Warum nimmt die Attraktivität des Buddhismus in der westlichen Welt zu?

Das Ergebnis basiert auf 23 Abstimmungen

Katholisch-Christlich 30%
anderes 30%
Buddhismus 17%
Evangelisch-Christlich 13%
Moslem 4%
Jude 4%
Hindu 0%

20 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Buddhismus

Ich bin Buddhist der Soto-Zen-Tradition und möchte mich dazu äußern.

Warum nimmt die Attraktivität des Buddhismus in der westlichen Welt zu?

Ich kann nicht beurteilen, inwiefern sie tatsächlich noch zunimmt. In den 1990ern gab es zumindest medial einen Boom mit Filmen wie "Little Buddha" oder "Sieben Jahre in Tibet",

Meiner Meinung nach beruhen die Sympathien für den Buddhismus zumindest teilweise auf oberflächlichen Kenntnissen der Lehre, Faszination für asiatische Exotik und dem Wunsch nach Individualität und Selbstentfaltung ohne Dogmen.

Missverständnisse

So wird die Vorstellung der "Wiedergeburt" meist missverstanden und in New Age Manier als eine Seelenwanderung von einem Leben zum anderen interpretiert.

Auch ist "Karma" kein Payback-Punktesammelsystem mit Belohnungen und Bestrafungen für Taten, Worte und Gedanken, wie häufig angenommen wird.

Auch die Vorstellung des "Erwachens" oder des "Nirvana", des endgültigen Verlöschens, ist nichts, was mit magischen Kräften, oder einem Paradies verbunden ist.

Manche Menschen unterschätzen auch den Umstand, dass es keine höhere Instanz gibt, die Vergebung spendet - man muss seine Schuldgefühle selbst verarbeiten.

Bereits die Grundlehe "Das Leben ist leidvoll/unbefriedigend" sollte eigentlich klar machen, dass der Buddhismus keine Wellness-Religion ist.

Der Buddhismus kennt zwar keine Gebote, jedoch nimmt man als Buddhist freiwillig Gelübde auf sich, mit denen man moralische Ansprüche an sich selbst stellt.

Er ist also keine Lehre für philosophierende Feierabend-Kiffer, die beim Gelübde "den Geist nicht betäuben", nach belieben, wenns gerade unbequem ist, ein Auge zurdrücken.

Buddhistische Meditation wird auch gerne mal zweckentfremdet und auf eine reine Entspannungsmethode für gestresste Großstädter reduziert.

Dann wird gefragt, welche ganzen positiven Wirkungen zu erwarten sind, so als wäre es eine Art von Therapie für bestimmte Probleme.

Unkenntnis

Vielen Menschen sind meiner Erfahrung nach dem Buddhismus gegenüber ziemlich vorbehaltslos eingestellt und man sympathiere "mit diesen friedlichen Mönchen".

Dem Gegenüber steht das Image einer angestaubten, dogmatischen, scheinheiligen und brutalen katholischen Kirche voller pädophiler Priester - soweit das Klischee.

Tatsächlich haben buddhistische Dachverbände in Japan während des Pazifikkriegs die Bevölkerung ideologisch auf den Opfertod eingeschworen.

Die gleichen Dachverbände veröffentlichen nationalistische Propaganda in ihren Gemeindeblättern und sammelten Spenden, von denen Kampfflugzeuge gekauft wurden.

Durch Schulung in "Soldaten-Zen" sollten die jungen Männer furchtlos sein und sich selbst in völlig selbstmörderische Banzai-Attacken stürzen.

Auch besuchte eine Delegation der deutschen Hitlerjugend (HJ) eines der großen Hauptklöster. Dort sollten sie sich von der Disziplin inspirieren lassen.

In Tibet gab es eine Theokratie, eine Art religiöse Herrschaft, in der Leibeigenschaft und Körperstrafen üblich waren - also keineswegs ein himmlisches Shangri-La.

Individuelle Schattenseiten

Doch auch in unserer Zeit gibt es noch schwerwiegende Probleme

So ist bei vielen bekannten buddhistischen Lehrern, die durch ihre Bestseller heute noch bekannt sind und immer noch viele Anhänger haben, finstere Hintergründe bekannt geworden.

Da gibt es Berichte von Alkoholismus, Kokainkonsum, Manipulation und Hörigkeit, finanzielle Ausbeutung, Misshandlungen bis hin zum jahrzentelangen sexuellen Missbrauch.

Erst letztes Jahr wurde in Deutschland ein sehr engagierter buddhistischer Priester wegen sexuellen Missbrauchs von Flüchtlingskindern zu einer Haftstrafe verurteilt.

Ich brauche hier gar keine Namen zu nennen - eine Google-Suche nach den Namen eines Lehrers, verbunden mit Suchbegriffen wie "critcism" "critics" "abuse" "sex" usw. sollte reichen.

Tatsächlich sind sogar einige der umstrittenen Lehrer dazu übergegangen, die Löschung unliebsamer Kommentare im Netz mit Unterlassungsklagen durchzusetzen, oder schicken treue Anhänger zum Trollen...

