Warum verstehen manche Menschen Physik und Mathe so viel schneller und leichter als andere??

5 Antworten

Warum verstehen nicht alle Physik und Mathematik so leicht wie ich? Das ist mir ein Rätsel.

Das erste Wort einer Frage sagt viel über die Motivation aus.

"Warum" verlangt die Begründung für etwas, das vom persönlich erfahrenen Normalzustand abweicht, aber oft ist dieser eine lokale Ausnahme, die statt dessen begründet werden müsste (was auch viel einfacher wäre). Wenn man versucht, mit "Warum" einer Sache auf den Grund zu gehen, dann erwartet man, dort am "Grund" eine Welt vorzufinden, die einem vertraut ist. Leider kann Physik das nicht liefern, weil die Welt mit jedem Schritt in Richtung "Grund" immer unvertrauter wird, was nur zu weiterem unersättlichem Warum-Fragen führt. Der Unterschied ist, dass wir Physiker keine Angst vor Unvertrautem haben, und wir werden darin nur noch von Mathematikern übertroffen.

Das ist so, weil *alles*, was Menschen tun, ihnen unterschiedlich leicht fällt. Zu Leid und Neid gibt das in den modernen Gesellschaften aus mehreren Gründen Anlaß.

Erstens deshalb, weil die Menschen einem Wettbewerb gegeneinander ausgesetzt sind, in dem das "bessere" oder "schlechtere" Abschneiden für die Lebenschancen des Einzelnen ausschlaggebend ist.

Zweitens, weil das Bildungssystem größtenteils fabrikartig organisiert ist, junge Leute nach starren Produktionsplänen auf dem Fließband der Jahrgangsstufen entlang transportiert, und dabei auf die individuell verschiedenen Lernsituationen und Bedürfnisse der Einzelnen wenig Rücksicht nimmt.

Drittens, weil die Menschen ihr Abschneiden im Wettbewerb als autoritatives Urteil über ihre vermeintlich feststehenden Fähigkeiten akzeptieren, sich selbst als "gut" oder "schlecht" bezeichnen und dementsprechend fühlen.

Ja, man kann lernen, ein besseres Verständnis für Physik und Mathe wie auch beliebige andere Themen zu haben. Es geht so: Man tut es als freier Mensch. Das heißt: Man tut es selbstbestimmt, im eigenen Tempo, mit selbst gewählten Themen, Methoden und Zielen und bewertet, falls man will, selbst den Erfolg, nach eigenen Maßstäben.

Ich empfehle, sich beim selbstbestimmten Tun nur von der eigenen Freude und Neugier leiten zu lassen. Von Anderen, die das Gleiche schneller und leichter können, kann man lernen. Ihnen den Vorsprung zu neiden, ist nichts nütze und mindert nur die eigene Freude an der Sache.

Schau mal hier:

https://www.uaf.edu/deved/math/help-for-math-anxiety/math-student-bill-of-righ/

https://www.kunstmann.de/buch/james_marcus_bach-die_freibeuterstrategie-9783888976469/t-0/

Nicht alle Menschen sind gleich. Nicht alle Menschen haben den selben Stoffwechsel, den selben Herzschlagrythmus, die selben Proportionen. Auch haben nicht alle Menschen die selben geistigen Fähigkeiten und nicht jedes Gehirn identisch.

Es gibt Menschen, die haben von Geburt an extrem gute Fähigkeiten, oftmals Genies genannt. Natürlich sind sie damit etwas besonderes, weil sie vom "üblichen" abweichen. Bewundernswert sind ihre Fähigkeiten zwar auch, aber nicht im Sinne der Eigenleistung. Denn solche Menschen haben i.d.R. selbst keinen außerordentlichen Fleiß oder eine außerordentliche Arbeit investiert, um diese Fähigkeiten zu erlangen. Vielmehr war bzw. lag es in ihrer Natur, genannt Potential.

Daher sind jene Menschen, die nicht von solchem Kaliber sind, aber schon fast zu solchem wurden, wesentlich bewundernswerter. Abgesehen davon kann man auch Matheskills bzw. mathematisches Denken üben.

Interesse, Übung, Motivation - mehr nicht. Mathe kann jeder!

Helfen würde bestimmt, nicht von vornherein davon auszugehen, dass man Mathe und Physik schlechter versteht als andere. Weil, damit kann man sich selbst davon überzeugen, dass dem auch so ist, und aus der Überzeugung heraus wird man dieser Überzeugung auch gerecht: Man versteht Mathe und Physik schlechter als andere.

Viele, die Mathe und Physik besser verstehen, verstehen diese deshalb besser, weil sie davon überzeugt sind, dass sie Mathe und Physik besser verstehen - und diese Überzeugung hilft ihnen, diese Fächer dann auch tatsächlich besser zu verstehen.

Grund könnte bereits sein, dass bei der ersten Herausforderung diejenigen, die davon überzeugt sind, Mathe und Physik besser zu verstehen, diese Herausforderung auch als lösbar ansehen, denn sie verstehen Mathe und Physik ja besser, wohingegen die mit der Überzeugung, Mathe und Physik nicht gut zu verstehen, auch keinen großen Aufwand betreiben, denn die verstehen es ja sowieso nicht so gut wie andere. Ungelöste Problem bleiben unverstanden, gelöste Probleme wurden verstanden und tragen zum Aufbau von Verständnis bei.