Warum spricht man in Ostsachsen das "r" wie im Englischen aus?
Ich kenn eine etwas ältere Frau, die ursprünglich aus Bautzen oder so kommt, bin mir nicht sicher. Sie hat auch keinen Migrationshintergrund, sondern ist komplett deutsch.
Auf jeden Fall spricht sie mit einem sächsisch ähnlich klingendem Akzent, der sich trotzdem deutlich anders anhört, was mich echt wundert. Das wichtigste Merkmal, sie spricht das "r" wie in Englisch aus. Weder wie im Hochdeutschen, noch gerollt wie in bayrisch.
Woher kommt das, könnte es sein dass das schlesisch ist was sie spricht und das r daher kommt? Weil Ostsachsen ja schon nah am ehemalig schlesischen Dialektraum ist.
Oder könnte es sein dass dieses "r" aus dem sorbischen kommt, weil das ja auch in dieser Gegend gesprochen wurde.
1 Antwort
Das gehört anscheinend zur Oberlausitzer Mundart (die Lausitz liegt östlich von Dresden).
Oberlausitzer Mundart – Wikipedia
"Die herausragendsten Merkmale der Oberlausitzer Mundart sind:
- das retroflexe „amerikanisch“ klingende R [ɻ]
"
Mich erinnert dies an eine Variante des Hessischen (dort sprechen die Leute, "als ob sie zu viele Western gehört hätten", auch dort ist das amerikanische R üblich). Die meisten Varianten des Hessischen (z.B. auch der Odenwald) haben dies dagegen nicht.
Das sind lokale Varianten (schon die Niederlausitz benutzt dieses R nicht mehr).
Danke, sehr hilfreich. Ich habe eben gelesen dass Lausitzisch sowohl mit dem sächsischen als auch mit dem schlesischen verwandt ist.
"Die Lausitzer Dialekte gehören zum Ostmitteldeutschen. Sie werden in der Lausitz im Osten Sachsens und im Süden Brandenburgs gesprochen und sind mit den angrenzenden Dialekten des Obersächsischen sowie dem Schlesischen verwandt. Wegen der größeren Nähe zum Schlesischen wird gelegentlich auch die Bezeichnung Lausitz-Schlesisch gebraucht."
Mich würde interessieren ob das amerikanische "r" auch im schlesischen vorkommt (bei sächsisch weiß ich ja dass es dort nicht vorkommt)