Geht die Lehre von der Erbsünde auf Paulus zurück?

8 Antworten

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Dass die individuelle Schuld der Menschen durch den Kreuzestod getilgt werden würde, ist als Idee tatsächlich erstmals bei dem geistesgestörten Mörder Paulus zu lesen.

Als "Die Sünde der Welt", die jeden Einzelnen ohne eigenes Verschulden trifft wurde dann die Lehre von der Erbsünde vom Kirchenvater Augustinus erfunden.

In online-Dokumenten der Vatikanbibliothek kann man auch nachlesen, wie die Erbsündenlehre entstand.:

Der Kirchenlehrer Augustinus fragte sich, wie es denn sein könne, dass Gott Kain und Abel unterschiedlich behandelte, den einen annahm und den anderen verwarf. Zudem ging er davon aus, dass die Prädestinationslehre gilt, dass also das Schicksal des einzelnen Menschen durch Gott schon festgelegt ist, wenn dieser sich noch im Mutterleib befindet. Nach Augustinus wäre es aber ungerecht von Gott, ein ungeborenes Kind zu verurteilen, bevor es überhaupt eine Sünde begehen konnte. Da es aber nicht sein kann, dass Gott ungerecht ist, muss es einen andere Grund dafür geben. Ein Übersetzungsfehler in der griechischen Bibel Augustinus' führte ihn dann auf die Spur: das alles lässt sich nur dadurch erklären, dass jeder Mensch von Geburt an ein Sünder ist und diese Sünde muss er vom ersten Sündenfall durch Adam und Eva geerbt haben. In der fehlerhaften lateinischen Übersetzung der Bibel Augustinus' stand bei Römer 5,12: "Durch einen Menschen ist die Sünde in die Welt gekommen und durch die Sünde der Tod und ist so auf alle Menschen übergegangen: in ihm haben alle gesündigt..". Dieser eine Mensch (in ihm) konnte laut Augustinus nur Adam gewesen sein. Die korrekte Übersetzung des griechischen Originaltextes hätte aber lauten müssen: "So wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt hinein kam und durch die Sünde der Tod, so gelangte auch zu allen Menschen der Tod, weil alle sündigten." Die Sünde wird also nicht durch Vererbung von Adam übertragen, sondern die Menschen sündigen selber individuell.

Allerdings beantwortete Augustinus nicht die Frage, warum es den einen trifft (Kain), den anderen aber nicht (Abel). Das schob er dem unergründlichen Willen Gottes zu, dass der schon vor der Geburt mal so oder so entscheidet und seine Gnade daher nicht erworben werden kann, sondern als Geschenk zu betrachten ist.

Auch von dieser Erbsünde habe uns der Kreuzestod erlöst. Dieses Lehre von der Erlösung von der Erbsünde wurde von der katholischen Kirche endgültig 1546 beim Trienter Konzil als Dogma festgelegt. Nun stellt sich in diesem Zusammenhang eine Frage: Angenommen, Adam, Eva, Kain und Abel gab es gar nicht, sondern das sind nur mythologische Gestalten, folgt dann letztlich aus der Erbsündenlehre nicht, dass Jesus völlig umsonst gestorben ist?

Diese Glaubenswahrheit kann die RKK nicht zurücknehmen, weil sie sonst zugeben müsste, dass einer der wichtigsten Kirchenlehrer schwer geirrt hat, was nicht geht, weil das gesamte katholische Glaubensgebäude auf der Unfehlbarkeit der alten Kirchenlehrer beruht.

Daher steht im Katechismus auch ausdrücklich (Nr. 388):

Die Kirche, die den ,,Sinn Christi" [Vgl. 1 Kor 2,16.] hat, ist sich klar bewußt, daß man nicht an der Offenbarung der Erbsünde rühren kann, ohne das Mysterium Christi anzutasten.

