die Steuern ordnungsgemäß zahlt ("Gebt dem Kaiser..." Mk 12,17 und Parallelstellen) zeigt eine klare Haltung Jesu zu diesem Thema auf.

Dass man deshalb in einer Diktatur einfach mitgezogen hat, auch als Christ, ist leider so.

Wie kommst du darauf, dass Jesus die römische Herrschaft ablehnte?

Woher ich das weiß:Hobby – Bibelschule, gute Predigten, Bibellesen, Austausch

Nofear20 
Beitragsersteller
 21.05.2023, 06:36
Wie kommst du darauf, dass Jesus die römische Herrschaft ablehnte?

Seine Hinrichtung durch die Römer als Aufrührer oder potentieller Aufrührer ist ein deutlicher Hinweis. Die Kreuzesinschrift "König der Juden" belegt sogar den Verurteilungsgrund. Niemand im römischen Herrschaftsbereich hat das Recht, sich als König auszurufen. So waren die Verhältnisse damals nun mal. Außerdem lehnen alle religiösen Eiferer/Fanatiker Fremdherrschaft im eignen Land ab. Das lässt sich bis in die heutige Zeit verfolgen.

annie80  21.05.2023, 06:58
@Nofear20

Mir scheint, du hast ein falsches Bild von den damaligen Geschehnissen bzw von Jesus Christus. Er war kein religiöser Eiferer oder Fanatiker.

Und es waren die Juden, welche seinen Tod forderten, nicht die Römer. Pilatus hätte Jesus freigelassen.

Nofear20 
Beitragsersteller
 21.05.2023, 07:25
@annie80
Mir scheint, du hast ein falsches Bild von den damaligen Geschehnissen bzw von Jesus Christus. Er war kein religiöser Eiferer oder Fanatiker.

Für die Verbreitung der Nächsten- und Feindesliebe wurde man auch bei den Römern nicht hingerichtet. Dafür müssen andere Gründe vorgelegen haben. "König der Juden" ist so ein Grund. Eine solche Amtsanmaßung und Titelaneignung konnten die Römer nicht durchgehen lassen.

Und es waren die Juden, welche seinen Tod forderten, nicht die Römer. Pilatus hätte Jesus freigelassen.

Das wollten die Evangelisten uns Glauben machen. Damit schlugen sie 2 Fliegen mit einer Klappe: sie entlasteten die Römer und verschoben die Schuld zu den Juden, als Retourkutsche dafür, dass sie die posthume Vergottung des Wanderpredigers ablehnten. Das war der Beginn des christlichen Antijudaismus, mit all seinen fatalen Folgen bis heute.

annie80  21.05.2023, 07:27
@Nofear20

Wenn du meinst - ich bin raus. Ich habe eine andere Sichtweise.

Nofear20 
Beitragsersteller
 21.05.2023, 07:29
@annie80

Ich weiß, eine glaubensideologisch geprägte. Aber Glaubensideologien haben mich schon immer gelangweilt.