Warum so wenig Interesse an Französisch?
Hallo allerseits,
an meiner Schule stehen demnächst wieder die Kurswahlen an und als Person die bereits in der Oberstufe ist, habe ich mich mit ein paar 11. Klässlern unterhalten und ihnen ein wenig über die Oberstufe erzählt, mit dem Fokus auf Französisch Lk. Mir ist dabei aufgefallen, dass es in dem Jahrgang wieder nur 4,5 Personen sind die sich Französisch überhaupt als Prüfungsfach vorstellen könnten (also Grundkurs oder Leistungskurs). In meinem Jahrgang sind wir auch nicht so viele und in dem davor auch nicht usw usw. Ich frage mich aber woran das liegt. Mir persönlich hat das Fach immer Spaß gemacht und jetzt im Lk erst Recht. In der 11. Klasse haben die meistens Französisch seit 6 Jahren, es ist also kein neues Fach mehr und ich finde vor dem Lk muss man auch keine Angst haben. Warum wird es dann aber trotzdem so wenig gewählt?
10 Antworten
Ich höre von verdammt viel mehr Leuten, die in Franz eine 4 haben und in Englisch deutl. besser sind. IMHO sind Deutsch und Englisch sich viel ähnlicher. Evtl. sind die Franz-Lehrer auch sinnlos strenger.
Außerdem ist Englisch definitiv wichtiger.
Generell ist nicht jeder sprachbegabt.
notting, Englisch als 1. Fremdsprache und LK, Franz notgedrungen in der Oberstufe das erste Mal nicht als AG gehabt (also gerade so die diesbzgl. Mindestanforderung für die allg. HS-Reife erfüllt).
Viele Schüler betrachten das Fach Französisch als zu schwierig. Eigentlich sind Englisch und Spanisch als LK oder GK genau so anspruchsvoll.
Ich glaube, entweder es gefällt ihnen die Sprache einfach nicht oder sie empfinden sie zum Lernen zu schwer.
Ich habe mich damals auch für spanisch entschieden. Der Unterschied von der Aussprache zur Schreibweise ist hier auch nicht so extrem wie bei französisch. Das war meine Erfahrung. Ob das jetzt bei den Personen auch der Fall ist, weiß ich natürlich nicht.
Immerhin habt ihr einen Französisch-Leistungskurs. Bei unserer Schule ist damals gar kein Französisch-LK zu stande gekommen! Und das obwohl, sich unsere Direktorin immer damit geschmückt hat, mit einem Franzosen verheiratet zu sein und unsere Partnerschule in Paris ist.
Selbst ein Grundkurs ist nicht zu stande gekommen, so daß wir als Q1/Q2 zusammen mit dem Grundkurs der Q3/Q4 zusammengelegt wurden und plötzlich am Untericht von der Stufe über uns teilnehmen mussten. (und im Folgejahr als wir dann die Q3/Q4 waren mit der "neuen Q1/Q2" zusammengelegt wurden).
Wir hatten damals in der 6. / 7. Klasse eine sehr witzige, humorvolle Französischlehrerin. Leider für manche etwas zu humorvoll und freundlich - so daß leider niemand vor ihr Respekt hatte. Der Unterricht war zu laut, bei manchen setzte die prepubertäre Phase ein und der Unterricht glich mehr einem Affenzoo. So sehr - daß manchmal die Lehrer, die nebenan Unterricht hatten, bei uns reingeplatzt sind und sich beschwert haben, daß es bei uns zu laut war
Die Konsequenz: Niemand passte im Unterricht auf, alle waren nur mit Gameboys beschäftigt (Smartphones gab es damals noch nicht) und die Lehrerin waren die Dompteurin, die sich von den Schülern auf der Nase rumtanzen lies.
Und da gerade in der 6./7. Klasse die wichtigsten Grundlagen gelegt werden, hatte man natürlich in den Folgejahren enorme Probleme.