Die Kirche hat also selber genau das Problem erkannt, das du hier aufwirfst und argumentiert daher sinngemäß: "Weil nicht sein kann, was nicht sein darf".

Desweiteren gabs auch immer einen machtpolitisch praktischen Grund, an der Erbsündenlehre festzuhalten. Indem man alle Menschen von vornherein zu Sündern erklärt, die dadurch der ewigen Verdammnis verfallen sind, Erlösung davon aber ausschließlich durch katholische Priester erfolgen kann, macht man die Menschen vom Klerus abhängig.

Dies war auch einer der entscheidenden Gründe für Luthers Aufstand gegen die katholische Kirche. Er meinte, die Erlösung von den Sünden und der Weg zu Gott könne auch ohne Priester erreicht werden. Das war ein klarer Anschlag auf die Macht des Klerus und auf die Bedrohung ihrer Macht reagierte die katholische Kirche reflexartig immer mit Verfolgung und Mord. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert, wenngleich auch die Mittel, ihren Machtanspruch und ihre Privilegien zu erhalten, stark eingeschränkt ist. Die Mittel, die sie noch hat, wendet sie aber nach wie vor regelmäßig an. Zuständig ist dafür immer noch im Vatikan die Inquisitionsbehörde (Congregatio Romanae et universalis Inquisitionis), die sich allerdings inzwischen in Glaubenskongregation (Congregatio pro doctrina fidei) umbenannt hat.

wrkp1  10.02.2023, 10:13

Großartig! Endlich ein Kommentar eines Menschen, der sich damit gründich auseinandergesetzt hat.

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LieberBonner  22.07.2023, 15:23

Wer glaubt noch an diesen Blödsinn aus dem ältesten Märchenbuch aller Zeiten? (Genannt Bibel)

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Keinen anderen Bibelschreiber hat die Römische Kirche mehr verfälscht und zensiert als Paulus. So ist denn an Deiner Frage recht deutlich zu erkennen, wie sehr jene Fälschungen logisch auch zu falschen Annahmen und Schlüssen über die zitierten Römerbrief-Abschnitte führen müssen - und damit zu verfehlten Ansichten und Urteilen über die Christus-Religion insgesamt. -

Dass etwa das Judentum die sogenannte "Erb-" oder "Ur-Sünde" nicht "kennt", ist insofern richtig, dass es noch kein erkennendes Bewusstsein davon hatte - man könnte auch sagen: deren tiefschichtiges subtiles Wesens- und Wirkprinzip der menschlichen Evolution gegenüber noch nicht erfassen konnte. Denn es ist ja logisch, dass jene "Sünde" bereits vor Moses in die Welt gekommen war, und insofern darf den biblischen Juden nicht etwa eine bewusste Ablehnung des Sünden-Falles unterstellt werden, welche Behauptung die Kirche dem Paulus in den Mund schiebt.

Noch heute wird die "Erbsünde" von den wenigsten Theologen und Philosophen wirklich begriffen und verstanden, und das hängt nicht allein mit deren Unfähigkeit und auch Unwillen zusammen, sich mit dem Geistigen, mit dem Spirituellen insgesamt ernsthaft auseinanderzusetzen, sondern vor allem mit der Absicht der Römischen Kirche, die Wahrheit hierüber vor aller Welt möglichst geheim zu halten. Denn in der Tat: Die Römische Kirche kennt die Wahrheit hierüber! Denn nur wer den Weg kennt, vermag gezielt von ihm abzulenken und in die Irre zu führen. - Nur weiß sie auch, dass wenn die Menschen sie vollumfänglich erhielten, würde ihre gesamte übrige "Bibelübersetzung" und die Kirchelehre selbst der Lüge und des Betrugs überführt. -

So kann man von Paulus sagen, das "Sündenfall"- Prinzip nicht erfunden oder entdeckt, sondern als einer der wenigen genialen Geistesforscher vollumfänglich verstanden zu haben...

wrkp1  10.02.2023, 10:18

Nein, nicht die römische Kirche allein, die ganze Christen-Mythologie hängt am Sündenfall-Prinzip, denn: ohne dieses bräuchte man ja keine Kirche und keine Priester - und diese wollen ja auch seit jeher gut leben.

