Warum steht das Verb im Partizip II nicht immer am Ende?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Es ist die Definition eines Nebensatzes, dass das Prädikat bzw. die Prädikatsteile am Ende steht / stehen. Wenn sie nicht am Ende stehen, ist es kein Nebensatz mehr.

Die von dir aufgeführten Beispiele sind allerdings Hauptsätze, aber aus grammatischer Perspektive sind sie trotzdem falsch. Deine Korrekturen sind richtig. Du meinst daher die Positionen bei mehrteiligen Prädikaten, die in den Grammatikbüchern meist als Satzklammer / Verbklammer definiert wird (Position II + Endposition).

Besonders missraten ist dieser Satz, da hier sogar das Präpositionalattribut abgetrennt wird.

Bastian hatte in seinen Büchern Geschichten gelesen von Jungen, die sich auf einem Schiff etc…

Wer schreibt denn so? Das hat dann auch nichts mehr mit literarischer Freiheit zu tun, da es hier keinen poetischen oder rhetorischen Grund gibt, ein Syntagma auf diese Weise zu zerreißen. Das hat auch nichts mehr mit Poetik zu tun, sondern mit Problemen beim einfachen Satzbau. Ich vermute daher, dass der Verfasser kein Muttersprachler ist. Wenn uns die Schüler solche Sätze in ihren Texten vorlegen, korrigieren wir sie natürlich.

Und: ... auf seiner großen Suche ... Ob das Wort "groß" hier Namenscharakter hat, lässt sich ohne Text nicht sagen, aber auch mit Namenscharakter müsste man es deklinieren.

_____

Noch eine Anmerkung:

Ausnahmen von der Satzklammer dürfen (im Normalfall) nur der Vergleich und die Infinitivkonstruktion bilden.

Er hat länger gearbeitet als sie. Er hat länger als sie gearbeitet.

Er hat schon länger versucht, mit dem Rauchen aufzuhören. Er hat schon länger mit dem Rauchen aufzuhören versucht.

Hier streitet man sich nur in der Stilistik, welche Form die bessere ist bzw. sein könnte. Teilweise ist diese Diskussion absurd, da nicht argumentiert wird, sondern nur ein "Bauchgefühl" genannt wird, das bei jedem anders ist.

Grammatisch sind alle Sätze gleichwertig.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
MiriamTurri 
Fragesteller
 03.02.2024, 08:57

Ich war so verwirrt, weil das von Michael Ende in "Die unendliche Geschichte"geschrieben wurde. Auch große Schriftsteller machen manchmal Fehler. Die Große Suche ist in der Tat ein Namenscharaker

0
CryingGame  03.02.2024, 09:26
@MiriamTurri

Na, so viel Bedeutung hat das nicht. Es gibt genug Autoren, die einen guten Lektor brauchen, da sie zwar tolle Geschichten schreiben, aber grammatisch und orthographisch ihre Probleme haben.

Ich kenne die Geschichte, aber ich habe sie nicht gelesen, da es ein Jugendbuch ist, auch wenn es offiziell ebenso Erwachsene ansprechen soll. Mich spricht sie nicht besonders an. Eventuell gibt es einen Grund, warum der Lektor diese Sätze so stehen ließ. Vielleicht hat M. Ende die Satzpositionen an bestimmten Stellen im Buch auch bewusst gewählt.

Trotzdem muss man "auf der Großen Suche" deklinieren. Man sagt auch, er arbeitet bei der Deutschen Bank.

Wenn man mit deutscher Literatur seine Sprachkenntnisse verbessern möchte, ist das natürlich eine gute Idee. Weiter so!

1
MiriamTurri 
Fragesteller
 03.02.2024, 10:50
@CryingGame

Welche Autoren sind die beste, um die Grammatik und die Sprachgefühl zu verbessern? Ist Franz Schätzing gut? Oder kannst du mir andere Schriftsteller empfehlen?