Es ist eben nicht jeder so heilig, wie er sich gibt. ;-)

Fazit

Diese Missverständnisse und fehlendes Wissen sind einige der Gründe dafür, weshalb der Buddhismus so überwiegend positiv im Wesen.

Natürlich könnte auch auch zahlreiche positive Faktoren aufzählen, aber auch da besteht meiner Meinung nach das Risiko von Missverständnissen.

Wenn ein Buddhist von "Freiheit" spricht, denkt ein junger Intellektueller womöglich an das Recht auf freies Denken, auf kreative Selbstentfaltung, Selbstfindung und die Welt mitgestalten zu können.

Der Buddhist meint damit aber auch die "Freiheit vom Ego", das aufgeben der Anhaftung an Ruhm, Macht, Anerkennung, Geld, oder Partnerschaft.

Der Buddhismus weist diese Dinge nicht gänzlich zurück, ruft aber zu einem verantwortungsbewussten Umgang auf.

Wenn solche Feinheiten nicht klar sind, wird der Buddhismus oft fälschlich als lustfeindliche Asketenreligion oder als beliebigkeitsphilosophie angesehen.

Ich persönlich würde es begrüßen, wenn Menschen sich grundlegender mit dem Buddhismus befassen würden, anstatt irgendwelche "buddhistischen" Lebenshilferatgeber zu lesen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit etwa 40 Jahren praktizierender Buddhist
Viktor1  22.01.2018, 18:37

Also - du meinst, der Buddhismus entspricht etwa dem der Botschaft Jesu (außer dem Streben nach dem "Nicht-Sein") - so wie du das rüber gebracht hast.

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Enzylexikon  22.01.2018, 20:02
@Viktor1

Ich will eigentlich nur sagen, dass viele Menschen die Ansprüche des Buddhismus nicht sehen und ihn für eine Art lockeren Selbstfindungstripp halten. Gleichzeitig sind die historischen Schattenseiten kaum bekannt, oder werden ignoriert.

Ich bin einfach der Meinung, um "gute Kenntnisse" des Buddhismus vorweisen zu können, muss man auch die "unguten" Aspekte kennen.

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Enzylexikon  01.11.2018, 20:52

Vielen Dank für den Stern. :-)

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Evangelisch-Christlich

Ich bin Lutheraner von Geburt an und fühle mich damit auch wohl, bin also überzeugter Lutheraner.

Meine Ehefrau ist Katholisch.

Wir haben aus diesem Bereich keinerlei Probleme in der Ehe.

anderes

Buddhismus ist keine Religion, sondern ein Leitfaden wie sich ein guter Mensch verhalten soll.

Religion

Als dem Menschen mit zunehmendem Wissen bewusst wurde,

dass sein Leben endlich ist, er also eines Tages sterben wird, fragte er sich:

Was kommt danach?

Die frühen Menschen konnten sich vieles was um sie herum

vorging nicht erklären. Also dachten sie da wären Geister die man ja nicht

sehen kann, und die sind für alles Unerklärliche verantwortlich. Da war z.B.

der Donnergott der war böse, oder der Regengott, der war gut und so weiter. Für alles gab es Götter.

Jetzt kamen schlaue Mitmenschen, man dann auch Strolche

sagen, die erzählten sie wären von den Göttern geschickt und nannten sich

Priester. Sie hätten den „direkten Draht“ zu den Göttern und wenn die Menschen genau das machen was die Götter befehlen, dann kommen die Menschen in den Himmel. 

Einfacher als mit mehreren Göttern war es dann mit einem Gott.

Die Priester haben sich jetzt ein schlaues Leben gemacht, sich von

ihren Mitmenschen versorgen lassen, und die „Götterboten“ gespielt.

Dies alles gibt es heute noch, heißt jetzt Religion (es gibt

sogar mehrere). Religionen sind ein riesiges Geschäft. 

Unter dem Deckmantel der Religion

kann man ganz leicht Leute manipulieren, fremde Länder ausplündern, sogar

morden lassen (Kriege führen), terrorisieren, und vieles mehr. Ein

intelligenter Mensch sollte nichts „glauben“, sondern nur akzeptieren was für

ihn beweisbar ist. Beweisbar kommt von Wissen. 

Wer intelligent genug ist sollte das Religionsgeschäft mit diesem Gott durchschauen können. Egal ob Christ, Islam, Hindu, und was es da noch alles gibt.

Wer dieses Geschäft durchschaut, hat mit Religionen keinerlei Probleme mehr, denn er fühlt sich diesen Lügenmärchen nicht mehr zu gehörig.

Katholisch-Christlich

Mir wäre das nu das sich hier der Buddhismus ausbreitet. Bisher trifft das meines Wissens nur auf den radikalen Islam zu.

danhof  22.01.2018, 12:44

Der radikale Islam breitet sich bei uns aus? Der milde nicht? Wo gibt es dazu Zahlen?