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Die Juden kennen deshalb die Erbsünde nicht, weil sie ja den Messias verwarfen! Sie müssen in ihrer Lehre also ohne ihn auskommen. Auch ohne die Hoffnung der Auferstehung durch den Christus. Was aber nicht bedeutet, dass sie nicht durch den von ihnen abgelehnten Messias auferweckt werden. Die Gesichter möchte ich dann sehen!😉

Soviel ich weiß, lesen die Juden auch nicht die Prophezeiungen aus Jesaja über den kommenden Messias

Natürlich haben wir von Adam und Eva die Unvollkommenheit geerbt und sind seitdem dem Tod unterworfen, das ist ja nun mal Fakt. Römer 6:23 - Denn der Lohn, den die Sünde zahlt, ist der Tod, doch das Geschenk, das Gott gibt, ist ewiges Leben durch Christus Jesus, unseren Herrn. Wir haben also den Gendefekt geerbt. Und Jesus Christus kam, um diesen Gendefekt wieder rückgängig machen zu können; Kostproben davon gab er schon anhand seiner Wunder.

Nofear20 
Fragesteller
 15.01.2023, 15:36
Soviel ich weiß, lesen die Juden auch nicht die Prophezeiungen aus Jesaja über den kommenden Messias

Den Juden muss man nicht ihre eigene Religion erklären. Im Gegensatz zu Glaubensideologen wissen die Juden ebenso wie die Forschung, dass Jesaja überhaupt keinen zukünftigen Herrscher meint. Die Evangelisten haben sich da was nach der Steinbruchmethode rausgepickt, weil sie mit aller Gewalt Jesus im AT verankern wollten. Ist aber leicht zu durchschauen und lernt ein Student im 1. Semester.

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Nein!

Bereits im Tanach (also im Alten Testament) steht:

  • "Siehe, in Schuld bin ich geboren, und in Sünde hat mich meine Mutter empfangen" (Psalm 51,7).
  • "Überaus trügerisch ist das Herz und bösartig; wer kann es ergründen?" (Jeremia 17,9).

Dazu zeigen die Beschreibungen vom Sündenfall im 1. Mose 3, was mit Erbsünde gemeint ist: Durch den Sündenfall der ersten Menschen im Garten Eden wurde die gesamte Schöpfung verändert und die Sünde kam in die Welt. 

Nein, die Erbsünde war schon davor da. König David sagt: Ich bin schon von meiner Mutter in Sünde empfangen worden.

Warum ist denn wichtig? Wir sündigen auch ohne die Erbsünde genug, um in die Hölle zu kommen!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Viele Jahre eine Christin
Nofear20 
Fragesteller
 15.01.2023, 10:56

Warum sind manche Menschen so geil auf die Hölle?

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Shoron  15.01.2023, 11:42
@Nofear20

Nein, keiner ist scharf auf die Hölle. Aber die zu leugnen ist auch keine Lösung!

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Nofear20 
Fragesteller
 15.01.2023, 11:43
@Shoron

Ja, so wie kein Alkohohl auch keine Lösung ist, wenn man den Toten Hosen glauben kann.

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Shoron  15.01.2023, 12:09
@Nofear20

Haha, mit Ironie kann man der Hölle auch nicht entgehen.

Am besten die Tatsachen annehmen, wie die sind, das tut am wenigstens weh.

Das heißt: Die Sünden vor Gott bereuen, damit man in den Himmel kommt. Alles andere ist nur eine Verdrängung.

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Stine1224  15.01.2023, 14:32

Wir sündigen wegen der ererbten Sündhaftigkeit.

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