0
CryingGame  03.02.2024, 11:14
@MiriamTurri

Schülern empfehlen wir gerne Gegenwartsautoren oder auch Autoren, die noch aus dem 20. Jahrhundert stammen. Ältere Schriftsteller empfehlen wir nicht, was aber nichts mit der Qualität zu tun hat.

Die Sprache sollte gut lesbar, aber nicht komplex sein, da man während der Lektüre auch die Geschichte genießen sollte. Wir empfehlen auch gerne Autoren, die einen Deutschlandbezug haben. Eine Sprache zu lernen, bedeutet auch, dass man sich (zumindest ein wenig) mit der Kultur beschäftigt. Daher empfehlen wir Schätzing eher weniger, aber das bedeutet nicht, dass wir ihn alle schlecht finden.

Ich musste mehr über dich wissen, um eine bessere Empfehlung aussprechen zu können, daher nenne ich dir nur mal diese beiden:

https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Christian_Delius

https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_B%C3%B6ll

1
MiriamTurri 
Fragesteller
 03.02.2024, 12:16
@CryingGame

Ja, danke für die Titeln. Allerdings habe ich schon so viele Bücher über schwere Themen gelesen (Ii Weltkrieg, Shoa, Psychische Erkrankungen, Drogenabgängigkeit und Gewalt), das ich mich mit solche Dinge kaum mehr beschäftigen kann. Ich wähle lieber Fantasy, Thriller und andere erfundene, leichtere Geschichte. Mit dem Alter (53) werde ich vielleicht wie ein Kind.

0
CryingGame  03.02.2024, 15:21
@MiriamTurri

Deshalb habe ich geschrieben, dass ich mehr über dich wissen müsste ... Dann lies doch Schätzinger.

1
Von Experte adabei bestätigt

Man nennt das "Ausklammerung" und es wird hauptsächlich gemacht, wenn innerhalb der Verb-Klammer ansonsten sehr lange Satzglieder stehen würden (sodass der zweite Prädikatsteil sehr weit vom ersten entfernt stehen würde) oder z.B. auch wenn, wie in einem deiner Beispiele, der Relativsatz und das Bezugsnomen direkt nebeneinander stehen sollen.

Wichtig ist: Das sind immer nur stilistische Abwandlungen, deine Sätze sind - sozusagen - die Grundform, die immer richtig ist. Nur manchmal kann man halt davon abweichen.

PS: Deine Beispiele sind keine Nebensätze, das von mir Gesagte trifft auf die Verbalklammer im Haupt- wie im Nebensatz zu.

MiriamTurri 
Fragesteller
 03.02.2024, 10:54

Entschuldige, du hast Recht, in der Eile hab ich das versehen. Ich hatte nur bemerkt, dass ich diese Verbe am Ende des Satzes geschrieben hätte, weil sie Infinitiyoder Partizipien sind. Danke für die Erklärung.

0

Das sind doch keine Nebensätze! Außerdem gilt in Büchern eine gewisse dichterische Freiheit, die einerseits eine besondere Betonung geben soll (oder Pausen), andererseits den Sprecher charakterisieren kann.

Es sollte auch kein Satz mit "Und ..." beginnen, denn dieser Teil gehört eigentlich zum davor geschriebenen Satz.

Wo es wirklich falsch angewendet wird, ist bei Erläuterungen mit "weil". Irgendjemand, der schneller sprechen wollte als er denken konnte, hat damit angefangen, einen Hauptsatz hinter "weil" zu stellen und alle anderen fanden, dass man von nun an das Wort "denn" auf den Müllhaufen der Geschichte werfen könne.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Wo sind denn da die Nebensätze?

Die deutsche Sprache ist da sehr flexibel. Stilistisch ist aber nicht alles, was grammatikalisch noch geht, wirklich gelungen. Das muss man dann im Einzelfall entscheiden.

MiriamTurri 
Fragesteller
 03.02.2024, 11:00

Entschuldige, ich hab das aus Eile versehen. Ja, diese sind keine Nebensätze, aber die gezeigten Verben sollten am Ende geschrieben werden.

0