Insgesamt ist die Sache recht komplex, eine einfache Erklärung gibt es nicht. Es beginnt schon damit, dass sich die Linguisten auf keine einheitliche Kategorisierung der verschiedenen "Vorsilben" einigen können.
Ich versuche es daher mal in den Grundzügen zu beschreiben und benutze der Einfachheit halber das Wort Vorsilbe, auch wenn es nicht immer richtig ist. Auf Ausnahmen kann ich auch nicht eingehen.
Die meisten Vorsilben sind aus Präpositionen entstanden. Dies ist bereits überwiegend im Althochdeutschen passiert. Die meisten dieser Präpositionen hatten eine Bedeutung oder besser gesagt eine Art semantische Funktion, die bei den heutigen Vorsilben meist nicht mehr erkennbar ist und im Laufe der Zeit auch dem Wandel unterworfen war. Viele dieser Präpositionen hatten eine zeitliche und/oder räumliche Bedeutung. So kommt z.B. die Vorsilbe ent- von althochdeutsch ant, int = gegen.
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Heute hat die Vorsilbe ent- sehr häufig die semantische Funktion, auf eine Trennung hinzuweisen: entwässern = Trennung von Boden und Wasser, entsalzen = Trennung von Wasser und Salz usw. Durch den Wandel, der auch mit Umdeutungen einhergeht, und den sich anschließenden Neubildungen stimmt dies heute nicht mehr in der Vollständigkeit.
Es ist aber keine Eigenheit des Deutschen, da auch andere Sprachen über diese Instrumente verfügen, wenn auch nicht immer mit dieser hohen Frequenz. Richtig ist, dass diese Form bei den Verben in der deutschen Sprache extrem produktiv ist. Mit einigen Grundverben, wie z.B. gehen oder machen, lassen sich problemlos weit über 100 Präfigierungen vornehmen.