In der 8. Klasse bekamen wir unseren Deutschlehrer, zusätzlich als Französischlehrer. Wir hatten ihn also in 2 Hauptfächern und sahen ihn doppelt so häufig wie unsere eigene Klassenlehrerin. Der Mann war Francophil, sprach neben Französisch auch noch Russisch, Spanisch, Italienisch, Portugiesisch, Latein und dröfltausend andere Sprache und war ein absolutes Sprachgenie. Eine Kollegin sagte mal über ihn "Der Mann spricht perfektes Französisch - es hört ihm nur leider niemand zu". Im Vergleich zu seiner Vorgängerin, war es bei ihm noch lauter. Die Klasse war kaum unter Kontrolle zu bringen und hatte null Respekt vor ihm. Er wurde im Unterricht mit Papierkugeln abgeworfen, laute Musik wurde abgespielt oder sogar persönliche Diffamierungen unternommen. (Als er z.b. mal sagte, er war am Wochenende im Krankenhaus bei seiner kranken Mutter, kam im Chor zurück "oooh boooo, eine Runde Mitleid").
Das Schlimme war, daß es dann natürlich auch massiv Elternbeschwerden gab, weil die Klausuren und Vokabeltests dementsprechend schlecht liefen. Auf den Elternabenden hieß es dann immer nur "Der Herr X. bringt den Kindern nichts bei! Der taugt nichts". Hat mir halt immer leid getan, weil ich schon den Eindruck hatte, daß er - trotz der Tatsache, daß er von einem Großteil der Klasse gemobbt wurde - gerne unterrichten würde und auch sonst immer sehr freundlich war. Er war halt schlichtweg zu gutmütig. Eigentlich hätte man sich nicht darüber beschweren sollen, daß er den Kindern "nichts beibringen" würde, sondern sich mal an die eigene Nase fassen, und eingestehen, daß wir als Klasse schlichtweg zu laut waren und seine Gutmütigkeit ausgenutzt haben, so daß kein vernünftiger Unterricht möglich war.
Nach diversen Elternabenden wurde der Lehrer dann nach der 8. Klasse vorzeitig abgesetzt. Wir bekamen in der 9. Klasse plötzlich eine sehr strenge Lehrerin, kurz vor der Pensionierung. Es war das erste Mal, daß wir quasi Französisch-Unterricht hatten, während die Klasse ruhig war und nicht getobt hat. Doch dafür war's dann schon zu spät. Unsere Lehrerin hat sich stets darüber moniert, was für einen geringen Wissenstand wir doch hätten. "Ihr seid meine schlechteste Klasse in 30 Jahren Berufserfahrung" wurde zu einem ihrer Standard-Sätze, den sie in jeder Stunde mindestens einmal vom Stapel ließ. Auch hier hagelte es wieder Elternbeschwerden, da wir - nachdem wir 3 Jahre lang den Französischunterricht durch Lautstärke torpediert haben - plötzlich ernsthaft gefordert wurden und jede Woche Vokabeltests hatten. Doch da besagte Lehrkraft sowieso in Rente ging, hielt man es im Kollegium nicht nötig, nochmal unnötig Stress zu machen.
In der 10. Klasse sind 6 Schüler aus unser Klasse, die Französisch gewählt haben, nach Amerika gegangen, wegen Auslandsjahr. Dementsprechend wurden wir mit der Parallelklasse zusammengelegt, welche damals in der 6./7. Klasse die strenge Lehrerin hatten und daher von Anfang an besonders gefordert wurden. ("Die Parallelklasse ist meine beste Klasse in 30 Jahren Berufserfahrung, mit der ich ein außerordentlich hohes Niveau fahren kann"). Es kam wie es kommen musste: Wir, die jahrelang (bis auf die 9. Klasse) im Französischunterricht nur Tohuwabohu gemacht haben, stoßen auf die Paralleklasse, welche von Anfang an strenge Lehrer hatten.
Ein krasser Kulturschock, wenn plötzlich Leute neben Dir sitzen und fließend Französisch sprechen, während man selbst vorher nur wenige Sätze rausbekam. Ironischerweise gehörte unsere Französischlehrerin der 10. Klasse wieder zu der Rubrik, wo man im Unterricht laut sein konnte und man ihr auf der Nase herumtanzte. Sie selbst war zudem auch noch schwerhörig - bekam also manchmal gar nicht mit, wenn Leute während ihres Unterrichts Musik abspielten oder sie beleidigten. Eigentlich auch hier wieder sehr schade, denn die Lehrerin hatte drei (!) Doktortitel und war vorher jahrelang in der Wissenschaft tätig gewesen. Schade, daß sie so eine laute Klasse bändigen musste, deren Handyspielchen einem wichtiger war als Unterricht.
