Warum sind manche Menschen kriminell?

6 Antworten

Es gibt einen unterschiedlichen Appetit auf Risiko: Was kann man dabei gewinnen? Was kann einem dabei widerfahren?
Manche blenden Risiken bewusst aus oder denken, sie haben nichts zu verlieren. Andere sind eher gefühlsgesteuert und unterschätzen die Risiken systematisch.

Wenn man nicht völlig durch ist und ein Mindestmaß an Erziehung genossen hat, sagt einem aber auch schon das Gewissen, was man besser unterlassen sollte - selbst wenn man nie ein Gesetzbuch gelesen hat.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ehemaliger Kommunalpolitiker und Mandatsträger

Der Forschungsbereich der Kriminologie beschäftigt sich schon seit Jahrzehnten mit den Gründen für Verbrechen. Er besagt: Man lernt grenzüberschreitendes Verhalten schon als Kind, handelt impulsiv oder bricht das Gesetz aufgrund von Ohnmacht und Frustration. Darüber hinaus gibt es noch sehr viele weitere Gründe. Diese Gründe werden in Theorien festgehalten, wie beispielsweise in der Allgemeinen Kriminalitätstheorie nach Gottfredson und Hirschi, die kriminelles Verhalten vor allem auf ein Defizit an Selbstkontrolle zurückführt. Die Subkulturtheorie nach Cohen hingegen besagt, dass sich Menschen vor allem aus benachteiligten Schichten in Gruppen zusammentun, um durch kriminelles Verhalten Prestige und Anerkennung zu erlangen.

„Jede dieser Theorien hat ihre Berechtigung. Aber alle lassen sich auf drei Faktoren runterbrechen: Biologie, Psychologie und soziales Umfeld.“
Prof. Dr. Martin Rettenberger, Direktor der Kriminologischen Zentralstelle

„Jede dieser Theorien hat ihre Berechtigung“, sagt der Krimininalpsychologe Prof. Dr. Martin Rettenberger, Direktor der Kriminologischen Zentralstelle. „Aber alle lassen sich auf drei Faktoren runterbrechen: Biologie, Psychologie und soziales Umfeld.“ Laut Rettenberger entscheide das Zusammenspielen aller drei Faktoren darüber, ob jemand kriminell wird oder nicht.

Bezüglich der biologischen Faktoren spielt die Genetik eine wichtige Rolle. Hier sollen wie in einer Studie der Fachzeitschrift American Sociological Review einige Gene entscheidender für das Ausbrechen von kriminellen Verhalten sein als andere. Durch eine starke familiäre Bindung könnten sich solche Effekte aber schon als Kind stark abschwächen – zum Beispiel durch eine tägliche Mahlzeit mit der Familie. Zu den biologischen Faktoren kommen laut Rettenberger die psychologischen Faktoren. Sie beinhalten Einstellungen, Haltungen oder Persönlichkeitsmerkmale – wenn man zum Beispiel als Kind von seinen Eltern zum Schützenverein mitgenommen wird, lernt man früh, dass Waffen nichts Schlimmes sind. In Kombination mit anderen Faktoren kann dies später zu einer gewaltverherrlichenden Haltung führen. Zuletzt sei das soziale Umfeld entscheidend. Es bezeichnet sowohl das direkte Umfeld wie Freunde und Familie, als auch den größeren gesellschaftlichen Kontext.

Auch das soziale Umfeld kann ein relevanter Faktor für eine kriminelle Handlung sein. Selbst, wenn man gar nicht beabsichtigt, das Gesetz zu brechen. „Menschen, die hier aufwachsen, lernen über Jahre, was strafbar ist und was nicht“, so Rettenberger: „Das ist bei manchen Taten wie bei Mord eindeutig. Bei anderen Handlungen etwas schwieriger.“ Zum Beispiel: Laut einer Analyse des Bundeskriminalamts im Frühjahr 2019 wurden von Geflüchteten am meisten Vermögen- und Fälschungsdelikte begangen. Den Großteil machte die „Beförderungserschleichung“ aus – kurz: Schwarzfahren. „Da kann man überlegen: Vielleicht hatten die Menschen wirklich kein Geld“, sagt Rettenberger. „Vielleicht wussten sie aber einfach nicht, dass Bus oder Bahnfahren etwas kostet. In einigen Ländern muss man nichts bezahlen, in anderen müsste man es, aber niemand tut es und in wieder anderen gibt es gar keinen Nahverkehr.“

„Diese Erfahrungen von Gewalt könnten enorm die Hemmschwelle senken, selbst eine Tat zu begehen.“

Prof. Dr. Dominic Kudlacek, Hochschule Bremerhaven

Auch Prof. Dr. Dominic Kudlacek von der Hochschule Bremerhaven hebt die Bedeutung der Lebensumstände hervor. Laut dem Sozialwissenschaftler und Kriminologen fallen darunter psychologische Faktoren, sowie das soziale Umfeld. Aber man müsse sich immer die Gruppe anschauen, über deren Kriminalität gerade diskutiert wird.

Die meisten Menschen, die einen Asylantrag stellen sind junge Männer – eine Gruppe, die laut Kudlacek kulturübergreifend zu mehr Kriminalität neigt. In der Großstadt verstärke sich das Problem: Die geringere soziale Kontrolle und die vielen Möglichkeiten begünstigen straffällige Handlungen.

Auch der Fluchtverlauf kann einen großen Einfluss auf die Kriminalität haben. Dazu befragten Kudlacek und sein Team circa 1000 Menschen in Flüchtlingsunterkünften und konnten zeigen, dass mit der Fluchtlänge die Wahrscheinlichkeit für traumatische Erfahrungen steigt. Vor allem betroffen seien davon Geflüchtete aus Zentralafrika. Sie müssten lange Fluchtrouten hinter sich bringen, teilweise zwischendurch in anderen Ländern unter den Bedingungen von Sklaverei arbeiten und unter lebensbedrohlichen Bedingungen über das Mittelmeer fliehen. Möglicherweise mit fatalen Folgen: „Diese Erfahrungen von Gewalt könnten enorm die Hemmschwelle senken, selbst eine Tat zu begehen“, sagt Kudlacek. Zudem sorgten sie für Not und Verzweiflung, was ebenfalls ein Grund für kriminelles Verhalten sein kann.

Die Neigung zum Schlechten, als Sünde bezeichnet, liegt in uns allen. In manchen besonders stark. Der Zeitgeist dieser Welt wird als "vom Teufel" beschrieben, ist nicht zu unterschätzen. - 1.Johannes 5:19

Kommt 1. auf die Definition von Kriminalität und 2. auf Erziehung & Moral an.

Die meisten Menschen die (richtig) kriminell werden haben meist eine Vorgeschichte. Zbsp. Schwere Kindheit, Armut, brutales Umfeld, falsche Freunde, psychische Defizite...