Warum revolutioniert man unser Schulsystem nicht?

10 Antworten

Erstens hat jede Gesellschaft ihre Zeit. Zweitens hat vieles auch mit der jeweiligen Mentalität zu tun. Manchmal werden die Leute faul, weil sie sich für etwas "Besseres" halten. Dann gibt es Gesellschaften, die nicht gegeneinander arbeiten, sondern (scheinbar) miteinander an einem Strang ziehen, wie z. B. China (obwohl das realistisch betrachtet natürlich Quatsch ist, weil jeder Mensch zuerst sieht, wo er/sie bleibt). M. E. ist Israel noch das Land, trotz des allgemeinen Chaos dort, was dem tatsächlich "gesellschaftlich gemeinsam an einem Strang ziehen" noch am nähesten kommt. Die meisten asiatischen Länder wollen ganz nach oben, allen voran China, welches sich als Gesellschaft auch als etwas Besseres und überlegen vorkommt und welches die Weltherrschaft anstrebt und m. E. auch bekommt, wenn es noch etwas so weitergeht. Entsprechend sind die Schulen ausgerichtet (ob nun sinnvoll oder nicht sei mal dahingestellt). In Deutschland träumt man im Massenwahn derweil von unzähligen unter 30-Jährigen (die nie geboren wurden) mit Top-Ausbildung (die kaum jemand bekommt) und 30-jähriger Berufserfahrung (die durch Vorselektion und Katalogisierung nur wenige überhaupt jemals erreichen können) verfügbar für jeden mies "bezahlten" Job von gestern. Und klein, klein.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Genau, manchmal träume ich:

Ab drei Jahren verpflichtend in den Kindergarten, Vollzeit 8-10 Stunden. Danach, ab 5 Jahren Ganztagsschule und zwar richtig, nix mit Nachmittags-Bespaßung und eventuell Hausaufgabenhilfe, sondern richtigen Unterricht von 08:00 bis 17:00 Uhr.

Ein Schuljahr hat Trimester mit je drei Wochen Ferien, wenn die Noten in einem Trimester nicht mindestens 3+ sind wird in den beiden folgenden Trimestern am Samstag in der Schule gelernt!

Und weil das alles kein Spaß ist kostet schon der Kindergartenplatz 500€ pro Monat und das Schultrimester kostet auch je 500€. Was nichts kostet ist nichts wert.

Aber jeder Alptraum ist mal zu Ende.

Unser Schulsystem ist aus diversen Gründen marode. Einerseits zu wenig Geld, einerseits überarbeitete Lehrer und zum anderen haben wir auch ein "Niemand wird zurückgelassen" System, das schlicht die Geschwindigkeit an "den langsamsten" anpasst.

Denkst du, der "Druck" der in China und Japan herrscht, würde hier funktionieren? Du hast jetzt schon Probleme und so viele psychische Ausfälle und Belastungsprobleme und Lehrer "müssen" langsam machen - vor allem in "Brennpunktschulen" und die mit hohem Migrantenanteil. Diese Kinder sind wahlweise aus ihrer Heimat oder aus dem Elternhaus ein derartiges "hartes Ackern" nicht gewohnt und auch "wir" hier haben immer mehr Eltern, die die Schule für das Versagen ihrer Kinder verantwortlich machen.

Würden wir ein fernöstliches System nehmen, hätten wir nur noch ein Viertel Abiturienten - und der Rest würde unterwegs verloren und "ewig Harz 4" oder "Niedriglohn - noch schlimmer, als sowieso schon.

Wir sind keine Leistungsgesellschaft mehr - was glaubst du, wieso uns so viele Fachkräfte fehlen? Genug Personen sind da - aber die sind alle zu schlecht ausgebildet, motiviert, angelehrnt und arbeitsbereit. Sprich mal mit irgendeinem Ausbilder - die meisten werden dir Horrorstories erzählen von den "Neuen".

Angstschatten  20.06.2021, 16:50

Stichwort angeblicher "Fachkräftemangel": Und weil man prinzipiell nur bis 30 Jahre, natürlich von anderen ausgebildet und mit 30-jähriger Berufserfahrung, eingestellt wird. Das Wort "Fachkräftemangel" erinnert einen vielseitig qualifizierten, dennoch arbeitslosen bald 61-jährigen Babyboomer verdammt an "Arbeit macht frei"!