In der 11. Klasse kam, wie gesagt, kein Französisch-Grundkurs mehr zu stande, so daß die verbleibenden Schüler dann mit den Zwöftklässlern zusammengelegt wurden. WIr hatten uns darauf geeinigt, daß wir dann in der 11. Klasse zusammen mit den Zwölftklässlern sozusagen den Stoff der 12. Klasse behandeln und dann im Jahr darauf, wo wir dann in der 12. Klasse sind, zusammen mit den folgenden 11. Klässlern den Stoff der 11. Klasse nachholen.
Die Lehrerin aus dem Zwölftklässler-Kurs zeichnete sich dadurch aus, daß sie bedeutend jünger war. Damals gerade 26 Jahre. Dementsprechend war sie eher so wie eine "gute Freundin" und auch nicht all zu streng, wenn man etwas nicht korrekt war. Dennoch hatten die Schüler Respekt vor ihr und es war nicht laut. Etwas ungewöhnlich war jedoch die Tatsache, daß sie halt zuvor schon ein Jahr lang mit den Zwöftklässlern Unterricht gemacht hatte und wir als Elftklässler sozusagen "dazu gestoßen sind" und halt dementsprechend paar Insider-Witze nicht verstanden konnten. Dennoch war ihr Unterricht sehr gut, denn sie nahm alle Schüler mit und hatte, wie gesagt, auch Verständnis für diejenigen, die nicht so gut waren. Etwas blöd fand ich nur daß sie, immer wenn Schüler krank waren, über sie gelästert hat. Ihr Unterricht hatte in etwa immer das folgende Muster
-Einführung des Themas
-Unterrichtsgespräch über das Thema
-Erteilen eines Arbeitsauftrages, den man während des Unterrichts ausführen sollte
-Während der Bearbeitungszeit Lästereien über Kollegen oder abwesende Mitschüler
-Besprechung des Arbeitsauftrages.
Abgesehen von dem Lästern war es also ein ziemlich guter Unterricht.
Nicht falsch verstehen- ich fand die anderen Französischlehrer auch gut. Nur war halt da das Problem, daß entweder die Schüler null Respekt vor ihnen hatten (6./7./8./10. Klasse) und es deswegen kaum zu richtigem Unterricht kam, da die Lehrer die ganze Zeit damit beschäftigt waren "die Klasse zu beruhigen" oder die Lehrer notorisch streng und überfordernd waren (9. Klasse).
Die Lehrerin, die wir in der 11. Klasse, zusammen mit den Zwölftklässern bzw. in der 12. Klasse zusammen mit den Elftklässlern hatten, war hingegen bei allen Schülern beliebt - wahrscheinlich, weil sie vom Alter auch sehr nah an den Schülern dran war. Deswegen hatte sie halt von allen Schülern eine Chance bekommen und sie wurde ernst genommen - eine Sache, die den anderen Französischlehrern leider verwehrt blieb. Deswegen denk ich, das an Französisch-LK bei uns damals so wenig Interesse bestand. Trotz Partnerschule in Paris und Direktorin mit französischem Geliebten.
An meiner Schule ist das so: Die Französischlehrer sind fast ohne Ausnahme Unsympathen und der Unterricht bleibt bis in die Oberstufe auf einem sehr geringen Niveau. Gut möglich, dass es daher kommt, dass die Schüler in ihrem Alltag keinerlei Berührung mit der Sprache haben, jedenfalls nicht so wie in Englisch. Fast jeder sieht jeden Tag Plakate in englischer Sprache, hört englischsprachige Musik, schaut früher oder später englische Videos, liest englische Texte. Es besteht bereits ein privates Interesse, zu verstehen, was einem da ständig begegnet. Mit Französisch ist das nicht so. Da sind die Schüler völlig auf den Stoff aus dem Unterricht angewiesen, den sie schnell als Qual empfinden und es ist dann auch für den Lehrer sehr schwer, ein höheres Niveau zu erreichen. Ich saß in der 11. Klasse im Französischleistungskurs und wir haben zuerst das französische Alphabet (Aussprache der Buchstaben) wiederholt. Ehrlich gesagt habe ich mich dabei so dermaßen unterfordert gefühlt, dass ich den Leistungskurs gewechselt habe.
Die Fächer ähneln sich auch. In NDS z.B. ist das Englisch und Französisch Abitur genau gleich aufgebaut und die Bewertungskriterien sind auch dieselben, nur eben unterschiedliche Sprachen und Themen. Wobei man in Französisch mehr Grammatik macht und wiederholt, weil die oftmals noch nicht ganz so gut sitzt wie in Englisch