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HardwareGuru99  22.01.2018, 14:05
@danhof

Ich bite sie sich mal die Nachrichten der letzten Jahre zu reflektieren.

wann gab es das letzte mal zeitlich konzentriert so viele Islamistische Terroranschläge?

Da ist es doch offensichtlich, das meine Behauptung der nackten Realität entspricht.

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verreisterNutzer  24.01.2018, 14:00
Mir wäre das nu das sich hier der Buddhismus ausbreitet. Bisher trifft das meines Wissens nur auf den radikalen Islam zu.

Wenigstens siehst du selbst ein, dass es sich hierbei nur um dein (politisch und wissenschaftlich zum Glück unbedeutendes) Wissen handelt und nicht um Fakten.

Statistisch gesehen ist der Atheismus auf dem Vormarsch. Der Islam ist zweifellos eine Religion mit schlechtem Image nur kenne ich eben genug Moslems die nicht in das Turbanträger- und Bombengürtel-Schema passen

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HardwareGuru99  24.01.2018, 15:39
@verreisterNutzer

Der Atheismus ist aber keine Religion und somit für diese Debatte zu vernachlässigen.

Und selbstverständlich handelt es sich bei meiner Behauptung um einen Fakt.

Die massenhafte Zuwanderung von Muslimen kann ja wohl niemand leugnen. Ebenso wenig das darunter viele radikale Kräfte sind.

Von daher ist es nur folgerichtig zu sagen der radikale Islam breitet sich aus.

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Offiziell (auf dem Papier, wegen den Eltern) Moslem: Ich praktiziere aber nicht (weder Gebet noch Ramadan oder dergleichen...)

Meine Freundin ist christlich, allerdings sind wir sehr liberal und beide eher atheistisch eingestellt.

Von vielen wird der Buddhismus als friedlich empfunden, was aber historisch gesehen nicht stimmt. Ich verstehe generell das Gezanke um Religionen nicht... soll doch jeder das glauben was er will. Staat und Kirche sollten meiner Meinung nach noch strenger voneinander getrennt werden.

Die Kirche (oder Moscheen, Synagogen, Tempel...) sollte als ganz normaler Verein behandelt werden und sollte nicht irgendwelche rational unbegründbaren Sonderrechte besitzen.

Dukkhanirodha  22.01.2018, 12:47

Bezueglich des friedlichen Charakters des Buddhismus moechte ich anmerken, dass der Buddhimus in seinen Lehren die Gewalt von einzelnen Individuen oder Gruppen nicht lehrt -- in keinster Weise lehrte der Buddha einen gerechten Krieg, so etwas gibt es bei ihm nicht. Der Buddha im Genauen hierzu:

„Ihr Bhikkhus (Moenche), sogar wenn Banditen euch barbarisch Glied für Glied mit einer Doppelgriffsäge in Stücke teilen würden, würde derjenige, der einen verdorbenen Geist ihnen gegenüber entstehen ließe, meine Lehre nicht befolgen. Darin, ihr Bhikkhus, solltet ihr euch so üben: ,Unser Geist wird unbeeinträchtigt bleiben, und wir werden keine bösen Worte äußern; wir werden in Mitgefühl für ihr Wohlergehen verweilen, mit einem Geist voll Liebender Güte, ohne inneren Haß. Wir werden verweilen, indem wir sie mit einem Herzen durchdringen, das von Liebender Güte durchtränkt ist;"

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verreisterNutzer  22.01.2018, 13:28
@Dukkhanirodha

Das mag schon stimmen... die Praxis sieht aber anders aus... viele Buddhistische Länder waren alles andere als friedfertig. Du hast aber grundsätzlich Recht.

Religionen widersprechen sich sowieso... z. B. steht in den 10 Geboten, dass man nicht töten darf... im Jihad oder bei der Inquisition hat man das wohl augeblendet. Gerade die USA z. B. haben heute noch eine Todesstrafe obwohl das ja nicht sehr "christlich"/religiös ist.

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ArbeitsFreude  24.01.2018, 11:11

Worauf beziehst Du Dich, werter Radesch, wenn Du schreibst, dass der Buddhismus HISTORISCH GESEHEN nicht friedfertig ist/war?

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verreisterNutzer  24.01.2018, 13:54
@ArbeitsFreude

Das gleiche wie bei anderen Religionen auch... Keine Religion toleriert Mord, also toleriert auch keine Religion Kriege... Zumindest mag man das glauben.

Da Machthaber Religion allerdings immer missbrauchen um eben die Bevölkerung zu unterdrücken und/oder zu steuern, war das immer egal. Eigentlich hätten Religionen zu Frieden führen müssen. Stattdessen haben sie Leid in einem Ausmass verursacht, dass schon beispiellos ist.

Ja man kann also rein objektiv sagen, dass Religion das schlechteste ist, was der Menschheit passieren konnte. (Auch wenn sie nur als Vorwand dient.)

Beispiel von nicht friedlichen Buddhisten:

Einfach mal "Buddhismus und Krieg" googlen. Da gibt es mehr als genug Beispiele.

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