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Winterlimonade  20.06.2021, 18:00
@Angstschatten

Du hast schon nicht Unrecht - die "Anforderungen" sind teilweise wahnwitzig hoch - aber das invalidiert nicht das andere Problem: Schlechte Bildung und Schulbildung. Ich kenne jemanden, der Ausbildet - in einem handwerklichen Betrieb - und beschwert sich, dass seit Jahren kein gutes Personal mehr nachkommt - die, die anfangen, sind schulisch so übel, dass es Jahre benötigen würde, sie "nachauszubilden" bzw. "nachschulen" damit sie überhaupt anfangen können. Und für die "guten" Jobs in der IT brauchst du wahlweise ein IT Studium oder Beziehungen. Das ist nicht mehr wie vor einer Generation, wo man einfach mit "Hauptschule" jeden Job anfangen konnte. Ich fürchte, die Zukunft wird so aussehen, dass es wieder vermehrt "Privatschulen" gibt, von denen dann die Fachkräfte kommen, die "staatlichen" Schulen lenken dann gleich in Harz-5 o.ä. um oder in Niedriglohnjobs.

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Angstschatten  20.06.2021, 18:42
@Winterlimonade

Das mag alles stimmen, nur beantwortet das eine Frage nicht: Wenn man angeblich keine Arbeitskräfte findet, aber gleichzeitig zig arbeitslose Babyboomer, sehr wohl qualifizierte und sich auf dem Stand der Zeit befindende, am "Arbeitsmarkt" weniger als Null Chancen haben, nur weil sie aufgrund der Zahl in ihrem Lebenslauf, egal wie fit sie real sind, erst gar keinen "Passierschein" bekommen, dann ist doch etwas oberfaul, oder?

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Winterlimonade  20.06.2021, 20:08
@Angstschatten

Sicherlich stimmt das. Die Frage aber wäre: Die "Babyboomer" - wie viele davon sind "Internet-Ready" ? Ich sehe das an meinem Dad - der ist zwar jetzt in Rente, aber der hatte auch schon Ende der 90er den "Anschluss" verloren und nur seine 2 einfachen Programme gekonnt - für alles andere war es schon "zu schnell, zu komplex" etc. Ich denke mal, dass du für die IT-Fachberufe einfach junge Menschen brauchst, die "mitten" in der Materie stehen.

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Du hast nicht die geringste Ahnung von einem möglichst für die Schüler nicht nur verschiedenen Alters und zugleich die Anforderungen der unterschiedlichen Bereiche der Berufswelt eines Staates ausbalancierten Schulsystem!

Deshalb wünsche ich dir, ´mal ein Jahr eine so genannte allgemeine Schulbildung in einer dieser Diktaturen genießen zu dürfen - mit zu absolvierenden Prüfungen in Englisch und Deutsch - beginne am deutschen Gymnasium in Singapore!

Am meisten wirst du dich wundern, was dort überall der Begriff "persönliche Freiheit" bedeutet.

Selbst das deutsche Schulsystem ist individueller als deine genannten Beispiele.

In China beispielsweise werden alle so erzogen, dass sie in das Bild der Regierung passen. Dazu herrscht dort ein gewaltiger Druck von Seiten Eltern, Schule und Staat.

Eines kann ich dir sagen, das willst du nicht.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich bin selbst Schüler :D
Skoph  20.06.2021, 16:53

Das ist noch sehr verharmlosend ausgedrückt! Längst ist in China in den Millionenstädten die europäische Kunst wie klassische Musik und Literatur für die gebildete Schicht der jungen, berufstätigen Menschen ein oft einziger Ort, ihre Sehnsüchte nach eigener Freiheit im politischen und philosophischen Nachdenken zu träumen. Und sie wundern sich, wenn sie hier zu Besuch sind, wie wenig Interesse die aus ihrer Sicht "zum Nachdenken zu bequeme Mehrheit der europäischen Jugendlichen" daran haben möchte, um humanistisch geistig zu reifen.

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KleinStein  20.06.2021, 17:08
@Skoph

Stimmt, ich habe es wirklich recht realitätsfern ausgedrückt. Da hast du Recht ;-)

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